laut.de-Kritik
Hier rollen die Köpfe mit Niveau!
Review von Manuel BergerVerwirrt? Nicht notwendig. Dust Bolt machen auch auf ihrem dritten Album genau das, was man unter dem Label "Thrash Metal" erwartet. Und das in gewohnt hoher Qualität und stets so, dass sie gleichaltrigen Konkurrenten immer ein Stückchen voraus sind. Das hässliche Coverviech hält die Old School am Leben.
Dabei demonstrieren die Oberbayern, wie detailreich ihr Genre bisweilen sein kann. Ob des Überflusses an bloßen Prügelkombos gerät das inzwischen ja gerne mal in Vergessenheit. "Mind The Gap" bietet dahingehend die perfekte Balance.
Start mit pseudoheiligem Knabenchor, Highspeed-Riffing mit allerlei geschmackigen Sperenzchen und eine Schlagzeugarbeit, die wahrscheinlich für Diskussionen sorgt - in meiner albuminternen Bestenliste allerdings unangefochten auf Platz 1 rangiert. Bei all seinem technisch eindrucksvollen Facettenreichtum ist sich Nico Riemann auch für Mülltonnenklopfen nicht zu schade. Mut zur Lücke. Geil.
Erwähnte ich schon den anderen Pluspunkt des Tracks? Er schlägt Haken um Haken um Haken. Am Anfang steht der angesprochene Chor, dominant ist das Hochgeschwindigkeitsrennen, dazwischen schleichen sich noch Mid-Tempo-Headbanger, A Capella-Vocals und Sologitarren ein. Gangshouts gibts natürlich auch.
Ach ja: Ihr wisst, dass Thrash Wurzeln im Punk hat oder? Wenn nicht: "Sick X Brain" unterstreicht es. Totalabriss mit Slayer-Squeals zum Einstieg schadet in der Regel nicht. Insbesondere dann nicht, wenn der einminütige Punker nahtlos in den Titeltrack übergeht. Der sammelt die verstreute Hirnmasse erst mal wieder ein und lässt dann in geordnetem Schleudergang Köpfe rollen.
Dust Bolt vergessen dabei aber nicht, die Aggression mit Abwechslung zu würzen. "Exit" kommt einer Ballade auf "Mass Confusion" am nächsten. Der erste Teil fällt sehr spartanisch aus, mit Akustikgitarre und ein wenig an Stone Sour erinnerndem Clean-Gesang. Dann setzt Lenny Breuss aber doch plötzlich zum Schrei an und dreht den Song in ein merkwürdiges Metal/Alternative-Hybrid. Melodie, Low-Tempo und Sehnsucht bleiben, allerdings findet auch die Aggression wieder Eingang. Nicht zuletzt die durchweg coole Gitarrenarbeit macht den Track zum Genuss.
Gesonderte Erwähnung verdient außerdem der Rausschmeißer "Masters Of War". Wer ob des Titels noch einen letzten Knüppelangriff vermutet, wird ziemlich blöd aus der Wäsche schauen, wenn er den von Cleangitarren geprägten, filigranen Instrumentalrahmen hört. Die Distortion knallt natürlich noch rein, bleibt aber mehr ein flüchtiges Fragment, ein Splitter, der kurz und präzise seinem Vernichtungszweck nachkommt, dann das Schlachtfeld aber wieder in mystischem Nebel zurücksinken lässt.
Gut, das klang jetzt doch ein bisschen hochgestochen. Keine Sorge, "Mass Confusion" bietet kein artsy-fartsy Experimental-Gedöns, sondern bleibt eindeutig im klassischen Thrash-Kosmos verankert. Es gibt auf die Nuss, man darf moshen, bangen und pommesgabeln bis die Extremitäten abfallen. Aber eben mit musikalischem Niveau.
4 Kommentare mit 25 Antworten
sehr gute band.muss sich auch international in sachen thrash nicht verstecken.werd ich mir wohl zulegen.
Die fand ich immer sehr farblos, da blieb nichts hängen, weder in Bezug auf Gitarrenarbeit, noch Gesang noch sonst irgendein Alleinstellungsmerkmal. Das mag jetzt alles nicht schlecht sein, aber wirklich spannend ist es nicht. 3/5
muss knüppeln, und das taten die bisherigen alben.
ist halt nichts für zeitgenossen, die eher melodischen thrash bevorzugen, mit dem ich z.b. überhaupt nichts anfangen kann.
