Detroit Grand Pubahs - " Nuttin' Butt Funk"

Dass Paris The Black Flu und Andy "Dr. Toefinger" Toth, einen am Sträußchen haben, dürfte bekannt sein. Dies trifft auch auf ihre Vorliebe für Rundungen im Allgemeinen und den sogenannten Booty (Detroit-Fachterminus für Gluetus Maximus) im Speziellen zu. Und doch setzt das Duo immer wieder einen drauf in puncto Crazyness sowie seltsame Exkursionen in weit entfernte Galaxien, bestehend aus Titten, Ärschen und Beats.

Beispiel gefällig? Gerne. Der Opener des neuen Longplayers "Nuttin' Butt Funk" präsentiert sich als eine Reise in ganz ganz tiefen Detroit Space Sound, wie man ihn sonst vielleicht von Juan Atkins, Derrick May oder Kenny Larkin erwarten würde. Soft, deep und funky führen die zwei selbsternannten Arschkreaturen auf bizarre Wege und umschmeicheln Herz und Ohr auf dem "Skydive From Venus".

Aber eben nur um einem im nächsten Moment eine derbe Detroit Techno-Breitseite vom Schlage alter Red Planet-Scheiben (The Martian usw.) zu verpassen. Die hatten auch schon ein Faible für extraterrestrische Problemstellungen.

Und tatsächlich würde der Sound gut zu einer Kampfszene eines Roland Emmerich-Films passen: Aliens jagen Menschen, die Köpfe platzen im Takt der Beats ... "Message From Overkill" eben. "Das folgende "Crystal" schlägt in eine ähnliche Kerbe. Bang Bang.

Und da man ja nun bisher kaum ein schmutziges Wort verloren hat (außer "Bang") zur Auflockerung ein kleines Verbalstückchen: "I like touching myself in public, Luke" spricht Vater Vader zu seinem verstörten Sohn. Kein Wunder, dass der dann später sehr verwirrt und böse wird. Und wer jetzt denkt, er hätte die Ass-Booty-Butt-Nummer halbwegs durchschaut, wird nochmals ganz lässig von hinten erwischt: Es folgt ... P-Funk. Echt.

"Rollin' Paper & Bush" erinnert vom Gitarrenlick her an "Cosmic Slop" von Funkadelic und groovt unwiderstehlich vor sich hin. Auch gesanglich steht man hier George Clinton in nichts nach. Paris vibriert, die Ladies geben Gas, Kopfstimme und Sprechgesang kommen auch zu Ihrem Recht. Funky.

Textlich hingegen hat wohl nicht mal Crazy George den Hauch einer Chance, die Weirdness von Paris auch nur annähernd zu erreichen. Feines Stückchen, dass da so ganz unverhofft dazwischengestreut wird. Und das zeigt, wo die ganze UFO-Chose eigentlich ursprünglich herkommt. So weit so gut.

Doch leider passiert nach diesem charmanten Hinhörer nicht mehr ganz so viel. Die Beats bewegen sich abwechselnd zwischen "hektisch elektroesk" und etwas "getragener detroitish", sind aber nicht wirklich aufregend. Auch vocaltechnisch hat es sich schon fast,
abgesehen von diesen seltsamen kleinen Schmutzapellas zwischen den eigentlichen Tracks.

Hin und wieder bekennt The Flu, er sein "Dirty Ole' Man" (echte jetze?) oder er fordert zum "Let's go" auf. Auf "Thanks For Coming" "wird dann noch mal zu Downtempogeplocker ein Haufen Schlüpfriges verfasst. Nun ja. Einfach nur ziemlich schräg zu sein, trägt halt nicht jeden Track ins Nirvana.

Das Freakerl-Konzept der Detroit Grand Pubahs
ist sicher eine ganz hervorragende Spielwiese, um sich in unterschiedlichster Weise auszuleben und selbst einen Heidenspaß am Rumferkeln zu haben. Und es tut der oftmals allzu schulmeisterlich ernsten Technogemeinde auch gut, wenn man sie mit einer ordentlichen Prise anarchischem Humor mal ein wenig aus der Reserve lockt.

Musikalisch haut das auf "Nuttin' Butt Funk" jedoch nur teilweise so richtig hin. Dabei findet sich der eine oder andere amtliche Technostomper, etwa das leicht dubbige "50.000 Legions" oder auch "Dirty Ole Man". Die komplette Ass'n'Titty-Show ist dann aber doch eher etwas zäh.

Vielleicht hätte der Platte ein bisschen weniger Testosteron-Verstrahlung und stattdessen etwas mehr kosmische Energie über allzu irdisches Mittelmaß hinausgeholfen.