laut.de-Kritik

Ein Fest für Nerds, nicht frei von Dudelei.

Review von

Gleich vier Mitglieder verloren Eluveitie 2016: Geigerin Shir-Ran Yinon, Sängerin Anna Murphy, Drummer Merlin Sutter und Gitarrist Ivo Henzi. Letztgenannte drei sind inzwischen als Cellar Darling unterwegs. Vielleicht trifft es sich da ganz gut, dass Bandchef Chrigel Glanzmann ohnehin vorhatte, endlich die lange erwartete Fortsetzung zum Akustikalbum "Evocation I" zu realisieren. So unterscheidet sich der Sound von Haus aus etwas vom standardmäßigen Eluveitie-Habitus, und die Fans können sich langsam an das neue Line-Up gewöhnen.

Fabienne Erni, Anna Murphys Nachfolgerin, bekommt gleich mächtig zu tun. Im Akustiksetting hält sich Chrigel mit harschen Gesangseinlagen zurück und überlässt seiner Kollegin weitestgehend das gesamte Feld. Das bestellt sie durchgehend auf Gälisch und lässt keinen Zweifel daran, dass sie eine würdige Nachfolgerin Murphys abgibt.

Besonders überzeugt sie in "Lvgvs", einer Adaption von "Son Ar Chistr" (hierzulande besser bekannt als "Was Wollen Wir Trinken"). Das rhythmische "Catvrix" prägt sie im Duett mit Chrigel mit kraftvollen Dynamikwechseln. "Artio", ein getragenes Klagelied und mit fünf Minuten das längste Stück des Albums, bestreitet sie größtenteils a-capella zu Naturgeräuschen.

Als Folge von Anna Murphys Wegfall hat sich jedoch die Rolle der Drehleier verändert. Sie tritt deutlich in den Hintergrund. Das dominanteste Melodie-Instrument auf "Evocation II – Pantheon" ist nun die Violine. Dabei bleiben Eluveitie auch nicht immer ganz vor Dudelei gefeit. Über die gesamte Länge von 18 Songs mit verhältnismäßig wenig Abwechslung in den Upbeat-Nummern und leider oft nur durchschnittlichen ruhigen Zwischenspielen (die Gitarrenweise "Antvmnos" ist schön, aber gleich wieder vergessen), kann man sich den einen oder anderen genervten Seufzer nicht verkneifen.

Drücken der Skip-Taste ließe einen auch nicht sonderlich viel verpassen. Tatsächlich hätte man sich den kompletten Schwanz ab "Atvmnos" sparen können. Aus irgendeinem Grund ist Fabienne Erni ab dort arbeitslos. Mit ihr fehlt den letzten fünf Songs des Albums ein Fokuspunkt. Plötzlich liefern Eluveitie nur mehr laue Hintergrundmusik. Allzu oft geben die Musiker einfach staffelstabartig Melodien von Instrument zu Instrument weiter, was etwa "Aventia" zu einer recht unspannenden Angelegenheit macht.

Trotzdem unterscheidet die Band von so mancher Folk-Combo, dass sie nicht permanent auf gute Miene setzen. Zwar lässt sich zu "Epona" und Co. wunderbar tanzen, aber der Ausschlag geht mehr Richtung In Extremo als gen Faun. Gerade wenn die Percussion-Fraktion in Form ist, gewinnt "Evocation II – Pantheon" an Tiefe. Düsternis und Mystik stehen den sonst als Melo-Deather aktiven Schweizern halt doch am besten.

Für Eluveitie-Fans dürfte "Evocation II – Pantheon" auch deshalb interessant sein, da Chriegel bewusst Referenzen zu früheren Werken einbaut. In "Epona" zum Beispiel nimmt er nicht nur dem Namen nach Bezug auf "A Rose For Epona" von "Helvetios", sondern auch melodisch. Für Nerds gerät die Platte deshalb zum wahren Fest.

Gleichzeitig birgt das jedoch auch das Hauptproblem von "Evocation II – Pantheon". Es eignet sich, um Anhängern eine gute Zeit zu bescheren, beweist, dass die neuen Mitglieder sich gut in die Band eingefügt haben, aber es haftet ihm eben auch ein Gimmick-Status an. Leider fehlen die Argumente, um diesen loszuwerden. Dafür muss man sich dann wohl doch bis zum nächsten "richtigen" Album gedulden.

