laut.de-Kritik

Mit dem Brecheisen ins Kurzzeit-Gedächtnis.

Review von

Entgegen saisonalen Trends recyceln die Chicagoer Emo-Punker kein erfolgreiches Alt-Material, sondern bescheren ihren Fans 14 nagelneue Tracks. Den abenteuerlich skurrilen Album-Titel gibt's wie immer obendrauf.

Was klingt wie eine charmante Einladung zu trauter Zweisamkeit, fristet in Wahrheit ein nüchternes Dasein als Fachterminus der Psychologie. "Folie à Deux" bezeichnet die Übertragung einer Geisteskrankheit von einer Person zur anderen. So lege ich die Scheibe zögernd in den Player. Bringen die nächsten 50 Minuten mein Gemüt durcheinander?

Der Opener "Disloyal Order Of Water Buffaloes" beginnt mit einer netten, kleinen Melodie. Mit spartanischer Orgel-Untermalung berichtet Patrick Stump von schwerer Melancholie. Ein paar Sekunden später findet die Ruhe ein jähes Ende. Mächtig türmen sich die Gitarren-Wände, wuchtig stampfen die Drums. Und da sind auch wieder die hymnischen Refrains, die zum Mitsingen einladen. Atemlos jagd der Song seinem Ende entgegen, um sich opulent in die Swing-Rock-Nummer "I Don't Care" zu stürzen

Zeit Luft zu holen, oder sich Gedanken über das eben Gehörte zu machen bleibt nicht. Schon nach wenigen Minuten steht fest: die Jungs wollen sich mit der Brechstange Zutritt zum Inneren des Hörers verschaffen.

Eine Vielzahl bekannter Gastmusiker ließ es sich nicht nehmen den Punk-Poppern besagtes Werkzeug zu halten. So steuern unter anderem Elvis Costello, Debbie Harry, Lil Wayne und Brendon Urie hier und da eine Prise ihres Könnens bei.

Leider gehen die Performances all zu oft im pompösen Gesamtklang unter und bleiben unkenntlich. Allein die Ballade "What A Catch, Donnie" wartet mit sieben Gästen auf, die allesamt profillos wirken. Zumeist betätigen sie sich als Background-Chor des eingängigen Stücks. Dazu Streicher, Klavier und Gitarren.

Dieser üppige Sound zieht sich durch das gesamte Album. Die erfahrenen Produzenten Neal Avron und Pharrell Williams reihen Bombast an Bombast. Dem rockenden "She's My Winnona" folgt das balladeske "America's Sweethearts". Dem verzweifelten "W.a.M.S." das beschwingte "20 Dollar Nosebleed". Schlechtes Songwriting kann man den Musikern nicht vorwerfen. Alle Stücke haben Pop-Hit-Qualitäten. Sie bleiben trotzdem schrecklich banal.

Angesichts der Fähigkeiten des Bassisten und Texters Pete Wentz ist das sehr schade, seine Lyrics besitzen durchaus Tiefgang. Poetisch und in schönen Bilder beschreibt er sein Gefühlsleben, Zeilen wie "I Don't Care What You Think/As Long As It's About Me" zeugen von seiner Begabung, mit der Sprache zu spielen. Allerdings verbannen Produktion und Refrain-Lastigkeit den Sänger in den Hintergrund.

Die Fans finden sicher auch an "Folie à Deux" wieder Gefallen. Ich hingegen kann aufatmen, meine geistige Gesundheit blieb unbeschadet. Mit ihrem Brecheisen erreichten Fall Out Boy nur das Kurzzeit-Gedächtnis. Bis zur Seele ist es noch ein weiter Weg.

Trackliste

  1. 1. Lullabye/ Disloyal Order Of Water Buffaloes
  2. 2. I Don't Care
  3. 3. She's My Winona
  4. 4. America's Suitehearts
  5. 5. Headfirst Slide Into Cooperstown On A Bad Bet
  6. 6. The (Shipped) Gold Standard
  7. 7. (Coffee's For Closers)
  8. 8. What A Catch, Donnie
  9. 9. 27
  10. 10. Tiffany Blews
  11. 11. W.A.M.S.
  12. 12. 20 Dollar Nose Bleed
  13. 13. West Coast Smoker

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17 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 15 Jahren

    Ich mag es.
    Natürlich kommt es nicht an "Take This To Your Grave" heran, ich denke, da sind wir uns alle ziemlich einig...
    Aber trotzdem gibt es einige Songs, die richtig gut sind und echt abgehen.
    Wie mein Vorschreiber möchte ich auch die Lyrics nochmal extra anpreisen - auch bei Bands wie Fall Out Boy sollte man auf so etwas achten!

    Tiffany Blews, What A Catch Donnie, 20 Dollar Nose Bleed und der Bonustrack Pavlove gefallen mir besonders gut.

    Muss trotzdem auch anmerken, dass TTTYG um einiges vielseitiger und weniger "Wir sind jetzt eine Radio-Band"-lastig war. Für meinen Geschmack.

    Es gibt trotzdem 4/5.

  • Vor 15 Jahren

    Danke für eure konstruktive Kritik.

    Aber ganz ehrlich. Wenn ihr die Band nicht leiden könnt warum hört ihr es euch dann an.
    Das lässt doch nur Sorgen um euren geistigen Zustand zu.

    Ihr sollten allen Ernstes mal einen Arzt aufsuchen um euch untersuchen zu lassen damit eure Geistige Gesundheit bestätigt wird.

    Immerhin ich kauf mir auch kein verkorkstes Schlager Album oder sonst son mist weil ich die Musik net mag.

    Aber bitte. Schaltet in Zukunft erst mal eurer Hirn an bevor Ihr so einen Schwachsinn aus euren Mündern kommen lasst.

    Ich für meinen Teil finde Fob super klasse. Vllt weil mir die Fähigkeit gegeben ist zwischen den Zeilen zu lesen.

    Trotz allem einen wunderschönen Abend noch
    *augenverdreh*
    Für alle die dessen nicht mächtig sind das war Ironie XD

  • Vor 7 Jahren

    Das ist eines der besten und wegweisenden alben des emo-pop ever... 2* ist das euer ernst?
    An die redaktion: Jungs wenn ihr lieber metal hört oder so dann ist das total okay. Aber bezeichnet euch bitte - um gottes willen - nicht als musikkenner. Macht die seite lieber dicht wenn ihr nicht objektiv bewerten könnt. Produktion, lyrics, songwriting - man alles an diesem album ist auf hochglanz poliert! Was habt ihr nur in der birne wenn ihr eure bewertungen raushaut? ->4*

    • Vor 7 Jahren

      Bei mcr "the black parade" habt ihr es auch immerhin mal geschafft 4* zu verteilen - gerechtfertig! Nun dieses album steht dem in nichts nach. Es ist nur ein anderer stil.

    • Vor 7 Jahren

      Mensch, Gott sei Dank hast Du Dir die Mühe gemacht, Dich extra anzumelden um Deine Abneigung ggü. einer Albumrezi von 2008 loszuwerden.
      Ich bin Dir ewig dankbar. Deine Kritik an den teilweise unerhört subjektiven Kritiken zu einer subjektiv wahrgenommenen Kunstform macht Donald Trump im Weißen Haus für mich irgendwie erträglicher.

    • Vor 7 Jahren

      Top Rezi. Album ist für Hurensöhne.

      1/5