laut.de-Kritik
Eine Hardcore-Platte darf nicht so sauber klingen.
Review von Mathias MöllerEighteen Visions haben sich mit drei Alben zumindest in den USA im Hardcore-Bereich durchaus einen Namen gemacht. Und jetzt? Jetzt solls mit "Obsession" und über Epic auch diesseits des Teichs ganz groß losgehen. Genauso klingt es auch. So anbiederisch wie die vier Jungs sich auf dem Back-Cover präsentieren (mit rotem Canapée und Rosenblättern) klingt auch der Sound.
Der Opener mag vielleicht noch darüber hinwegtäuschen. Eighteen Visions gehen in die Vollen und knüppeln sich durch Besessenheit, Verlangen und Depression. Nicht besonders neu, das Ganze, nicht sehr original, aber gut gemacht. Zudem gut produziert. Genau das stößt aber bald auf: Ein echtes Hardcore-Album dürfte doch gar nicht so sauber klingen.
Dicke Schichten von Gitarren kleistern die ganze Platte zu, alles klingt einen Tick zu sauber arrangiert. Aber hier handelt es sich ja auch nicht (mehr) um Hardcore, sondern um einen fiesen, mitunter sehr poppigen Metalcore-Bastard. Schleimtriefende Melodien wie die von "I Let Go" oder "I Should Tell You" zielen auf die Charts und nicht ins Herz irgendeiner Community.
Wo sie herkommen, lassen Tracks wie "Crushed" oder "Tower Of Snakes" erahnen. Zwischendurch leisten sich Eighteen Visions allerdings Ausrutscher übelster Art, die durchaus an die Leistungsfähigkeit von Bands wie Staind heranreichen. Und das ist nie gut. Wie sehr das Album durchgestylt ist, bemerkt man, wenn sich die Vier zu den Balladen (ja, Balladen!) vorarbeiten.
Ob mit Pomp wie "Lost In A Dream", mit der intelligenzstrotzenden Line "I hope, I die before these dreams drive me insane" - und das aus dem Land in dem angeblich jeder seinen Therapeuten hat oder ganz ohne Strom wie "Said And Done": Eighteen Visions werden auch hierfür Abnehmer finden, dabei macht sich statt Besessenheit eigentlich nur Langeweile breit.
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