laut.de-Kritik
Das 2001 aufgezeichnete Konzert ist auch auf Konserve ein Erlebnis.
Review von Joachim GaugerEric 'Slowhand' Clapton ist zurück! Letztes Jahr hatte er angekündigt, nie mehr auf Tour gehen zu wollen, und wie zum Trost für die Fans erscheint nun mit "One More Car, One More Rider" eine Doppel-Live-CD (und DVD), die bereits Anfang 2001 in Los Angeles aufgezeichnet wurde. Als müsste er seinen Abschied von der Bühne begründen, hält Clapton auf den Fotos im Booklet entweder eine Gitarre oder sein Baby im Arm - der Gig in LA ist aber trotz Vaterpflichten großartig geraten.
Dem 'slow' in seinem Spitznamen macht Clapton gleich im Opener "Key To The Highway" alle Ehre: nein dieser Mann ist kein Virtouse an seinem Instrument, aber er verleiht dem alten Blues-Klassiker nicht nur stimmlich, sondern auch mit der Gitarre neues Leben. Das folgende "Reptile", lauwarmer 'One Note Samba' - gepaart mit 'Bluebossa', konnte schon auf dem letzten Studio-Album nichts reißen und dient auch eher der Band (zum Warmspielen), als Hörer und Publikum.
Im folgenden aber reihen Eric Clapton und seine famos aufgelegte Band (u.a. mit Keyborder Billy Preston und Steve Gadd am Schlagzeug) Klassiker an Klassiker. Dabei gelingen Clapton die eigenen Hits durchgehend gut, wohingegen die gecoverten Stücken mitunter etwas uninspiriert daher kommen. Mit reichlich Verve trägt die Combo das alte "Got You On My Mind" vor und auch die alte Hymne "Change The World" spielt sie gewiss nicht zum ersten Mal.
J.J. Cales "Cocaine" dagegen schnupft sich etwas bröckelig. Wie die Konzertbesucher, die wegen der Legende Clapton und seinen Hits kommen, werden jedoch auch die Fans, die sich die CD zulegen, ihren größten Spaß an der Fülle großer und weltbekannter Songs haben, die der Superstar hier aus seinem eigenen Repertoire präsentiert. Höhepunkte sind u.a. "My Father's Eyes" und "Sunshine Of Your Love", das wohl jeder Hobby-Gitarrist schon einmal probiert, aber nie SO hingekriegt hat.
Dass alles erdig und ehrlich bleibt, wenn Clapton den Blues spielt, dafür bürgt das 'hand' im Spitznamen: auf "One More Car, One More Rider" ist im besten Sinne alles handgemacht. Das Keyboard beschränkt sich auf seine ihm im Blues angestammte Rolle als Wabberorgel und das heißt: Bläser gibt es keine weil es keine gibt. Eigentlich macht diese Live-Platte nur eines schwer: zu glauben, dass dieser Mann trotz all dem Spaß, den er offenbar auf der Bühne hat, wirklich nie mehr auf Tour gehen wird.
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