laut.de-Kritik

Streicher und Keyboards sind gewöhnungsbedürftig.

Review von

Während der Promotion zum vorliegenden Album gönnte sich E eine Pause im Londoner Hyde Park. Dort wurde er von Polizisten befragt, die die Meldung erhalten hatten, dass sich vor einer nahe liegenden Botschaft eine verdächtige Person mit Vollbart aufhalte.

Da auch E ein ungebändigter Haarwuchs im Gesicht stand, lag der Verdacht nahe, es handle sich um ihn. "Nicht jeder Typ mit kurzen Haaren und Vollbart ist ein Terrorist. Manche von uns wollen einfach nur rocken", erklärte der Frontmann der Eels den Polizisten, die daraufhin wieder abzogen.

Was auf der Bühne zutrifft, gilt bei vorliegendem Album nur eingeschränkt. Nachdem E auf "Hombre Lobo" die E-Gitarre auspackte, ließ er es auf "End Times" deprimiert-akustisch zugehen. Auf seinem dritten Album in zwei Jahren hält er nun ungewöhnliche Klänge parat: Beats, Streicher und Keyboards.

Das Ergebnis ist – vorsichtig ausgedrückt – gewöhnungsbedürftig. Über allem thront Es raue, melancholische Stimme, die wie üblich von den Schwierigkeiten des Lebens berichtet. Im Hintergrund kratzt und blubbert es jedoch so stark, dass man seinen Ohren nicht so recht trauen will.

Während sich die Tasteninstrumente in "I'm A Hummingbird" noch zurückhalten, erinnert "The Morning" an 80er Jahre-Pop. Zugegebenerweise nicht der allerbilligsten Sorte, eher in Richtung Prince, aber soll das wirklich Eels sein?

Eine Frage, die sich im weiteren Verlauf noch oft stellt. "Baby Loves Me" klingt nach einem typischen Eels-Stück, bis auf Casio-Sound und Cello-Einlagen. In "What I Have To Offer" ist ausnahmsweise mal eine Gitarre zu hören, aber "This Is Where It Gets Good" vernichtet die Verschnaufpause mit kruden Beats und einer synthetischen orchestralen Kakophonie gleich wieder.

Glücklicherweise beginnt mit "After the Earthquake" der hörenswertere zweite Teil der Platte. Auf das kurze Stück, in dem verschiedene Instrumente mit der Melodie spielen, folgt das hymnische "Oh So Lovely", das Erinnerungen an Grandaddy weckt.

"Looking Up" bietet gospeligen Rock'n'Roll. Das zuversichtliche "I Like The Way This Is Going" würde für einen versöhnlichen Abschluss sorgen, doch leider schummelt sich danach noch "Mystery Of Life" mit Beach Boys-Anleihen und dumpfem Sound-Krawall in die Ohren.

Jeder Künstler hat das Recht, sich zu verändern. Wenn E zum achten Mal "Novocaine For The Soul" präsentiert hätte, wäre er schon längst von der Bildfläche verschwunden. Auf "Tomorrow Morning" ist der Wandel aber nicht nachzuvollziehen, weil er keine Weiterentwicklung oder Bereicherung darstellt. Als wirklich gelungen kann man den musikalischen Ausflug in synthetische Bereiche also nicht bezeichnen.

Trackliste

  1. 1. In Gratitude For This Magnificent Day
  2. 2. I'm A Hummingbird
  3. 3. The Morning
  4. 4. Baby Loves Me
  5. 5. Spectacular Girl
  6. 6. What I Have To Offer
  7. 7. This Is Where It Gets Good
  8. 8. After The Earthquake
  9. 9. Oh So Lovely
  10. 10. The Man
  11. 11. Looking Up
  12. 12. That's Not Her Way
  13. 13. I Like The Way This Is Going
  14. 14. Mystery Of Life

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9 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Da hat jemand die Kritik geschrieben, der die Eels eher in die Rock Sparte rückt^^ Find ich aber doch sehr treffend formuliert, aber "Mystery Of Life" so in den Boden zu stampfen, dass doch den Album Titel nicht besser zusammenfassen könnte, ist doch ´n bischen komisch.

  • Vor 14 Jahren

    Finde das Album deutlich besser als das einfallslose, unausgearbeitete "End Times". Und die Darstellung als sei das das erste Eels-Album, das von einem alten Stil wegrücken würde, ist ja mal sehr seltsam, bis 2005 hatte quasi jedes Eels-Album einen gänzlich neuen Stil. Dieses hier ist das einzige der aktuellen Alben-Trilogie, das ein paar neue Impulse setzt. Und das ist auch gut so. Elektronische Elemente hatten die Eels übrigens schon öfter mal in ihrer Musik, hört auf "Souljacker" und "Electro-Shock Blues" nochmal genauer hin.
    Was man an dem Album kritisieren könnte, sind die teilweise sehr platten Texte, da ist E - wie schon auf "End Times" - nicht auf gewohnter Höhe und entkommt dem Kitsch-Faktor nur knapp. Musikalisch aber definitiv eine Bereicherung im Eels-Katalog.

  • Vor 14 Jahren

    @JanLustiger: Ich stimme Dir 100%ig zu. Ich wollte schon einen Post über die etwas seltsamen Behauptungen des Rezensenten machen, Du erübrigst das dankenswerterweise.

    "End Times" war seit langem das langweiligste Eels-Album, umso erstaunter bin ich, daß Mr. Everett so kurze Zeit später eine richtige Bombe zündet. Hier kommen die altbekannte, verschrobene Art der Band mit wundervoller, ergreifender Popmusik zusammen. Ein absoluter Pflichtkauf, der nicht weniger als 5 Punkte verdient hätte!