Ich mag eigentlich so ziemlich alle Spielarten des Thrash, solange es spannend und abwechslungsreich ist. Aber DB geben mir einfach nichts, da ist nicht dieser Moment der mich aufhorchen lässt oder mich packt. Naja, Geschmach und so.
*Geschmack
"muss knüppeln"
Sehr differenziert...
scheißt der hund drauf, ob du das differenziert findest oder nicht.
Entschulidge. Nach der Vektor'schen Genrezerfickung kann ich derartige 08/15-Möchtegernbrutalos eben nicht im geringsten ernst nehmen. Ich wollte drüber hinaus auch nicht andeuten, dass keine Hoffnung mehr für deinen Geschmck bestünde.
Für meine Tippfähigkeiten übrigens auch nicht. ts ts ts...
Ich finde es immer wieder lustig, dass bei wirklich jedem Metal-Review betont wird, dass die Band das Übliche abgeliefert hat: "Dust Bolt machen auch auf ihrem dritten Album genau das, was man unter dem Label "Thrash Metal" erwartet"
Bei einem so traditionsbewustem Genre ist das halt ein Qualitätsmerkmal-
"So wird die Angst vor Allem – was anders ist – zum Marketing geschickt verpackt als Realness"
Das Problem ist eher, dass alles, was im Metal-Bereich nicht herkömmlich ist, oft gar nicht rezensiert wird - Bsp.: Inter Arma. Oder vielleicht überrascht laut.de ja, morgen kommt das neue Album...
Ich kenn da eine Band die spielt hauptsächlich vor leeren Hinterhofschulgebäudewänden. Warum haben die hier noch keine Rezession. Und du kennst die nicht, du Ahnungsloser. Das Problem ist wohl eher das hier Kübbelweise jeden Tag Alben aufschlagen da hat noch nie einer von was gehört, da wähl mal einer aus bzw. finde die Kritiker die Zeit haben.
Mal abgesehen davon, dass z.B. Inter Arma sicherlich keine Hinterhof-Band sind, ist es schon ein Armutszeugnis, wenn dann bei der Auswahl der Alben vor allem so ein Rotz wie hier zum Zug kommt.
Word.
Ich denke mal die Strategie von laut.de ist es, die "traditionsbewussten" Heads anzusprechen. Das sieht man ja auch an der Metalsplitter-Reihe, die ja nur auf alten Acts basiert.
Klar, ist halt nur schade, dass so wahrscheinlich bei einigen der Eindruck entsteht, im Metal gäbe es nichts Innovatives (scheußliches Wort, aber du weißt, was ich meine) mehr.
Es gab hier ja leider weder eine Rezension zu Chthe’ilist noch zu Sulphur Aeon. Und für Be'lakor musste ich auch lange betteln bis sie zumindest mal im Metalsplitter erwähnt wurden.
Nun ich denke die Rezi wird eben schon an einer gewissen Marktfähikeit des Produktes zu Grunde gelegt. Will sagen,.. wen die Hörgemeinde einer xy Band noch recht Bescheiden ist ist der Aufwand für eine Rezi zu hoch.
Weniger Metal-Reviews sind sowieso mehr, sollte jedem klar sein.
Da guck, genrefremdes Gesindel
im metal genrefremd zu sein kann man wohl als privileg empfinden.
deutschrap , sonst nix.
Demnach bist du also überall genrefremd, außer im Deutschrap.
genrefremd sagt man nur im rap du toy. muss ich dir also schon erklären was das bedeuetet?
Oh, klasse. Die Saat der hier ansässigen Rap-Expertise ist endlich aufgegangen. Da freuen wir uns aber alle sehr über die konstruktive Bereicherung unserer Diskursmöglichkeiten.
"genrefremd sagt man nur im rap du toy."
Und "toy" sagt man nur im Schlafzimmer zu kleinen Mädchen. Ansonsten: Was souli sagt...
Mit Mongoblick69 ist auch im Deutschrap nichts anzufangen btw.
Waren auf dem Rockavaria einer meiner Highlights ! Wirklich coole Mucke, arschcooles Auftreten und sehr sympathisch.
Die neue Platte macht was sie soll - gefallen