laut.de-Kritik
Angenehme Stadtranderholung im kalifornischen Poprausch.
Review von Jasmin LützHerrlich, mit Blick auf den schönen Bodensee (naja fast) sitze ich in Konstanz endlich noch mal mit meinen Lieblingsredakteuren zusammen und lausche den wunderbaren Popklängen von Dios (Malos). Genau die richtige Musik, um sich vom rauschenden Großstadtgedränge zu erholen und auf die zweiten Sonnenstrahlen zu warten. Der Frühling ist nicht mehr weit entfernt, das weiß man spätestens zu Beginn der Morgendämmerung, wenn die Vögel dich mit ihrem Gesang erbarmungslos aus dem Schlaf reißen. Guten Morgen liebe Vogelgrippe.
Hieß es bei den einen noch "The Drugs Don't Work", tönt es hier gleich zu Beginn "I take drugs but I can't afford them". Sympathisch. Bei Dios (Malos) handelt es sich zur Abwechslung mal um einen NME Hype, der nicht so abgeht wie Franz Ferdinand oder The Killers. Dem kalifornischen Rausch wurde bereits 2004 von der englischen Presse eine große Zukunft vorhergesagt, die sich letztendlich hierzulande wohl doch eher als Geheimtipp entpuppte.
Aber egal. Das gleichnamige Debüt, ganz im Geiste von Brian Wilson (allerdings ohne den wilden Funfaktor), mit seinen ruhigen Indie Singer/Songwriter Popmelodien ist eine angenehme Stadtranderholung. Dios (Malos) behandelt vorwiegend die Themen Drogen und Mädchen.
Das Album produzierte Phil Ek in den Avast! Studios in Seattle, der auch schon für die Shins, Built To Spill und Modest Mouse gearbeitet hat. Heraus kam eine verrauchte Frühjahrskollektion mit sonnenverwöhnten Pophits. Dabei stehen "I Want It All" und das fröhlich in die Hände klatschende "Later Skater" - für den nächsten Sauf-, äh Surf-Trip - im Vordergrund. Nicht zu vergessen die Trinkerhymne "My Broken Bones", die Hefner nicht hätten besser schreiben können. Dazu immer wieder Pianoharmonie mit überraschenden Riffs.
Dios (Malos) machen den etwas anderen Indierocksound, der auch gerne mal in weichen Balladen endet. So als würden sich die Beach Boys mit den Beatles treffen und ab und zu stoßt man dabei mit den Gitarren von Nirvana an. "I Love You To The End" singt Gitarrist und Songschreiber Joel Morales im siebten Track und diese Liebeserklärung spricht dem Indiepüppchen sofort aus dem Herzen.
Im Vorprogramm des Poppriesters Morrissey durfte man das Quartett bereits 2004 live bewundern und Pretty Girls Make Graves saßen ebenfalls schon mal mit im Tourbus. Mit soviel Prominenz um sich herum kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen. Dein Leben wird sich zwar mit diesen bittersüßen Klängen nicht verändern, aber den Alltag kann es ein bisschen erträglicher gestalten. In diesem Rauschzustand überlebst du bestimmt auch jede Tierepidemie.
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