laut.de-Kritik

Im Schmusemodus macht dem Briten keiner was vor.

Review von

Spätestens seit dem 20. Juni 2014 erstrahlt der Singer/Songwriter-Thron schon von weitem in leuchtendem Fuchsrot. Mit einem pausbackigen Grinsen im Gesicht schwingt der König sein Zepter. Von der Großmutter bis zur Kita-Maus: Alle lieben den knuffigen Hobbit Ed Sheeran, der vor zwölf Jahren aus dem britischen Minderstädtchen Framlingham auszog, um die Pop-Welt zu erobern.

Mit seinem zweiten Studioalbum "X" übernahm er die Regentschaft. Drei Jahre später rührt Ed Sheeran nun die Werbetrommel für die Wiederwahl. Und die Zeichen stehen gut. Bereits die ersten beiden Vorabsingles ("Shape Of You", "Castle On The Hill") aus dem neuen Album "Divide" grüßten in über 120 Ländern von der iTunes-Charts-Spitze. Es läuft also immer noch wie geschmiert im Hause Sheeran. Aber was ist dran an diesem mittlerweile fast ganzkörpertätowierten Rotschopf? Was ist sein Erfolgsrezept?

Sicher, Ed verfügt über ein Organ, das in den Ohren bleibt. Wahlweise zuckersüß oder röhrig singt er über die Liebe. Meist geht es natürlich um Mädchen. Mitunter nimmt er aber auch seine verstorbene Oma mit ins Boot und adelt den familiären Zusammenhalt ("Supermarket Flowers", "Nancy Mulligan").

Aber eine gute Stimme allein, ist noch lange kein Garant für überdurchschnittlichen Erfolg. Letztlich sind es die Songs, die den Unterschied machen. Und diesbezüglich hat Ed Sheeran auch anno 2017 wieder jede Menge Perlen am Start.

Die aufwühlende Ballade "Dive" beispielsweise klingt wie die perfekte Mixtur aus Boyz II Men und Rod Stewart. Setzt man das Paket in die Zeitmaschine, landet man im Jahr 1990 und zieht den Cowboy-Hut vor einem gewissen Garth Brooks ("Perfect"). Mit den Slowhand-Vibes von Eric Clapton im Gepäck ("How Would You Feel") beeindruckt Ed Sheeran ebenso wie mit poppigen Erinnerungen an den Sommer des Jahres 1969 ("Castle On The Hill").

Bei so vielen großen Melodien, noch größeren Emotionen, musikalischem Esprit und reichlich Schmuse-Qualitäten verzeiht man dem jungen Songwriter auch den einen oder anderen Dancefloor-Fehltritt. Mit einem Eminem sollte er sich nämlich lieber nicht anlegen. Schon gar nicht, wenn britisches Kleinstadt-Gerappe auch noch von zwielichtigen Iglesias-Tupfern befeuert wird ("Eraser"). Ebenfalls grenzwertig: Ed Sheerans Grillparty mit Justin Timberlake ("Shape Of You").

Da bestell ich mir lieber eine Pizza. Die wiederum lasse ich mir dann aber bei Kaminfeuer und Kerzenlicht schmecken.

Trackliste

  1. 1. Eraser
  2. 2. Castle On The Hill
  3. 3. Dive
  4. 4. Shape Of You
  5. 5. Perfect
  6. 6. Galway Girl
  7. 7. Happier
  8. 8. New Man
  9. 9. Hearts Don't Break Around Here
  10. 10. What Do I Know
  11. 11. How Would You Feel
  12. 12. Supermarket Flowers

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28 Kommentare mit 17 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Wie kann man bloß eien Album so zerreißen?! Aber warum wundert mich das überhaupt noch?! Gibt es überhaupt Alben oder Songs die der "Laut" - Redaktion genehm sind? Dann auch noch den Überhit aus 2017 "Shape Of You" als grenzwertig zu bezeichnen, ist wirklich lächerlich. Nein, es ist eien Skandal. Nicht mehr in Worte zu fassen...

    • Vor 6 Jahren

      „Zerreißen“? Das Review ist doch super positiv! Die Wertung beträgt 4/5 Sternen, und auch im Text steht fast nur positives.

      Und „Shape of you“ ist halt wirklich mehr als grenzwertig, da kann auch der freundlichste, gutmeinenste Reviewer nicht mehr raus holen: Die ganze Songstruktur ist hingerotzt, es gibt nichts neues oder interessantes zu hören, der Text ist erzwungen und hat weder Strukturell (in der Art und Weise, wie die Sprache benutzt wird) noch inhaltlich etwas zu bieten und ist einfach nur zum Fremdschämen. Das könnte sogar Ed Sheeran selbst besser, da bin ich mir sicher.

      Dass man das ganze Jahr 2017 in jeder Dönerbude damit zwangsunterhalten wurde, macht es nicht zu guter Musik, subjektiv eher noch im Gegenteil.

  • Vor 6 Jahren

    Ach ya, kaum wird ein Künstler mega erfolgreich, springt plötzlich jeder mit auf den Hate-Train :)

  • Vor 5 Jahren

    Ich kenne keinen Musiker, der auf so ambivalent und öde Art und Weise konservative "Werte" hochhält, wie Ed Sheeran.