laut.de-Kritik
Eine Comeback-Retrospektive der unspektakulären Sorte.
Review von Kai ButterweckMit viel Tamtam meldeten sich Faithless in diesem Jahr auf den Festival- und Dancefloorbühnen zurück. Vier Jahre nach der offiziellen Trennung kam es doch noch einmal zu einem Schulterschluss zwischen Rollo, Sister Bliss und Maxi Jazz. So richtig angekommen in ihrem Comeback-Frühling sind sie aber scheinbar noch nicht; denn statt der lechzenden Fangemeinde ein neues Studioalbum vor den Latz zu knallen, geht das Trio erst einmal mit einem Greatest Hits-Paket an den Start.
Nach bereits zwei veröffentlichten Retrospektiven ("Forever Faithless - The Greatest Hits", "Insomnia - The Best Of") fragt sich der Fan völlig zu recht: Braucht die Welt noch eine dritte Ansammlung von Hits wie "Insomnia", "God Is A DJ", "Reverence" und Co?
Diese Frage stellten sich auch die Verantwortlichen. Auch hier war man sich des eher dürftigen Nährwerts einer Aneinanderreihung von Altbekanntem bewusst. Es musste also noch ein Nachschlag her.
Aber was tun, wenn - abgesehen vom bereits bekannten "I Was There" - keine neuen Songs zur Verfügung stehen? Die Lösung: Man mistet einfach den Remix-Stall aus. An die frische Luft darf natürlich nur die Crème de la Crème der Branche. Soll heißen: Künstler, mit so klangvollen Namen wie Avicii, Armin Van Buuren, Booka Shade oder auch Harry Collier. Sie alle haben sich in der Vergangenheit mit den größten Faithless-Hits beschäftigt und dabei versucht, den Songs ihren eigenen Stempel aufzudrücken.
Dem wohl bekanntesten Gast ist das allerdings am wenigsten gelungen. Statt "Insomnia" in neue Soundwelten zu hieven, deckelt Avicii den größten Hit der Band mit knatternden Beats und verfremdeten Vocals. Da wäre mehr drin gewesen.
Auch der Tiesto And Faithless Remix von "God Is A DJ" kommt nicht annähernd an die voluminöse Energie des Originals heran. Mit plumpen U-Booteffekten, einem durchweg leblosen Beat und Synthie-Einschüben aus der Großraumdisko fahren die Verantwortlichen das gute Stück ordentlich gegen die Wand.
Es gibt aber auch Künstler, die sich ein bisschen mehr Mühe geben. So schüttelt Armin Van Buuren beispielsweise einige durchaus beeindruckende Tranceblitze aus dem Ärmel ("We Come 1").
Ebenfalls gelungen: das Drum'n'Bass-Feuerwerk von Großbritanniens Liquid Funk-Vorreiter High Contrast ("Muhammad Ali").
Die hellste Kerze auf dem Kuchen kommt aber aus dem Hause Above & Beyond. Ihre mit Trance unterfütterte "Salva Mea"-Hommage überzeugt von vorne bis hinten.
Und der Rest? Kann man machen. Kann man aber auch lassen. Das gilt letztlich auch für das Gesamtpaket. Zwischen Licht und Schatten bahnen sich Faithless einen Weg zurück ins Rampenlicht. Der erweist sich allerdings als unerwartet lang und steinig. Wie's schneller ans Ziel geht? Einfach mit nem neuen Album um die Ecke kommen. As simple as that. Punkt.
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