laut.de-Kritik
Melodischer Indiepop mit Progrock-Anleihen.
Review von Martin LeuteEine Band, die auf Neil Youngs Label Vapor Records veröffentlicht, weckt natürlich Interesse. Zumal es sich bei den Mannen um Leadsänger und Gittarist Russell Pollard um Musiker handelt, die bereits in diversen Formationen der Los Angeles-Indieszene Erfahrung gesammelt und nun in der Combo Everest ihre musikalische Heimat gefunden haben.
Auf Ihrem live eingespielten Debüt präsentieren die Jungs melodischen, an die 70er-Jahre angelehnten Folk- und Countryrock. Auch wenn sie dem Pop durchaus angetan sind, der immer wieder ausbrechende Jamsession-Charakter und Ausflüge in den Progrock bürsten die Melodieseligkeit immer wieder gekonnt gegen den Strich.
"Rebels In The Roses" und "Into Your Soft Heart" offenbaren die Stärken dieser Band. Eine geschmeidige Melodielinien, zuerst eingehüllt in die Begleitung der Akustischen, ehe sich die Instrumentierung zu effektvollem Backgroundgesang mit Drums, Bass und Wurlitzer verdichtet und Rockgitarren dem Song schließlich die Krone aufsetzen.
In der Southern Rock-Nummer "Trees" entfaltet sich Pollards weicher Gesang auf eingängigen Drums, einer markanten Basslinie und der E-Gitarre, die das Arrangement verhaltener prägt, das kernige "Reloader" entpuppt sich als ohrgängiger Powerpop-Track.
"Only In Your Mind" nimmt das Tempo raus und bewegt sich mit sphärischen Keyboardklängen auf Pink Floyds "Dark Side Of The Moon" zu, für "Black Covers" könnte der rockige Elliott Smith Pate gestanden haben, mit dem ruhigeren, reduziertem "Angry Storm" präsentieren Everest zur Akustischen, Lap Steel und Piano wunderbar entspannten Americana-Sound.
Ganz reduziert umschmeicheln die Akustische und Orgelklänge das schwer sentimentale "Standing By", befreit sich aber mit Progrock-Einlagen von der Rührseligkeit; ebenso bricht sich die Melodramatik in "I See It In Your Eyes" effektvoll an einer epischen Instrumentalwand. Mit akustischer Gitarrenbegleitung beschließt "Taking On The Future" das Album und klingt dabei wie eine zärtliche Hommage an Neil Young.
"Ghost Notes" pendelt mit poppiger Melodienseligkeit und instrumentaler Urwüchsigkeit irgendwo locker zwischen den frühen Wilco, Ryan Adams und Neil Casal. Dabei legen Everest mit ihrer instrumentalen Spielfreudigkeit eine reife Eigenständigkeit und ein Selbstverständnis an den Tag, das nach Aussagen der Bandmitglieder das Erleben des gemeinsamen Musizierens in den Vordergrund rückt und nicht den kommerziellen Erfolg.
Alles in allem hat der Fünfer ein ansprechendes und ambitioniertes Debüt eingespielt, dass die Musikwelt zwar nicht revolutionieren wird, aber dennoch mit einer selbstbewussten Synthese aus Indiepop, Alternative Country und Progrock seine kleinen Kreise drehen wird.
3 Kommentare
Tut mir leid, aber irgendwie kann ich hier an keiner Zeile die Wertung von drei Punkten nachvollziehen. Das klingt eher nach mindestens 4 Punkten.
Nicht falsch verstehen, ich hab das Album (noch) nicht gehört, aber irritierend ist das schon.
seh ich genauso
da hat der vogel was richtiges gesacht