laut.de-Kritik

Mit Pagan Metal in die Charts.

Review von

Equilibrium sind so was wie die Band der Stunde. Nachdem sie eher als Spaßprojekt begannen und das Debüt vom Label vollkommen unter Wert vertrieben wurde, gelang ihnen bereits mit dem zweiten Album "Sagas" und dem Wechsel zu Nuclear Blast der Sprung auf Platz 30 der Charts.

Der Pagan Metal-Boom ist seitdem ein wenig abgeflaut, hat jedoch einige Bands relativ weit oben etabliert. Auch Equilibrium gehören dazu und müssen nun mit neuem Album und neuem Frontförster beweisen, dass sie zur Speerspitze dazu gehören.

Der Einstieg in "Rekreatur" hat mal wieder durchaus Soundtrack-Charakter und würde manchem Schlachtenepos gut zu Gesicht stehen. Anstatt aber so ausführlich wie auf dem Vorgänger, ist das Intro schnell gegessen und es geht ab durch "In Heiligen Hallen"

So heroisch, so abwechslungsreich, so ambitioniert die Nummer auch klingen mag - die Plastik-Sounds vom Keyboard schmälern den Musikgenuss leider von Anfang an. Ok, dass eine Band der Größenordnung von Equilibrium nicht mit einem Satz Original-Bläser arbeiten kann, ist klar. Aber es gibt auf jeden Fall besser Synthies, als die, die auf "Rekreatur" verwendet werden. Das mag bei mancher Schunkelmelodie ja noch in Ordnung gehen, aber Bombast sollte man anders umsetzen.

Mit Robert Dahn steht bei den Münchnern ein neuer Mann hinterm Mikro, dessen Stimme tiefer angelegt ist als die seines Vorgängers. Zwar wechselt auch er zwischen Growls und heiseren Shouts, doch alles in allem gehört der Black Metal-Touch der Vergangenheit an. Dennoch passt auch Roberts Stimme gut zum Material der Band, was sich vor allem im schleppend triumphalen "Verbrannte Erde" zeigt.

Was fröhliche Partysongs angeht, stehen dieses Mal das flotte "Der Ewige Sieg", das passend betitelte "Fahrtwind" und der Monkey Island-Tribute "Affeninsel" auf dem Plan, auch wenn die anderen Tracks das Tempo zwischenzeitlich mal gern anziehen. Bei Letztgenannten gibt es auch schon mal diverse Calypsoklänge, die aber leider ebenfalls viel zu sehr nach Dosenfrüchten klingen.

Die Grenze zwischen Dramatik und Kitsch verschwimmt wie auf den vorherigen Veröffentlichungen, etwa bei dem Liesl-Geträller in "Aus Ferner Zeit", am Ende von "Wenn Erde Bricht" oder im 13-minütigen, akustischen Finale "Kleiner Epos". Zumindest kommen Equilibrium auch durch eine knappe Viertelstunde, ohne dass es dabei langweilig wird.

Abschließend stellt sich noch die Frage, welcher Achtjährige das Cover ausgesucht und gemalt hat. Wahrscheinlich derselbe, der auch sein Casio-Keyboard zur Verfügung gestellt hat ...

Trackliste

  1. 1. In Heiligen Hallen
  2. 2. Der Ewige Sieg
  3. 3. Verbrannte Erde
  4. 4. Die Affeninsel
  5. 5. Der Wassermann
  6. 6. Aus Ferner Zeit
  7. 7. Fahrtwind
  8. 8. Wenn Erdreich Bricht
  9. 9. Kurzes Epos

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3 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Gute Rezension. Ich habe das Album und finde es nett. Mit dem Bombast ist das doch immer ganz witzig: Entweder er ist scheisse, weil er aus der Dose kommt oder er ist scheisse auch wenn er nicht aus der Dose kommt, aber dann plötzlich -oh Wunder- viel zu überschwenglich ist. Ich finde beide Vorgängeralben besser, Sagas ist sogar eines meiner allerliebsten "Beim-Joggen-oder-Radfahren-Alben" überhaupt. Aber mal ehrlich: Ist das hier überhaupt noch Pagan Metal? Für mich geht das stellenweise sogar ganz arg in Richtung Power mit Growls und Kreischer. Oder sagen wir lieber: Syphonic Power. Was anderes machen ja Amorphis auch nicht mehr. Und wenn mir einer wegen meiner Kategorisierung jetzt böse sein sollte: Symphonic Epic Hollywood Filmscore Point-and-Click Power Pagan Metal. Rhapsody Of Fire konnten sich auch nie zurück halten.

  • Vor 13 Jahren

    Fand das Debut-Album ganz gut.. Aber nun kann man es voll und ganz vernachläsigen.
    Besonders wenn das Geschunkel anfängt... Irgendwann nervts einfach nur noch.

  • Vor 13 Jahren

    Nachvollziehbare Rezension. Turis Fratyr war gut, Sagas stellenweise schon zu kitschig und hatte schon nicht mehr viel mit Pagan zu tun. Rekreatur setzt diesen Trend konsequent fort, dass Keyboard ist teilweise viel zu erdrückend und unangebracht weil es vielen Songparts rein garnichts gibt. Die restliche sehr versierte Instrumentierung, die auch ohne das Gedudel eine gute Atmosphere erzeugt, wird einfach erdrückt von dem ständigen "Gedudel". Daher nervt das Album auf Dauer, der Sängerwechsel stellt dabei kein großes Manko dar, aber der Lala Faktor ist dank dem fürchterlichen Keyboardsound/arrangement einfach viel zu groß.