laut.de-Kritik
Alle Performances auf vier CDs.
Review von Giuliano BenassiEs gibt Dinge, die kommen immer wieder. Weihnachten zum Beispiel. Oder die Olympiade. Oder Bayern München als deutscher Meister.
Oder altes Elvis-Material in neuem Gewand. Das Fieber ist nach dem Sensationserfolg von "30 No. 1 Hits" (2002) zwar deutlich gesunken, doch ein bisschen Reibach lässt sich mit dem King offenbar nach wie vor machen.
Etwa mit seiner Rückkehr auf die Bühne 1968, das er telegen als "NBC-TV Special", später auch bekannt als "'68 Comeback Special", vor einem Millionenpublikum feierte. Schien das Thema mit der üppigen 3-DVD-Box von 2004 erledigt, kommt nun eine CD-Box mit ganzen vier Scheiben auf den Markt, die den gesamte Event - zumindest vom Ton her - dokumentiert.
Dabei ist klar: Wer die Show nicht gesehen hat, vermag es nicht, die Ausstrahlung von Elvis in seinem schwarzen Lederanzug zu erfassen. Durchtrainiert, mit Tolle und guter Laune, zieht er selbst diejenigen in seinen Bann, die nicht allzu viel mit ihm anfangen können.
Elvis war der Entertainer par excellence und zog 1968 – zum ersten Mal nach sieben Jahren - eine großartige Show ab. Davon ist auf der ersten Scheibe leider nicht viel zu hören.
Das damals erschienene Album enthält zwar viele Hits, jedoch wurden sie lieblos zusammen geschnipselt und zu modischen Medleys gekürzt. Feiermucke im Stil von Heinz Strunks Tiffanys, garniert mit unzusammenhängenden Witzeleien, die aus dem Kontext gerissen nicht lustig klingen.
Dass hier noch fünf zusätzliche Stücke vorhanden sind, zwei davon Stereo-Abmischungen des sonst in Mono gehaltenen Materials, erhöht die Güte kaum.
Nur "A Little Less Conversation" hat so etwas wie einen historischen Wert. Damals aus dem Special herausgeschnitten, sprang es 2002 im Remix von Junkie XL auf Platz eins der britischen Charts.
Wesentlich interessanter fallen die folgenden drei Scheiben aus, die alle Stücke der Sessions enthalten, aus denen die TV-Show entstand. Entgegen des ursprünglichen Plans, Elvis mit Orchester auftreten zu lassen, kam der damals 33-Jährige zu Beginn mit Gitarrist Scotty Moore und Schlagzeuger D.J. Fontana auf die Bühne.
Beide waren schon mehr als zehn Jahre zuvor in der Sun-Zeit an seiner Seite gewesen. Dass sie nach wie vor gut harmonierten, zeigt sich an den ersten Stücken, die sie gemeinsam aufnahmen: "That's Allright" und "Heartbreak Hotel".
Dass sie ständig witzeln und frotzeln lockert die Stimmung zusätzlich auf. Genau genommen handelt es um die erste "Unplugged"-Session, 20 Jahre bevor MTV das Konzept erfolgreich vermarktete.
Ohne Band, dafür mit einem verborgenen Orchester oder mit Begleitung vom Band bestritt Elvis den zweiten, wesentlich formelleren Teil der Performance, die "Stand Up" Show.
Zwischen den Auftritten liegen wenige Stunden, die dazu genutzt wurden, um den schwarzen Anzug zu säubern. Ebenfalls aufgefrischt war das Publikum, mit den hübschesten Mädels in den ersten Reihen. Elvis war von ihnen so angetan, dass er laut Regisseur Steve Binder seine schicke Verpackung während der Performance befleckte.
Hört sich das Material auf CD 2 noch etwas steif an, geht es auf CD 3 lockerer zu. "Are you lonesome tonight, does your hair look a fright", witzelt Elvis, begleitet vom Kreischen der Mädels.
Fast schon intim klingt dagegen das Material auf der letzten CD, sozusagen der Feinschliff des Materials vor Erscheinen des Publikums, in dem die Beteiligten viel herumalbern und offenbar ihren Spaß haben. Leider ist die Soundqualität hier noch bescheidener als es ohnehin der Fall ist.
Trotz des einen oder anderen Mangels handelt es sich bei "The Complete '68 Comeback Special" um eine gelungene Ausgabe, die zwar nichts wirklich Neues bietet, mit ihrer edlen Verpackung, dem ausführlichen Booklet und den nett gestalteten CD-Hüllen im Regal aber gut aussieht. Von den bekannten Auftritten Elvis' war der von 1968 der beste.
Ganz anders sah es – und er – knappe fünf Jahre später in Hawaii aus. Doch es gibt bestimmt noch Gelegenheit, sich mit einer kommenden Special Edition damit auseinander zu setzen.
2 Kommentare
Dieses Special ist sensationell ob es allerdings unbedingt auf cd rauskommen musste sei mal dahingestellt. Zu empfehlen ist eh die DVD die das ganze Spektaktel so rüberbringt wie es soll... vor allem Elivs´"schicke Verpackung". Womit hat er sich diese bloss befleckt ...
Auf das Comeback Special steh ich ja überhaupt nicht, hat mir eindeutig zu viel Musicalhaftes.
Ich steh mehr auf den dicken Elvis in Hawaii, wie er An American Trilogy schmettert.