laut.de-Kritik

Dancehall nice again!

Review von

Warum es zum Jahresende bloß immer noch so knüppeldick kommen muss! Da hat man eigentlich schon zusammengepackt, schwelgt gedanklich bereits im Duft des mütterlichen Entenbratens, die alljährliche Dezember-Veröffentlichungsflaute lockend vor Augen - und dann gibt es regelmäßig noch einmal ordentlich auf die Nuss. Diesmal ist es Dr. Ring-Ding, der "Friendly Fiyah" galore verballert: Ein überaus angemessener Startschuss für 2008, wie ich finde.

Der Titel hat System: "Papa Ring-Ding on the mic and the dancehall nice again". Wenn Richie Senior irgendwo auftaucht, um wahlweise zum Mikrofon oder zur Posaune zu greifen, geht in meiner kleinen Welt jedesmal die Sonne auf. Was schadet es da schon, dass man den Gesang bestimmt nicht unter "besonders begnadet" ablegen würde: Der Kerl macht Spaß, rockt wie Sau und bläst mit entschlossenem "We a come fi rule the block!" zum Sturm auf die Tanzfläche.

"Nice Again" spannt vom relaxten Reggae-Tune bis hin zum knallharten Dancehall-Brett einen beachtlichen Bogen. Dass dennoch kein Gefühl von Beliebigkeit aufkommt, muss wohl an den durchgehend positiven Vibes liegen, die dem Heiler meines Vertrauens aus jeder Pore strömen. Vom fröhlich wuppenden Einstieg mit sparsam dosierten Instrumenten und Background-Gesang in "Dancehall Nice Again" schwingt sich Dr. Ring Ding über das dynamisch vorgetragene und doch zugleich völlig entspannt groovende "Sneakers" an der Seite Nikki Deelites zu seinem bisher größten Erfolg hoch.

Sollte es tatsächlich Bashment-Besucher geben, denen "Doctor's Darling" unbekannt ist? Nun, selbst diesen dürfte der gleichnamige Riddim aus dem Hause Seeed, über den die reitenden Reisebegleiter im Verbund mit Anthony B. ihr "Water Pumpee" schmetterten, in Fleisch und Blut übergegangen sein: Hier praktiziert der Namensgeber persönlich, der darüber hinaus gleichermaßen als "Mafia"-Pate, "Hartchor"-Knabe sowie im Verbund mit weit tragenden Bässen und lässigen Keyboard-Klängen in "Cuss Rass" eine exzellente Figur macht ("It's Dr. Ring-Ding on a conscious tune!").

"Vom Vatter" beweist, dass erstaunlicherweise sehr viel mehr Reime auf -atter existieren, als mir im eloquentesten Traum je eingefallen wären. Außerdem weiß ich nun, dass eine Nummer, deren auf einem Psalm basierendes, etwas schleppendes Intro schlimmstes Missionarsgewäsch befürchten lässt, abgehen kann wie Schmidts Katze. Dr. Ring-Dings Performance trägt den nahezu minimalistisch ausgestatteten Dancehall-Beat mühelos und ganz alleine. Gleiches geschieht in "Friendly Fiyah": tief drückende, gedehnte Bässe, dazu ein paar Keyboardklänge, zum Süßen eine Prise Frauengesang - mehr braucht es nicht, um den kratzigen Charme des Hauptakteurs zu veredeln.

In "Lala" auf Seeeds Rodeo-Riddim und "Call Di Doctor" legt dieser enorme Zungenfertigkeit und einige Sprachbegabung an den Tag. "Millionaire" und der Typhoon-Tune "Mafia" stapfen vorwärts wie Godzilla, während Tracks wie "Good Times" oder "Bring De Money" karibisch gut gelaunte Partystimmung verbreiten. In "Hartchor" feiere ich hocherfreut Wiedersehen mit Tekas Racer-Riddim, der mir bereits auf Nosliws Debüt-EP "In Vollen Zügen" ein geflashtes "Boah!" entlockte.

Nicht ganz neu das, was Mr. Ring-Ding hier serviert. Auch "Bombs Over Baghdad" hat bereits einige Jahre auf dem Buckel. Doch wen stört's, wenn die Wucht noch immer stimmt, zumal der Inhalt kaum an Aktualität verloren hat? Diesen Dauerbrenner erhebe ich trotz seiner Angejahrtheit neben "Ruff Like A Rock" zu meinem persönlichen Favoriten. Gitarren, Claps und derb treibende Drums: "When it sound nice, we play it twice!"

Genau deswegen bekommen wir die Kollabo mit Mashed Beans auch noch ein zweites Mal in hallendem Dub-Gewand kredenzt - als Dancehall-Mix nämlich. Kein Zweifel: He's still a doctor - and if he still needs a nurse: Meine Bewerbungsunterlagen sind unterwegs. Rewind, Selecta!

Trackliste

  1. 1. Dancehall Nice Again
  2. 2. Sneakers
  3. 3. Doctor's Darling
  4. 4. Ruff Like A Rock
  5. 5. Vom Vatter
  6. 6. Friendly Fiyah
  7. 7. Lala
  8. 8. Millionaire
  9. 9. Call Di Doctor (007-Lick)
  10. 10. Good Times
  11. 11. Wer Kennt Die Frau
  12. 12. Mafia
  13. 13. Ja Watten
  14. 14. Bring De Money
  15. 15. Badness
  16. 16. Cuss Raas
  17. 17. Hartchor
  18. 18. Bombs Over Baghdad
  19. 19. Ruff Like A Rock (Dancehall Mix)

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Die erste Assoziation zu Dr. Ring-Ding? Ganz klar: die Posaune. Dann: Reggae, Dancehall, Rocksteady, Ska und Dub. Doch soll man sich nicht täuschen.

10 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @freddy (« @kychu (« ... wann hat man schon mal die Möglichkeit Ring Ding rein punktmäßig mit El-Ps "I'll sleep when you're dead" auf eine Stufe zu stellen? »):

    :nerved:

    dafür gehören dir eigentlich die eier abgerissen. »):

    :D

  • Vor 16 Jahren

    @freddy (« @kychu (« ... wann hat man schon mal die Möglichkeit Ring Ding rein punktmäßig mit El-Ps "I'll sleep when you're dead" auf eine Stufe zu stellen? »):

    :nerved:

    dafür gehören dir eigentlich die eier abgerissen. »):

    Mir? Ich glaub, es hackt! Du gehörst für diesen fiesen Fauxpas ja wohl eigentlich, wenn es denn ginge, entklötet! :mad:

    Jaja, für Fauxpas musste ich google bemühen, mir wusrt!

  • Vor 16 Jahren

    Haha Freddy, jetzt weiß ich also auf was für Mucke Du stehst, zum Glück ist DrRingDingDong ja kein bischen abgedrochsen... Habe den Typen auf dem Repernbahn-Festival nach der grandiosen Band Sorgente gesehen und muss sagen: ... WORST CONCERT EVER!!!!