laut.de-Kritik

Beamt sich in Ohr, Hirn, Bauch und Arsch.

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Alter Wein in neuen Schläuchen - nicht selten wird eine junge Band von Plattenfirma und Musikmedien als das Next New Thing angepriesen und dann entpuppt sich das Ganze als dröger Aufguss von bereits hinlänglich bekanntem. "Klingt ein bisschen wie ...", heißt es dann meist. Mit dem Problem, dass das Original in der Regel 1000mal besser tönt und weit mehr musikalische Substanz besitzt.

Ganz anders allerdings verhält sich die Angelegenheit bei Earl Greyhound. Zwar hört man bei deren Musik an allen Ecken und Enden die Begeisterung für Led Zeppelin, Black Crowes oder die frühen Pink Floyd an. Doch kommt das beim Powertrio aus Brooklyn alles dermaßen fresh und lebendig daher, dass sich die alten Meister heute verdammt schwer täten, dagegen ernsthaft anzustinken.

So ist auch ihre neueste Scheibe "Suspicous Package" alles andere als eine Mogelpackung. Im Gegenteil. Earl Greyhound zeigen vielmehr auf ihrem formidablen Longplayer, dass man bei aller Retrozentrierung durchaus nach hinten schauen (bzw. hören) und gleichzeitig mit Siebenmeilenstiefeln nach vorne gehen, respektive rocken, kann. Und dass Rockmusik, auch wenn sie unterwegs mal die härtere Gangart anschlägt, grooven kann wie die Hölle.

Den Opener gibt "Eyes Of Cassandra", ein zweigeteilter Brocken, der von softem Anfangsgeplänkel zunächst in ein lockeres Midtempostück mit dem für Earl Greyhound typischen zweistimmigen Gesang übergeht, um sich gegen Ende hin in ein schwer verschwurbeltes Psychedelicrockstück zu verwandeln. Es folgt mit "Oye Vaya" ein an Led Zep erinnender Supergroover, wie man ihn schon lange nicht mehr gehört hat.

Im weiteren Verlauf gehts dann buchstäblich Schlag auf Schlag: "Ghost And The Whitness" hat einen Hauch von QOTSA und beamt sich mit seiner formidablen "We Are"-Hookline in Ohr, Hirn, Bauch und Arsch. In "Shotgun" zeigen Bassistin Kamara Thomas und Gitarist Matt Whyte, dass sie nicht nur ganz großartige Instrumentalisten sind, sondern einen auch gesanglich umblasen können. Selten zwei so interessante Stimmen gehört - ähnlich in der Tonlage, ergänzen sie sich perfekt und harmonieren umwerfend gut.

Es folgen mit "Holy Immortality" und "Black Sea Vacation" zwei weitere echte Rocker, bevor zum Ende der (eigentlichen) Platte noch vier sehr ruhige und getragene Nummern kommen, von denen vor allem das soulige "Bill Evans" heraussticht. Hier zeigt sich dann auch die außerordentliche Vielseitigkeit der Band, die, egal welche Saiten sie nun gerade aufziehen, doch immer sie selbst bleiben und einfach nach Earl Greyhound klingen. Nicht zuletzt auch aufgrund der extrem souveränen Drums, die der neuhinzugekommene Ricc Sheridan beisteuert.

War der Vorgänger "Soft Targets", von dem noch die drei besten Stücke als Bonus ans Ende der CD gepackt wurden, bereits ein mehr als solider Longplayer, so hat sich die Band mit "Suspicious Package" endgültig gefunden. Dies gilt sowohl für die Bestzung als auch für den musikalischen Korridor, in dem sie sich bewegt.

Übrigens: Ende September 2010 ist die Band durch hiesige Gefilde unterwegs und dann auch live zu bestaunen. Wetten, dass EG auch (oder gerade) auf der Bühne eine verdammt gute Figur abgeben und dir ganz geschmeidig den Arsch versohlen?

Trackliste

  1. 1. The Eyes Of Cassandra Part I
  2. 2. The Eyes Of Cassandra Part II
  3. 3. Oye Vaya
  4. 4. Ghost And The Witness
  5. 5. Shotgun
  6. 6. Holy Immortality
  7. 7. Sea Of Japan
  8. 8. Black Sea Vacation
  9. 9. Bill Evans
  10. 10. Out Of Air
  11. 11. Misty Morning
  12. 12. S.O.S.
  13. 13. It's Over
  14. 14. I'm The One

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