laut.de-Kritik
Pop-Einheitsbrei mit Starproduzent.
Review von Giuliano BenassiSie kommen wieder, stellte Regisseur John Carpenter in einem Horrorfilm der 80er Jahre fest. Sie kommen wieder, müssen Musikredakteure zu ihrem Bedauern immer wieder seufzen, wenn sie sich mit einer Platte wie Duncan Sheiks "Daylight" auseinander setzen. "Ganz persönliche Vorstellungen von einem Rockalbum" habe der Sänger darin verwirklicht, "elf fesselnde neue Songs" seien zu hören.
Die Vorzeichen stehen an sich nicht schlecht: Produzent ist Patrick Leonard, der immerhin bei Madonnas "True Blue" und Jewels "Spirit" die Verantwortung trug. Das Ergebnis war leichte Kost, die sich größtenteils aber gut anhören ließ und riesige kommerzielle Erfolge feierte. Was wohl auch an den Fähigkeiten der Interpreten lag.
Dieses Mal klappt das nicht annähernd so gut: Zwar liefert Leonard verschieden klingende Unterlagen, aber durch Sheiks nasal nörgelige Stimme verkommt das Endresultat zu einem Einheitsbrei. So folgt auf einen angerockten Opener à la Ryan Adams mit "Half-Life" schon die erste Klavierschnulze. Auf "Start Again" gibt es wenigstens ein Gitarrensolo, dafür tauchen auf "Such Reveries" Streicher auf. "On A High" erinnert an 80er Pop, "For You" ist ein zärtlich kirchliches Gutenachtlied, "Memento" dagegen karibisch angehaucht.
Popkost der verdaulichsten Art, also. "Daylight" hört sich an wie das Produkt einer Ein-Mann-Boygroup, auch wenn anständigerweise der Hinweis nicht fehlen sollte, dass Sheik an viele Instrumenten die Hand angelegt und die Lyrics selber geschrieben hat. Genius reimt sich dabei auf Radius, Meaning auf Ceiling, High auf Sky. Die Lieder handeln ganz originell von Liebe, seichter Gesellschaftskritik und simpler Lebensphilosophie. Wenn das Ihre ganz persönlichen Vorstellungen eines Rockalbums sind, Herr Sheik: behalten Sie sie das nächste Mal bitte für sich.
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