laut.de-Kritik
Die Hessen orientieren sich am Bay Area Thrash.
Review von Michael EdeleDas Debüt "Opinion Converter" hatte zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung ja schon ein paar Monate auf dem Buckel und die Jungs von Face Down Hero also entsprechend Zeit, sich schon um die nächsten Songs zu kümmern. So wundert es auch nicht, dass ziemlich genau ein Jahr nach ihrem Einstand auch schon die zweite Scheibe der Hessen im Schacht rotiert.
War auf "Opinion Converter" der eindimensionale Gesang von Shouter/Gitarrist Kali noch ein etwas negativer Aspekt, so muss man dem Mann voll und ganz zugestehen, dass er schwer an sich gearbeitet hat. Klar, ein zweiter John Bush ist er nicht geworden, doch seine raue Stimme klingt charakteristischer und abwechslungsreicher aus den Boxen. Außerdem hat man den Eindruck, als würden sie sich noch weiter auf die Wurzeln des Bay Area-Thrashs konzentrieren und orientieren sich mit ihren Riffs meist an alten Metallica und Exodus-Scheiben.
Ein Intro mit Akustikgitarren leitet "Bursting Evolution" stilvoll ein und geht dann in typisches Bay Area-Riffing über. Metallica, ick hör dir trappsen. Ob die das aber in dieser frischen, unverbrauchten Form noch können, darf ernsthaft bezweifelt werden und Face Down Hero machen ihre Sache so gesehen ausgesprochen gut. Die an Machine Head erinnernden Grooves sind nach wie vor vorhanden, doch die Parallelen sind nicht mehr so eindeutig, wie noch auf dem Vorgänger. Der Weg zum eigenständigen Sound ist auf jeden Fall beschritten und könnte mit der nächsten Scheibe schon erreicht sein.
Beim etwas schnelleren und straighten "Copycat Effect" experimentieren sie mit ein paar Gitarrensounds, wie sie auch Tom Morello bei Rage Against The Machine früher gern benutzt hat und lassen diese auch in "Three Bullet Ballad" nochmal kurz aufblitzen. Dabei gibt es allerdings nur im Mittelteil um balladeske Töne, denn ansonsten handelt es sich bei dem Rausschmeißer eher um einem modernen Thrasher. Ebenfalls moderne Riffs schlagen die Hessen mit dem Midtempo-Thrasher "Virtualer" an, der mit seinem enormen Drive der heimliche Hit der Scheibe ist.
Von einer melodiöseren Seite zeigen sie sich im mit leichten Keys verzierten "Replacement Life" und auch dem zügigen "Uninvited Cyberguest", das in der Strophe gern mal an Abandoned erinnert. Dort zischt der Track nämlich ordentlich ab und macht damit dem sehr old schooligen "This Pharao" Konkurrenz. Es lässt ne ordentliche Exodus-Schlagseite anklingen und macht damit jede Menge Laune. Das trifft auch weitgehend auf die Video-Single "My Needless Helping Hand" zu, auch wenn der gesprochene Anfang nur bedingt rockt. Erst wenn der Song richtig loslegt, kommt ordentlich Laune auf und in Sachen Soli lassen Kali und Jens eh nichts anbrennen.
Das immer wieder auf ruhige Töne zurückgreifende "This Queasy Feelings", erweist sich als eher mittelprächtige Nummer mit ein paar Längen. Vor allem auch, da die Stimmeffekte darauf schließen lassen, dass sich Kali in Sachen Klargesang doch noch nicht so viel zutraut. Im Vergleich zum ebenfalls schon starken Debüt aber ein Schritt nach vorne und somit ein echt gutes Stück Thrash aus der Heimat des Äppelwois.
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