laut.de-Kritik

Orchester? Mindestens so wichtig wie Klampfe oder Kickdrum.

Review von

Allein schon was die Vorberichte angeht, durfte man mit Großem rechnen: Ist es vom rein technischen Standpunkt her gesehen, kaum mehr notwendig, mit einem Orchester aus Fleisch und Blut zu arbeiten, ist es natürlich nach wie vor ein großes Ereignis für jede Band, diesen Schritt zu tun.

Der Bombast war bei den Norwegern stets ein enorm wichtiger Bestandteil des Sounds, und nachdem Keyboarder Mustis und Basser ICS Vortex der Band den Rücken kehren mussten, gab es doch einige Zweifler hinsichtlich der Qualität weiterer Songs. Diese dürften nun verstummen, denn "Abrahadabra" muss sich in keiner Weise vor irgendeiner früheren Veröffentlichung verstecken - ganz im Gegenteil.

Wenn etwa eine Combo wie Linkin Park davon faselt, dass das aktuelle Album als Ganzes betrachtet werden müsse, um über die einzelnen, schwachen Songs hinweg zu täuschen, so sieht das hier ganz anders aus.

"Abrahadabra" funktioniert definitiv als Gesamtkunstwerk und ist von vorne bis hinten aus einem Guss. Ausfälle? Fehlanzeige. Längen gibt es genauso wenig wie Füllmaterial.

Ein rundum perfektes Album also? Nicht ganz, aber nahe dran. Die Freude über die Koop mit großem Radioorchester und Chor scheint den Herren etwas zu Kopf gestiegen zu sein: Man hat den Eindruck, dass die orchestralen Parts im Mix fast wichtiger als Gitarren und sogar Kickdrum waren. So elegisch und ausführlich kam die Orchestrierung noch nie zum Einsatz, wobei der Bombast seltsamerweise trotzdem weniger aufdringlich klingt als noch bei "In Sorte Diaboli".

In seiner Gänze passt das Album - aber auch für sich allein bestehen sämtliche Songs. Hat man sich vor Jahren noch über den Klargesang von ICS Vortex aufgeregt und jammert diesem nun hinterher, werden sich viele auch am krächzendem Frauengesang von Agnete Maria Forfang Kjølsruds (Animal Alpha) in "Gateways" stören. Nach den ersten Durchläufen geht das dennoch voll auf.

Für zweifelhaften maskulinen Klargesang sorgt in der Bandhymne hingegen Snowy Shaw (Therion), der auch kurzfristig als neuer Bassist gehandelt wurde. Diese beginnt mit stimmungsvoller Atmosphäre und akustischen Gitarren, die tatsächlich von Blastbeats überrollt werden! Auch andernorts geben sich Dimmu Borgir gerne von ihrer harten und schnellen Seite, doch die Grenzgebiete des Black Metals haben Shagrath und Co. schon lange verlassen.

Wo sich beispielsweise Therion mit ihrem Theater-Metal mehr und mehr demontieren, zeigen Dimmu Borgir eindrucksvoll, wie man mit der Kombination aus Metal, Orchester und Chor in Sachen atmosphärischer Musik umgeht.

Trackliste

  1. 1. Xibir
  2. 2. Born Treacherous
  3. 3. Gateways
  4. 4. Chess With The Abyss
  5. 5. Dimmu Borgir
  6. 6. Ritualist
  7. 7. The Demiurge Molecule
  8. 8. A Jewel Traced Through Coal
  9. 9. Renewal
  10. 10. Endings And Continuations
  11. 11. Gateways (Orchestral Version)

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22 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    uärks - wie kann man sich so einen zirkusmetal reinziehen? *würg*

  • Vor 13 Jahren

    Das Album ist qualitativ gut, vermutlich sogar hochstehend. Trotzdem will es mir nicht recht gefallen. Ein echtes Orchester ist leider kein Garant für einen intensiven "Filmmusik-Black-Metal-Sound", wie ihn Dimmu Borgir ansonsten so gut beherrschen.
    Ab und zu erinnert mich das ganze an ein Musical. Der wirklich lächerliche Klargesang unterstützt dieses Gefühl zusätzlich.
    Vielleicht hören wir ja im nächsten Harry Potter einen Song dieser Scheibe.
    Für mich der schwächste Output von DB. :-(

  • Vor 13 Jahren

    Ich mag das Album total gerne. Aber ich habe von Black Metal auch so ziemlich keine Ahnung und bin generell kein Freund von Genre-Käfigen. Also überlasse ich das Haten und Meckern den trven Nagelarmband-Trägern und freue mich über ein in meinen Ohren tolles Stück Musik.