laut.de-Kritik

Unspektakulär und zutreffend.

Review von

"Eleven fucking years. It's good to be back", sprach Mike Patton zum Livecomeback Faith No Mores am 10. Juni in London ins Mikrofon. Man darf der Band das Bekenntnis glauben - ohne blauäugig zu übersehen, dass ihr die Rückkehr als Festival-Headliner nach einer derart langen Auszeit schmecken dürfte.

Denn die Zeit, sich für das eigene Werk wieder zu begeistern, war laut Bassist Billy Gould offenbar reif. Beweisen müssen sich Faith No More nichts mehr, und am Hungertuch dürfte keiner der fünf Protagonisten nagen. Schon gar nicht der Mann, mit dem die Reunion steht und fällt: Vokalist Patton.

"Die Musik klingt noch immer gut, habe man vielmehr befunden, so Gould. Und davon legt die zum Comeback aus dem Boden gestampfte und digital überarbeitete Best Of Zeugnis ab.

Alternative-Smasher wie "We Care A Lot" (1987), "Epic" (1989), "Midlife Crisis", "Land Of Sunshine", "A Small Victory" oder das unglaublich auf den Punkt gebrachte Cover "Easy" (alle 1992) waren spätestens mit dem Album "Angel Dust" in vielen Alternative-Clubs gesetzt. Nicht zuletzt Roddy Bottums Keyboard-Ergänzungen verlieh den aggressiv angelegten Songs eine spezielle Note.

Mit Tracks wie "Evidence" und "Ricochet" (beide von 1995) bzw. "Ashes To Ashes" und "Stripsearch" (beide 1997) zeigten sich FNM dann von einer musikalisch variableren respektive komplexeren Seite. An Durchschlagskraft verloren sie nie, doch der Abgang von Gitarrist und Gründungsmitglied Jim Martin manifestierte sich genauso wie Pattons stimmliche Weiterentwicklung.

Aufhorchen lassen nun eher die B-Seiten und so genannten Raritäten. Hier überzeugen "Absolute Zero", "Light Up And Let Go" oder "I Won't Forget You" mit ausgefeiltem Moshfaktor und dynamischen Arrangements: Man hört den auf den Punkt genagelten Stücken an, dass sie aus der späten Ära stammen ("King For A Day, Fool For A Lifetime", 1995 und "Album Of The Year", 1998).

Den speziellen FNM'schen US-Humor dokumentiert "Das Schutzenfest". Der Track stammt von 1993 und passt insofern als B-Seite zeitlich wie musikalisch nicht ganz zur Single "Evidence". Trotzdem ein Zitat gefällig? Gerne: "Wir machen Liebe in Schweinetrog / mein Hose platzen / auf mein Nudelschwanz / Hoi".

"The Second Coming" heißt die Comeback-Tour - nach der Patton und Co. Bilanz ziehen wollen, wie sich der Neustart (in den Worten Goulds: "der Sprung von der Klippe") angefühlt hat - so unspektakulär wie zutreffend. Brimborium hatten die Mannen aus San Francisco noch nie nötig.

Trackliste

CD 1

  1. 1. The Real Thing
  2. 2. From Out Of Nowhere
  3. 3. Epic
  4. 4. We Care A Lot
  5. 5. R N' R
  6. 6. Kindergarten
  7. 7. Caffeine
  8. 8. Land Of Sunshine
  9. 9. Be Aggressive
  10. 10. Midlife Crisis
  11. 11. A Small Victory
  12. 12. Everything's Ruined
  13. 13. Evidence
  14. 14. Digging The Grave
  15. 15. Ricochet
  16. 16. Ashes To Ashes
  17. 17. Stripsearch
  18. 18. Easy

CD 2

  1. 1. Absolute Zero
  2. 2. The Big Kahuna
  3. 3. Light Up And Let Go
  4. 4. I Won't Forget You
  5. 5. The World Is Yours
  6. 6. Hippie Jam Song
  7. 7. Sweet Emotion
  8. 8. New Improved Song
  9. 9. Das Schutzenfest
  10. 10. This Guy's In Love With You

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Faith No More

"Faith No More stachen schon immer als einzigartiges Biest aus der breiten Masse hervor. Halb Hund, halb Katze war die Musik fast so schizophren wie die …

126 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Liber Jornalist:

    Es heist "sich widerspiegeln".

    Deutsch ist schon ein schlimmer Finger, kein Wunder das den niemand mag...

  • Vor 14 Jahren

    korinthen :kack: !

    schreibst auch falschparker vor der wohnungstüre auf, ne?

  • Vor 14 Jahren

    @Johnny b. goode (« Liber Jornalist:

    Es heist "sich widerspiegeln".

    Deutsch ist schon ein schlimmer Finger, kein Wunder das den niemand mag... »):

    Dann solltest Du selbst drauf achten, dass "Liber" eigentlich "Lieber" heisst und der "Jornalist" sich lieber als "Journalist" bezeichnet! ;)

    Schlimmer ist aber die Tatsache, dass behauptet wird, dass:

    "Nicht zuletzt Mike Bordins Keyboard-Ergänzungen verlieh den aggressiv angelegten Songs eine spezielle Note."

    Mike Bordin hat noch nie irgendwelche Keyboard-Ergänzungen begesteuert... das macht Roddy Bottum!

    Und "Das Schützenfest" war auf einer der Angel Dust Singles, wenn ich mich recht erinnere!

    Wie auch immer... habe Faith No More gestern live gesehen und die waren einfach nur geil! Haben, abgesehen von ein paar Haaren und der Original Haarfarbe, nichts verloren... ein Knaller jagte den anderen!

  • Vor 14 Jahren

    Der war auch mal bei "Zimmer frei" und hat sich bei mir erhebliche Sympathiepunkte erarbeitet. Und bei einer der "Durch die Nacht mit..."-Sendungen, die war eigentlich noch besser. Weiß halt, wie er sich verkaufen muss.

    Was ich musikalisch von ihm bisher gehört habe, ist mir irgendwie zu schmierig und erinnert mich unangenehm an eine Wynton Marsalis-Scheibe, die ich mal hatte.

  • Vor 14 Jahren

    Um mal diesen alten Thread wieder auszugraben; Ich bin definitiv auch der Meinung, das FNM Pattons experimentelleren Projekten unterlegen ist.
    Auch wenn einige Songs wirklich ganz cool sind.

    Aber gegen den genialen Wahnsinn auf zB Disco Volante von Mr.Bungle stinken alle FNM Platten gnadenlos ab.

  • Vor 8 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.