laut.de-Kritik
Sci-Fi-Atmosphäre mit Riffgewittern.
Review von Yan VogelSatte neun Jahre haben Fates Warning ihre Fans warten lassen. Nun findet sich der Hörer inmitten einer lebensunwirtlichen Landschaft wieder, die Kälte, schroffe Abgründe oder, um den Titel des Openers zu zitieren, "One Thousand Fires" prägen.
Technisch versierte, präzise auf den Punkt gebrachte Riffgewitter mit unverkennbarem Industrial-Einschlag sowie die omnipräsenten Tool-Einflüsse, oft unterstützt und vereinzelt untermalt von der filigranen Rhythmusgruppe, lassen die Boxenmembran erzittern.
Somit folgt man dem ersten Eindruck nach der experimentellen Schlagseite der letzten Veröffentlichungen. Jim Matheos verankert aber im Soundspektrum mit dem Verzicht auf Synthies und Samples auch ein behutsames Back-To-The-Roots-Gefühl.
Die Klammer bestehend aus Eröffnungstrack und dem abschließenden, episch angelegten "And Yet It Moves" entschädigt für die lange Wartezeit. Mit den eingängigen Nummern "Firefly", "Desire" und "Into The Black" erleichtern Fates Warning den Einstieg in das Album.
"Kneel And Obey" mit einer spartanischen Tonfolge zu Beginn explodiert in einem Refrain, der in seiner monumental ausgearbeiteten Melancholie an Psychotic Waltz erinnert. Zu ähnlich sphärischen Höhen schwingt sich "O Chloroform" auf. "I Am" und "Lighthouse" sorgen für uneingeschränkte Begeisterung und loten das gebotene stilistische Spektrum aus.
Das Charakterstikum stellt die Gitarrenarbeit dar: Den Hörer wälzen tiefe und schwere Chords nieder, im höheren Frequenzspektrum regieren arpeggierte und chorusverzierte Licks.
Melodien im Stile von Alders Nebenbaustellen Engine und Redemption, die Präzision und Härte der Arch/Matheos-Kollaboration sowie einige experimentelle Anklänge, wie man sie von Matheos Nebenprojekt OSI sowie den letzten beiden Fates Warning-Alben "Disconnected" und "FWX" kennt, finden nicht immer zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. Dennoch wirkt die dystopische Sci-Fi-Atmosphäre packend und ist dem Gros der Konkurrenz um Lichtjahre voraus.
2 Kommentare
Die neue Fates?
Wie geil ist das denn?!
"Das schlüssige Ganze" sollte man in Konzeptalben suchen, und um "Lichtjahre" Besseres hat full hand verdient.