Trackliste

  1. 1. Dvreddv
  2. 2. Epona
  3. 3. Svcellos II (Seqvel)
  4. 4. Nantosvelta
  5. 5. Tovtatis
  6. 6. Lvgvs
  7. 7. Grannos
  8. 8. Cernvnnos
  9. 9. Catvrix
  10. 10. Artio
  11. 11. Aventia
  12. 12. Ogmios
  13. 13. Esvs
  14. 14. Antvmnos
  15. 15. Tarvos II (Seqvel)
  16. 16. Belenos
  17. 17. Taranis
  18. 18. Nemeton

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Eluveitie – Evocation II - Pantheon €9,99 €3,00 €12,99

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Eluveitie

Folk oder Pagan Metal findet seit der Jahrtausendwende immer mehr Anhänger. Auch Christian 'Chrigel' Glanzmann ist ein Freund folklorischer Instrumente …

1 Kommentar mit 8 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Wenngleich hier sicherlich kein Meisterwerk vorliegt, ist "Evocation II" alles, nur eben kein Gimmick. Man kann sich das natürlich einbilden und manch einer würde das gar "laue Hintergrundmusik" taufen, aber letztlich funktioniert diese Musik primär über diesen Hörspielcharakter mit Atmosphäre und Pipapo. Vermutlich spielt sich das irgendwo im Kopf ab, aber man sollte sich halt nicht mit falschen Anforderungen an ein Album wagen, weil sonst so etwas wie diese Rezension dabei rauskommt. Eluveitie sind natürlich nicht Wardruna, aber immerhin trotzdem eine mit "Evocation" sehr glaubwürdige Institution, die ihr Inventar mühelos erweitert und nicht immer auf den Metal angewiesen ist, um überzeugen zu können. Im Gegenteil, die beiden "Evocation"-Teile sind neben "Spirit" das essenziellste Material, was Eluveitie je veröffentlicht haben, während man gerade bei den Metal-Outputs nach "Slania" peu à peu abgebaut hat.

    • Vor 6 Jahren

      nur so aus neugier. ist das jetzt einer dieser momente, wo du "[d]einWissen lieber für gehaltvolle Diskussionen über Musik nutz[t]" ? Nicht das es am ende soweit ist und ich es gar nicht mitkriege

    • Vor 6 Jahren

      falls dem so sein sollte- q.e.d. Falls nicht... bleibe ich weiter gespannt!

    • Vor 6 Jahren

      Ich hätte das mit der "Institution" gerne näher erklärt. Ich war doch glatt der Meinung, dass sogar die Schweizer lieber Bölzer, Blutmond oder Schammasch hören als Eluveitie, weil diese ungefähr verschwulteste, kitschigste, und mieseste plastikmetall-band ist, die das EMP zu bieten hat. Dachte ich zumindest... Aber eine "institution" gleich... :o

    • Vor 6 Jahren

      Dass du grenzdebil bist, wusste ich ja bereits, dass du nicht mal lesen kannst, war mir aber neu. Vielleicht probierst du es nochmal, aber ich kann dir auch kurz dabei helfen, indem ich dich darauf hinweise, dass "Institution" nicht zwingend heißen muss, dass Eluveitie "eine Bank sind". Und wenn man das mit dem letzten Satz, dem man sinngemäß entnehmen kann, dass Eluveitie mit jedem ihrer Metalalben nach "Spirit" immer belangloser geworden sind, kombiniert hätte, hätten weitere drei komplett sinnfreie Beiträge, in denen du dich komplett zum Affen machst, keinen wertvollen Webspace verbraucht. Aber hey, wenn dir das so viel Freude bereitet, mach ruhig weiter so :)

    • Vor 6 Jahren

      Um dich aber noch zu beruhigen: Sämtliche Scheiben von Bölzer und Schammasch stehen im Regal - natürlich meilenweit von Eluveitie entfernt.

    • Vor 6 Jahren

      ja, das ist schon klar. mir war nur neu, dass Eluveitie jemals eine "Institution" gewesen sind. egal zu welchem Zeitpunkt, und da du dies offenbar nicht verstanden hast, ist es müßig, wenn du mit mir über semantik diskutieren möchtest :) aber nur aus neugier... wie legst du denn "Institution" sonst aus?

      Ach weiß du, ich bin anpassungsfähig. ich passe den sinngehalt meiner beiträge dem an, worauf ich eingehe :)

    • Vor 6 Jahren

      aber du hast die feingangsfrage nicht beantwortet.
      war dieser "Beitrag" von dir jetzt dein Wissen für gehaltvolle Diskussionen? Oder übst du noch?

    • Vor 6 Jahren

      ich habe jetzt die ganze nacht nicht geschlafen, und nur hier gewartet, dass er mir diesen "institution"=/="eine bank sein"-Vergleich erklärt. wenigstens irgendwie. ein bisschen. aber nein :(
      :cry: