laut.de-Kritik
Die richtige Mischung aus Pop, Eleganz und Opulenz.
Review von Daniel StraubFür Fans von Erasure ging das vergangene Jahr mit einem Paukenschlag zu Ende. In den vorweihnachtlichen Frieden platzte Sänger Andy Bell mit der erschütternden Nachricht, dass er seit 1998 das HIV-Virus in sich trage. Umso erstaunlicher muss die lebensbejahende Energie des zehnten Erasure-Longplayers "Nightbird" bewertet werden. Verspielte Synthie-Grooves überziehen Bell und Clarke mit zuckersüßen Popmelodien und feiern das 20-jährige Band-Jubiläum auf Musikerart.
Auguren, die Erasure nach ihrem letzten, zugegebenermaßen nicht sonderlich inspirierten Album "Other People's Songs" (2003) schon den Rückzug aus dem Pop-Geschäft nahe legten, müssen sich von "Nightbird" eines Besseren belehren lassen. Zur Zeit stimmt die Chemie zwischen Songwriter Vince Clark und Sänger Andy Bell wie lange nicht mehr. Klar, dass Erasure anno 2005 das Rad nicht neu erfinden. Müssen sie auch gar nicht, so lange die Ingredienzien Synthie und Pop sich noch so gut ergänzen, wie auf "Nightbird".
Einen Vorgeschmack auf die neuerwachte Spielfreude des Mute-Urgesteins bekommt man bereits auf der Single "Breathe" zu hören, mit der das Duo fulminant ins neue Jahr startete und auf Anhieb den Sprung unter die Top 40 der deutschen Charts schaffte. Die Auszeichnung höchster Neueinstieg der Woche war ihnen somit nicht mehr zu nehmen. In England gelang Erasure gar der Durchmarsch auf Rang vier.
Die erfrischende Leichtigkeit von Songs wie "Here I Go Impossible Again" nimmt die nach vierjähriger Studiopause dürstenden Fans sicher im Handumdrehen für "Nightbird" ein. Souverän spielen Erasure mit "I'll Be There" alte Qualitäten aus. Clarkes klare Sequenzerbasslines bereiten den Boden für ein fröhlich hüpfendes Rhythmusfundament, auf dem sich Andy Bells Stimme nach Belieben austoben kann, ganz so, als wäre "It Doesn't Have To Be" der letzte Streich des Duos gewesen.
Fröhlich und unbeschwert, das war schon immer die eine Seite von Erasure. Die andere huldigt zu gedrosselten Midtempo-Grooves den nachdenklichen Momenten im Gefühlsleben. Mit viel Inbrunst und Herzblut schmachtet sich Bell durch Songs wie "Don't Say You Love Me" oder "Because Our Love Is Real". Pop, Eleganz, Opulenz und die richtige Prise Pathos reichen sich auf "Nightbird" die Hand und lassen die Tage von "Other People's Songs" schnell in der Erinnerung verblassen.
1 Kommentar
BREATHE ist gut der rest peinlich langweilig
2 Sterne
Breathe ist ein kläglicher Versuch ALWAYS zu imitieren