laut.de-Kritik
Sie wären gerne episch, sind es aber nicht.
Review von Manuel BergerPower Metal ohne Epik ist ungefähr so wie Weißbier ohne Schaum oder Manowar ohne Leder. Oder schlimmer: Überzeugt zu sein, den Drachen allein wegen eines martialischen Outfits das Fürchten zu lehren, in Wahrheit jedoch auf dem "Anthology"-Cover zu stehen. Falconer reihen sich dank ihres neuesten Presswerks nahtlos in diese Galerie ein. Und das Bild ist an "Black Moon Rising" tatsächlich noch das Beste.
Los geht's: einfallslose Doublebass-Attacken, die gar keine Ruhe mehr geben wollen, im Hintergrund klimpert die Hi-Hat. Zwischendurch random ein paar Breaks, frickelige Leads, Solos und ... ist das wirklich ein Donnergrollen? Obendrauf gibt es Gesang, der so gar keine Bindung zur Musik aufbauen will. Es wirkt fast so, als hätte Matthias Blad in dem einen schalldichten Raum gestanden, die Band im anderen, beide bekommen ein Metronom vor die Nase gestellt und das Kommando "Macht mal".
So bleibt es nicht nur im eröffnenden "Locust Swarm". Technisch kann man dem Sänger zwar nicht wirklich etwas ankreiden, doch die Emotion bleibt dabei leider auf der Strecke. Monotones quasi-symphonisches Dauerfeuer. Falconer wären gerne episch, sind es aber nicht. Ein bisschen Folk, ein bisschen Pathos, ein bisschen Kitsch, ein bisschen Manowar, ein bisschen DragonForce - nur ohne die zugehörige Ausnahmevirtuosität Herman Lis.
Dazu Dudel-Alarm schon im zweiten Song. Noch abgetragener als im Refrain zu "Halls And Chambers" geht es nun wirklich nicht. Da haben selbst Sabaton oder One Direction frischere Hooks. Zu diesem Zeitpunkt ist aber eigentlich eh schon alles egal. Die Langeweile regiert schließlich bereits seit dem Opener.
Definierend für das gesamte Album ist der Titeltrack. Dieser knallt zwar anfänglich ganz nett, driftet aber nach wenigen Sekunden in stumpfe Sechzehntelinflation ab. Viel zu selten durchbrechen die Musiker ihr Kampfgalopp und wagen Mid-Tempo-Vorstöße, die ihnen deutlich besser gelingen. Auf "Scoundrel And The Squire" dringen sie in Ayreon-Gefilde, was zwar nicht einmal annähernd an das Original heranreicht, aber doch einen der besseren Momente von "Black Moon Rising" darstellt.
Abgesehen davon ist "Age Of Runes" das einzige Stück, das nicht in Belanglosigkeit versinkt. Ein heavy groovendes Headbang-Riff geleitet in den Song, ein gar nicht mal so 08/15 wirkendes Solo setzt den zwischenzeitlichen Höhepunkt und nicht einmal die Doublebass nervt. Es geht doch! Wenn nur die Becken nicht so scheppern würden...
So versöhnlich "Age Of Runes" im ersten Moment auch stimmen mag; mit dem abschließenden "The Priory" verscherzen Falconer die letzte Sympathie: Schunkelschunkel, humppahumppa, dadadadada und – na, wer errät's? – nervende Doublebass.
3 Kommentare
Er wäre gerne ein guter Rezensent, ist es aber nicht.
Ist er doch ;-
Immerhin gibt das Cover ein tolles Motiv für ein T-Shirt ab.