laut.de-Kritik
Raven gehen und Satan anbeten.
Review von Marvin MüllerMit den Vokalisten Ninja und Yolandi Visser sowie dem Produzenten DJ Hi-Tek a.k.a. God tut sich im Jahre des Herrn 2009 die etwas andere Rap-Crew in Kapstadt zusammen. Ihr sehr eigener, absurder Stil, visuell gelinde gesagt fordernde Videos und ein brachialer Sound braingen den ehemaligen Komikern weltweite Beachtung ein.
Die Zeit zieht ins Land, Die Antwoord veröffentlichen regelmäßig Musik, der Hype flaut jedoch allmählich ab. Die letzte Platte "Donker Mag" feiert ihren zweiten Geburtstag und seit längerem kursieren Gerüchte, dass dieses Jahr das neue Werk kommt. Um die Wartezeit auf "We Want Candy" zu verkürzen, legt das südafrikanische Musikphänomen das Gratis-Mixtape "Suck On This" vor, auf dem sich einige neue Lieder sowie Remixe bekannter Antwoord-Songs finden.
Ein unterhaltsames Intro, bei dem Yolandi und Ninja der Welt die richtige Aussprache ihres Bandnamens nahelegen und sich über ihre amerikanischen Fans und deren Unzulänglichkeiten lustig machen: "Dance Wif Da Devil" zeigt die humorvolle Seite der Crew, die sie oft zwischen ihre dunklen und nihilistischen Texten und Clips einfließen lassen.
"Bum Bum" gibt die Richtung vor, in die sich Die Antwoord entwickelt haben. Prägnante und bisweilen komische Texte treffen auf ein von God gezaubertes, knallhartes Klangbild, das Elemente aus Trap, Dubstep und Techno aufgreift und sie in das von Yolandi geschnürte Korsett presst. "Goochie Coochie" besticht nicht nur mit dem genialen Titel. Der Track erwacht mit Kuhglocken, entfesselt eine motivierte Yolandi und bringt nach dem Drop im Refrain eine alte Bekannte mit. Dita Von Teese trägt mit ihrem knackigen Beitrag entscheidend zur Stimmigkeit des Titels bei: "She gets everything she wants. She gets everything for free. She will fuck up your whole life, with her little Gucci coochie (C'mon)."
"Dazed And Confused" agiert im direkten Vergleich geradezu ruhig und zurückgenommen. Die Lyrics kommen besser zur Geltung und eine herzerwärmende Hook machen den Song zum Stärksten des Tapes. Das ebenfalls vergleichsweise ruhige "I Don't Care" besitzt echten Ohrwurmcharakter und überzeugt zumindest in der erste Minute. Danach verliert sich der Song im für Die Antwoord typischen Zwang nach Rave und Party. Das stumpfe Arrangement erinnert mehr an schlechten House als an Die Antwoord in Bestform und zeigt, was das Trio von ihren weltweiten Konzerten mitgenommen hat.
Und das wäre: Party, Party und nochmal Party! Die Remixe auf der Platte sind frühestens nach Unmengen Alkohol oder so manch bunter Pille zu ertragen, auf nüchternen Magen bleiben sie leider unhörbar. Die Antwoord waren wohl zuletzt sehr damit eingespannt, in dunklen Kellerräumen zu raven oder dem Leibhaftigen Opfer darzubieten. Das Leitmotiv der Liebe zum Gehörnten bleibt wie in der gesamten Diskographie auch im Mixtape deutlich erkennbar und stört ebenso wenig, wie der gefühlt hundertste Remix zu "Enter Da Ninja", der, mit teilweise neuen Lyrics ausgestattet, erschreckend gut gelungen ist.
Insgesamt eine lose Zusammenstellung von drei neuen Tracks, die allesamt überzeugen und die Erwartungen an die LP schüren, lustige Skits und einige unhörbar aufgeplusterte Remixe. Als kostenloser Appetizer für die reguläre Platte genügt "Suck On This" allemal, und an einigen Stellen macht das Saugen daran auch tatsächlich Spaß.
2 Kommentare
Also "Pitbull Terrier" im Trap-Remix knallt doch.
Sonst stimme ich dem Rezensenten durchaus zu und geb noch einen Stern drauf.
Bin überrascht, dass ihr das Mixtape reviewed... weil es ja wirklich nur ne kleine Anzahl von neuen Tracks ist. Aber gut.