laut.de-Kritik
Meditation auf der dunklen Seite der Insel.
Review von Daniel ThomasAls integer galt die irische Chanteuse bei Musikhörern, die etwas auf ihren Musikgeschmack halten, noch nie. Mit ihren Soundtrack-Beiträgen zu "Gladiator" ("Now We Are Free") und "Der Herr der Ringe" ("Fairytale" und "May It Be"), letzterer sogar mit einer Oscar-Nominierung bedacht, räumte man Enya aber immerhin eine gewisse Daseinsberechtigung als Schirmherrin des pathostriefenden Ambient-Genres ein. Zu der Zeitlupen-Dramatik dieser Blockbuster passen ihre Songs schließlich auch wie Arsch auf Eimer.
Wer sich aber fragt, in welchen Situationen abseits des Filmvergnügens die 75 Millionen verkauften Tonträger der 54-Jährigen aufgelegt werden, dem schießen unweigerlich grenzdebile Kitsch- und Esoterikbilder durch den Kopf: Das Glas Rotwein am offenen Kamin, die Blumenblüten in der Badewanne, die Schmusekatze unter Regenbögen und so weiter - es geht schließlich um "echte" Emotionen.
Da macht auch "Dark Sky Island", das erste Album seit sieben Jahren, keine Ausnahme. Man kann Enya zu Gute halten, dass sie ihren Sound so unverwechselbar ausformuliert hat, dass schon beim ersten Ton klar ist, wer da zu aufgeklappter Ambient-Schatulle mindestens zehn Gesangsspuren obendrauf spendiert. Dafür zeichnet im Wesentlichen erneut auch ihr Langzeit-Produzent Nick Ryan verantwortlich.
Andererseits wird genau das zum Problem. Die Pizzicato-Streicher aus der Konserve, die gekünstelten Hallschleifen, die sakralen Ahs und Ohs in Form von zig-fachen Overdubs aus Stimmfragmenten – man hat es so schon hundertmal und auch schon besser von ihr gehört. Denn selbst die mit reichlich Schmelz ausstaffierten Melodien wirken so beliebig und harmlos, dass sie kaum an der Aufmerksamkeitsschwelle kratzen. Gestaltet sich der Gesamtsound des Albums zwar in sich stimmig, er liegt schon vor der Veröffentlichung in einer Plastikschublade, auf der "dated" steht.
Ganz und gar unangenehm wird es allerdings, wenn man sich vor lauter Schnarchnasigkeit auf die Lyrics zu fokussieren versucht: "And all the light will be, will be / and all the waves, the sea, the sea."
Das Konzept über die zum Lichtschutzgebiet erklärte Kanalinsel Sark hin oder her: Es erscheint aberwitzig, wenn Enya ihre Texterin Roma Ryan (die Ehefrau des Produzenten) für Zeilen wie die aus dem Opener "The Humming ..." auch noch entlohnen muss. Da empfiehlt sich selbst beim Meditieren auf der dunklen Seite der Insel das Weghören.
8 Kommentare mit 8 Antworten
Pitchfork hat über 7 Punkte vergeben.
wieviel punkte haben denn da der bieber und die cyrus bekommen ?
Miley 4 1/2 und Bieber glaube ich knapp unter 7. Aber Mariah Carey und R.Kelly bekommen da meistens auch 8 Punkte und Best New Music- Award.
Cyrus: 3.0; Bieber: 6.2
Irgendwann klappt's auch für Miley und Bieber. In 10 Jahren.
Bloß 3. Hatte mehr in Erinnerung. Aber egal.
Den Gladiator-Soundtrack hat Lisa Gerrard von Dead can Dance eingesungen, nicht Enya!
Sie hat voll den esoterischen Flow. Da können sich Freddie Gibbs und Fatoni & Dexter die letzten Wochen mal voll die Scheibe abschneiden. Die chilligen Waves tun ihr Übriges. Echt harte Meditation, das Ganze.
macht mal halblang jungs! wir alle sind spirituelle wesen oder seid ihr wirklich so dumm und glaubt alles ist so wie wir es wahrnehmen???
digger??
es ist ILLUSION
kein schlechtes Album. Einfach typisch Enya
Für mich ein super Album! Ich höre es immer noch sehr gerne. Vor allem Astra et Luna, Echos in Rain und Dark Sky Island.