laut.de-Kritik
Mit der Akustikgitarre in der Hand.
Review von Daniel StraubWer vom schicken New Yorker Stadtteil Brookly Heights zum direkt am Prospect Park gelegenen Brooklyn Museum Of Art möchte, der wählt am besten den Weg über die Union Street. An der vielbefahrenen Hauptstraße liegt das Studio des Gitarristen Steve Walsh. Dort hat sich kürzlich auch das Synthie-Pop-Duo Erasure für eine Weile aufgehalten. Entstanden sind dort die Aufnahmen, die nun unter dem schlichten Titel "Union Street" in den Handel kommen.
Nun ist ein neues Album von Erasure stets ein guter Grund, sich in vorsichtiger Zurückhaltung zu üben. Schließlich weiß man bei Vince Clark und Andy Bell nie so recht, was einen erwartet. Gerade in der jüngeren Vergangenheit waren die beiden Engländer mit dem Cover-Album "Other People's Songs" alles andere als positiv aufgefallen. "Nightbirds" aus dem vergangenen Jahr war dagegen eine konsequente Weiterführung des Erasure-Pop, wie er seit zwei Jahrzehnten mit dem Duo assoziiert wird.
Auf jenem Album wirkte auch oben bereits erwähnter Steve Walsh als Produzent mit. Begeistert von dessen Kompetenz und nicht zuletzt seinem feinen Studio Mitten in Brooklyn, haben sich Clark und Bell dort für einige Sessions eingemietet. Entstanden ist "Union Street" - das beste Erasure-Album seit langer Zeit. Auf Synthesizer haben die beiden dieses Mal verzichtet. Stattdessen prägen akustische Gitarren, Streicher, Banjos und dezente Percussions den Höreindruck.
Klar, die großen Hits mal akustisch eingespielt, werden viele nun sagen. Das ist 2006 auch nicht gerade neu. Weit gefehlt, muss man allen Zweiflern aber in diesem Fall entgegen halten. Denn Erasure wagen auf "Union Street" einen sehr persönlichen Streifzug durch ihren eigenen Backkatalog, der gänzlich ohne Hits auskommt und auch auf die typischen, schwülstigen Arrangements verzichtet. Stattdessen verhelfen sie vergessenen B-Seiten und unterschätzten Albumtracks zu einem zweiten Frühling.
Irgendwo zwischen Nashville und Antony & The Johnsons pendelnd erfinden sich Erasure neu und halten mit "How Many Times?", dem Wiegenlied "Rock Me Gently" und "Piano Song" gleich mehrere Momente bereit, die "Union Street" zu einem besonderen Album machen. Für die anstehende Tournee rekrutieren Erasure momentan zahlreiche Musiker - ein Novum in der Bandgeschichte. Auf die beiden Termine Ende April in Hamburg und Berlin darf man also gespannt sein.
1 Kommentar
schwaches Album. Vor allem Boy von 1989 wurde hier verhunzt