laut.de-Kritik
Kurswechsel mit Konfetti und Kanonen.
Review von Yan VogelDie Entwicklung von Equilibrium fällt so spannend wie streitbar aus. Zunächst im Pagan verortet, landeten die bajuwarischen Härtner mit Blut im Auge bei einer Melange aus Folk und Black Metal. Die deutschen Texte setzten der Wirthaus-Gaudi die Schaumkrone auf.
Langsam aber sicher findet ein Kurswechsel statt. Die Ausrichtung gerät internationaler, Equilibrium integrieren englischsprachige Lyrics. Schon "Armageddon" strotzte vor Epik. Das Konzept aus Konfetti und Kanonen treibt die Formation nun auf "Renegades" auf die Spitze. Ein Renegat ist ein Abtrünniger. Als solchen dürften einige alteingesessene Fans die Neuausrichtung ihrer Helden ansehen.
Ohrenfällig ist zunächst die Modernisierung im Soundgewand. Synthie-Bombast mit Black Metal-Elementen wie bei Dimmu Borgir paart sich mit Melodic Death-Riffing nebst Happy Metal-Refrains. Diesen Turn begünstigt der Einstieg von Bassist Martin "Skar" Berger Enerstvedt, der zudem die cleanen Vocals übernimmt. Das Synthiegewölk von Skadi Rosehurst dickt das Klangbild zusätzlich an.
Generell steht an erster Stelle eine überwältigende Produktion, hier wird geklotzt statt gekleckert. Gitarrist und Mastermind René Berthiaume führt seine Mannschaft auf eine Odyssee in unbekannte Gewässer und bindet deren Talente in die abwechslungsreichen Songs ein.
"We're full of pagan power", grunzt Growl-Maestro Robse im Opener. Die latente Folklore in der Melodiegestaltung kann nicht verhehlen, dass diese vollmundig geshoutete Zeile nicht als mehr als ein Lippenbekenntis daherkommt.
"Wir holen die Goldketten raus und du hast eingenässt", raprocken die Butcher Sisters in "Path Of Destiny" und beamen den Hörer zurück in eine Zeit, in der Durst noch ein Bravo-Starschnitt und keine Aufforderung zum Saufen war. Die Nu Metal-Breitseite erzwingt in jedem Fall ein Lächeln. Humor beweist das Sextett auch bei der Gestaltung des dazugehörigen Retro-Videos im Achtziger-Stil.
Der "fire"/"desire"-Reim in "Moonlight" reißt die Romantiker unsanft aus dem träumerischen Track heraus. Mit "Final Tear" treibt der FC Hollywood des Pagan Metals endgültig den Sargnagel ins Herz seiner Vergangenheit. Der Abgesang schmeckt wie Popcorn mit Schwarzwurzelgeschmack - und klingt auch so.
"Hype Train" steuert stramm auf die Haltestelle Fernsehgarten zu. Auch der einzige deutsche Titel "Himmel Und Feuer" geht als metallische Hommage an Andrea Berg durch und könnte auch von Feuerschwanz stammen.
Die Sound- und Songwriting-Schlenker klingen, wie gesagt, so spannend wie streitbar. Einem ganzen Arsenal treffsicherer Riffs stehen einige waghalsige Exkurse gegenüber. Gerade der Closer "Rise Of The Phoenix" ist ein Lehrstück in Sachen Epic Metal und vielleicht ein Fingerzeig in die Zukunft. Die Gegenwart lässt hingegen zu wünschen übrig.
3 Kommentare mit 7 Antworten
Meddl Loide!
Unbesiegt auf ewig!
Hab verwirrende Träume mit Jasmin
weil sie dich zusammen mit norman und andi verhauen und ausgeraubt hat?
Raus aus meinem Kopf!!!
Ich find's klasse. Nicht nur mutig, sondern auch sehr gut umgesetzt.
ich fand die schon 2002 zu glatt und sauber produziert.
Interessant, kam doch 2003 ihre erste Demo. Und sauber produziert war daran nix.
mein fehler. das decksalbum erschien tatsächlich 2005
Lieder wie "Final Tear" ist Musik zum knien und Demut zeigen. Auf ewig besiegt.
1/5