laut.de-Kritik
Soundtracks zum Untergang.
Review von Ingo ScheelMark Oliver Everett macht das Dutzend Studio-Alben voll: Vier Jahre nach den "Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett" stehen die Zeichen bei den Eels jetzt auf "Deconstruction". Hört sich nach Abbau, Umbau, Abriss an. Tatsächlich aber dreht E nur bedächtig an den Stellschrauben seines Oeuvres.
Einzig der Kontext hat sich von der Privatebene ins Globalpolitische verschoben. Einst untermauerte der frühe Tod des Vaters, der Suizid seiner Schwester, später der Krebstod seiner Mutter die Alben der Eels mit tragischem Fundament. Heute ist vornehmlich Trump, der den 51-Jährigen umtreibt, und das obwohl sich privat Anlass zum Optimismus bietet.
Schaut man ihn sich jedoch auf den Promopics an, mit Doughnut und obligatorischer Steampunk-Sonnenbrille, dann ahnt man schnell, dass auch ein frischgebackener Vater angesichts der Schieflage (nicht nur) seiner Nation Einiges an Aufregern findet. Wie gewohnt jedoch, kocht auch das weltpolitische Zehn-vor-Zwölf den Eels-Sound nicht wirklich hoch. Im Gegenteil: E lässt es formal ruhig angehen.
"The deconstruction has begun, time for me to fall apart", heißt es zwar im Titeltrack. Dennoch hält der Aale-Mann weiter die Zügel in der Hand. "Today Is The Day" setzt dem depressiven Protagonisten ein fröhliches Mützchen auf. "Don't got a thing to worry about now", so heißt es da plötzlich. Ganz so wörtlich sollte man das, aber nicht nehmen, auch wenn der Song fast schon verstörend uplifting klingt. Dazu ist die Lage zu ernst.
Dennoch: Mit "Sweet Scorched Earth" lugt unvermittelt so etwas wie ein Happy End um die Ecke. War es doch nichts mit der Dekonstruktion? "I love that you're my best friend and my wife. And I love my little family and my life." Alles nur ausgedacht, wie E im Interview jüngst enthüllte.
Es bleibt schwierig, mehr noch als zuvor. Die Eels finden auf "The Deconstruction" ein weiteres Mal die angemessene Inszenierung, die überaus hörenswerte Vertonung. Make Eels Great Again? Sind sie doch seit eh und je.
3 Kommentare
schon "bone dry" ist definitiv einer der songs des jahres.
ps: schöne rezi von schingo eel!
Bone Dry ist wirklich ein toller Song. Aber dieser Untergangshype der seit einiger Zeit durch die Medienbrache schwappt..... naja.