laut.de-Kritik

Eno attackiert die Kritiker. Leider haben sie recht.

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Ein bisschen unglückliche Crossover-Aufmerksamkeit heimste Eno ein, als er bei den fundamentalen Hype-Awards den jetzt schon geschichtsträchtigen "Was geht ab, Berlin?"-Auftritt hinlegte. Ein eingebildet wirkender Dude, der die perfekte Handreichung für die vermeintliche Talentlosigkeit der Autotune-Rapper auf dem Silbertablett servierte. Da war er das Beispiel gegen seine eigene Zunft. Klar, dass dieser Zwischenfall auf einem neuen Projekt thematisiert werden müsste. "Bonität" zeigt nun tatsächlich einen Eno, der glaubhaft Frustration und Wut über die teils unberechtigte Kritik an seiner Arbeit transportiert. Leider nimmt es der Kritik aber den Wind überhaupt nicht aus den Segeln.

Die ersten fünf Songs haben Tempo, die Flows sind agil und nicht unbeeindruckend. Man möchte es ja gerne mal vergessen, aber Eno kann rappen. In seinen besten Momenten klingt er auf pulsierenden 808s wie ein früher Nimo auf den Songs, die noch richtig Potential vermuten ließen. Textlich adressiert er eindeutig die Stimmung im Lande gegen die Trap-MCs, wenn auch nicht besonders überzeugend. Er versucht sich erhaben zu zeigen gegenüber der Kritik, gebetsmühlenartig zitiert er sein Geld als das schlagende Argument gegen alle Einwände gegen seine Musik. Kann man so sehen. Eine berechtige Kritik wäre aber, dass seine "ich hatte früher kein Geld, jetzt habe ich Geld"-Texte bis zur Selbstparodie unoriginell sind. Aber zur Parodie bräuchte es ja irgendetwas, das als Pointe durchginge.

Aber Eno leiert nur vor sich hin, er rappt einen Fuß vor den Anderen und sagt am Ende nichts von Bedeutung. Bis dahin möchte man denken: Hey, dieses Album läuft bisher gar nicht so schlecht. Der Text ist egal, aber selbstverständlich ist er das. Die Beats auf "Entourage" oder "Gassi" knallen und er rappt beeindruckend dicht darauf. Die Ästhetik muss man zwar mögen, aber handwerklich ist es bestechend guter Rap. Es könnte ein absolut solides Genre-Album werden. Dann kommt allerdings "Audemars Piguet". Die Afrotrap-Songs rollen ein, und die Platte rollt rückwärts den Berg herab.

Während sich Eno auf dem Opener "Juckt Nicht" noch über die ausgelutschte Kritik an den vermeintlich omnipräseneten "Lelele"-Passagen lustig macht, klingt er in der zweiten Hälfte von "Bonität" selbst wie eine Cartoon-Version des Stils. Mit "Kommunikation" gelingt ihm zwar noch eine runde Hook, der Rest ist Brachland. Die Beats klingen wie aus der 2017er-Auflage von "Babys erster Sommerhit" nachproduziert, die davor noch vielversprechenden Flows rammeln hölzern die halbe Bar voll, ohne die Pausen musikalisch sinnvoll einzubinden. Es sind Malen-nach-Zahlen-Songs, uninteressant aufgekochte Klischees, die die Persönlichkeit des Protagonisten nicht mal halblebig in Szene setzen. Gastbeiträge von Nimo oder Miami Yacine kommen und gehen, die Musik wird an irgendeinem Punkt unter striktem Ausschluss aller Kreativität zusammengeschraubt. Lediglich "Bunte Farben" illustriert mit ein bisschen Sadness, dass er auch andere Gefühle als Reichtum zu spüren im Stande ist - und Xatar schneit zum Outro für einen obligatorischen Realtalk-Song dazu, der aber auch absolut nichts Neues erzählt.

Pop-Rap könnte so kreativ, so farbenfroh, so spannend sein. Noch weniger als die Hater scheint Eno an diese Idee zu glauben. Für ihn heißt einen Pop-Song zu machen offensichtlich, sich so nondeskript und gesichtslos an die vorherrschenden Trends zu halten, so dass man stets das Gefühl hat, gerade nur die absolute Blaupause des Genres zu hören.

Was eine Enttäuschung, denn der Anfang von "Bonität" klang noch so, als ob er dieses Mal wirklich etwas zu beweisen hätte. Dass er es könnte, wenn er wollte. Aber er ist eben ein Rapper, der all seine Legitimität, all seine künstlerische Ambition und seine Existenzberechtigung daraus ableitet, wie viel Geld die Musik ihm einspielt. Und wer mit dem Mindset eines BWLers in der Booth steht, der macht wohl auch die Musik eines BWLers. Am Ende steht die Kritik der Ideenlosigkeit und Seelenlosigkeit nach wie vor, und alles, was Eno dem entgegensetzt, entspricht der argumentativen Stärke eines Wendler-Egal-Gifs. Imposant.

Trackliste

  1. 1. Juckt Nicht
  2. 2. Dick Im Geschäft (feat. Levo183)
  3. 3. Entourage
  4. 4. Gassi
  5. 5. Sauba
  6. 6. Audemars Piguet
  7. 7. Kuzi Ma Kuzi (feat. Miami Yacine)
  8. 8. Bunte Farben
  9. 9. Autosong
  10. 10. Kommunikation (feat. Nimo)
  11. 11. Bonität
  12. 12. Bana Ne
  13. 13. Mon Ami (feat. Ezhel)
  14. 14. Ey Hawar (feat. Xatar)

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