laut.de-Kritik
Endlich spürt man wieder etwas, und es ist nicht Schmerz.
Review von Kerstin KratochwillWer 2009 bei einer dieser unsäglichen Castingshows einschaltete, konnte bei dem ProSieben-Format "Popstars" das Debüt einer 16-Jährigen sehen, die mit ihrer Art und ihrer Stimme herausstach. Wird aber wohl bald wieder in der Versenkung verschwinden, dachte man bedauernd.
Aber nein, es hat nur 14 Jahre gedauert, und diese Elif bringt ein erstaunliches Pop-Album heraus, das zwischen Melodic Rap und Neo-Soul melodiös schillert und mit tiefen Bässen und schimmernder Electronica seinen eigenen Platz in der deutschsprachigen Musiklandschaft fordert und verdient. Und auch textlich geht Elif an die bittersüße Schmerzgrenze, die zwischen Schlager und Sentimentalität verläuft und pflanzt an deren Seiten jede Menge Giftpflanzen.
So rechnet sie zum Beispiel mit einer vergangenen verflossenen Liebe ab: "Wenn ich sterbe, komm nicht an mein Grab", und tritt noch einmal nach: "Ich hasse alles an dir außer den Hund". Derlei Zeilen fassen den Titel von Elifs vierten Album "Endlich Tut Es Wieder Weh" ziemlich gut zusammen, befasst sich die Berlinerin doch darauf mit wahrhaft schmerzhaften Themen.
Außer um toxische Beziehungen geht es um Trauer, Verlust und die oft genug schwierige Situation türkischstämmiger Mädchen und Frauen. Und federleicht fließend liefert Elif musikalisch dazu einen Beweis, dass sich all das durchaus in Form cooler, eingängiger Popsongs servieren lässt.
Im düster-melancholischen Titeltrack erinnert sie dabei ein wenig an Billie Eilish, das bouncend-freche "Lonely" weckt Erinnerung an die unterschätzten Tic Tac Toe, und im minimalen "Mein Babe" denkt man gar an die morbiden Sounds der Darkpop-Künstlerin Molly Nilsson. Dabei findet Elif ihre ganze eigene Stimme, und dies im doppelten Sinn, denn ihre emotionalen Vocals, die einen flatternden wie flirrenden Klang haben, variieren zwischen Rotzigkeit und Reduktion.
Damit sind sie abwechslungsreicher als die zuweilen zu glatte Produktion, die sich ruhig ein wenig rauer und roher hätte zeigen können. Aber die 16 Songs lassen einen endlich wieder etwas im deutschsprachigen Mainstream-Pop spüren.
2 Kommentare mit einer Antwort
Tic Tac Toe sind mindestens so unterbel ich meine unterschätzt als wie LaFee.
Elif ist aber auch okay, mochte die schon bei Popstars damals, und ich schäme mich nicht es zuzugeben. Als es geguckt zu haben, nicht das mit Frau Demirezer.
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