laut.de-Kritik
Neue Geschichten über Love, Liebe, L'Amour und Amore.
Review von Yan VogelDer Mann mit dem schlüpfrigen Vornamen ist zurück und geizt nicht mit Geschichten über Love, Liebe, L'Amour und Amore. Neuerdings (wieder) im Gepäck: Pure Lebenslust.
Nach der Trennung von Blondchen Hunzicker verhunzte der Barde aus der ewigen Stadt sein letztes Album mit Songs über Herzschmerz en masse. Den gibt es natürlich auch auf der neuesten CD. Auch einen glücklichen Eros plagen düstere Gedanken und Melancholie.
Die neu gewonnene Lebenslust fällt schon im Booklet auf. Eros bewirbt sich förmlich für eine Staatsbürgerschaft im Land des Lächelns und hat, Michelle wird's vielleicht ärgern, eine neue Bekanntschaft an der Backe. Weiterhin mimt er den Macho, kitzelt seiner neuen Flamme mit einer Feder das Kinn, während diese sich noch züchtig die Brüste verdeckt, oder sitzt in seinem Urlaubsdomizil und liest den neuesten Krimi von Donna Leone.
Lockere Pop-Arrangements mit Konserven-Beats wie in "L'Orizzonte" oder "Non Possiamo Chiudere Gli Occhi" geben diesem positiven Lebens-Gefühl musikalische Kontur. Rambazamba kling natürlich anders, aber wir hören ja schließlich auch Musik aus der Feder von Eros.
So viel zu den Highlights. Herr Ramazzotti schreibt eben Songs mit handelsüblichen Lovestories wie am Fließband. Aber im Leben eines erfolgreichen Musikers reiht sich nun mal Romanze an Romanze, genügend Material für eine gesamte Karriere. Ramazzotti ist der Beweis dafür. Italiens Finest vertont "dolce vita", "tragedia", und "cuore del dolore" nach ein und demselben Rezept: Midtempo (zwischen 70 und 100 bpm), ein warmer Strahl arpeggierter Akustik-Gitarren, perlende E-Gitarren, Achtel-Bass und Synthieflächen, die routiniert populäre Hörgewohnheiten bedienen.
Ebenfalls mit dabei: Das London Session Orchestra. Dumm nur, dass die Herren Sinfoniker nur den Hintergrund zukleistern, schlecht abgemischt sind und produktionstechnisch ohne Dynamik und Substanz klingen. Hinter der Schießbude: Urgestein Abe Laboriel Jr., der könnte dieses anspruchslose Getrommel selbst mit verbundenen Augen, gebrochenen Beinen und Tennisarm runter zocken.
Die Credits von "Nessuno Escluso" verraten Eros als Solisten an der Guitarra. Nach mehrmaligen Hören muss man jedoch ernüchtert feststellen, dass damit entweder die sage und schreibe sieben Töne am Ende des Stücks gemeint sind oder irgendein Schelm das Heldensolo gelöscht hat.
Das Album müsste eigentlich der ärztlichen Verschreibungspflicht unterliegen und von den hiesigen Krankenkassen subventioniert werden: Diese als Rohling verkleidete Valiumtablette ruft komatöse Zustände beim Hörer hervor. "Ali E Radici" (auf deutsch: Flügel und Wurzeln) klingt somit wie der hübsche Dualismus des Albumtitels andeutet, der wohl einerseits ein (biografisches) Auf zu neuen Liebschaften und andererseits eine tiefe Verbundenheit zur musikalischen Erfolgsformel ausdrückt, wie nichts Halbes und nichts Ganzes.
5 Kommentare
schon vor erscheinen dieser rezension war mir vollkommen klar, dass der gute Herr einen punkt kassieren würde. schauht man sich zurückliegende platten an, so wird ein eindeutiges bewertungsmuster deutlich: 1 punkt, 2 punkte, 1 punkt, 2 punkte... 1 punkt für Ali E Radici war die einzig logische konsequenz. joa so is das
Was habt ihr denn alle gegen Macho- Eros? Der hat einige sehr schöne Lieder geschrieben. Da gibt´s heutzutage weitaus schlimmere und nervtötendere Musik, siehe Mark Medlock oder Alex C.
Na, das ist mal ein super Argument.
nur weil er italiener ist!
@__mariUs__ (« @Dagermarican (« nur weil er italiener ist! »):
Reicht doch
Nein Scherz, oder stehst du etwa auf seine Musik? »):
ja ist genau mein musik geschmack. schwülstige italiener mucke 4zewin