laut.de-Kritik

Vom Elben zum Zwerg in gut 15 Jahren.

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Bei Faun geht es seit Anbeginn um Mystik, Naturreligion, Romantik und eine eskapistische Deutung des Mittelalters. Ähnlich magisch klingt auf den ersten Blick ihr kometenhafter Aufstieg von der reinen Szenecombo zur allgemein beliebten Showbiz-Größe. "XV – Best Of" feiert den Gipfelsturm auf märchenhaften 13 Liedern. Doch Obacht, dies ist kein schönes Märchen. Es birgt die Verwandlung vom kreativen Elben zum künstlerischen Zwerg in gut 15 Jahren.

Auf ihrer langen Reise vom Geheimtipp zur Spitze zahlten sie den hohen Preis musikalischer Rückschritte. Kollege Sven Kabelitz prägte im Fall der Black Eyed Peas einst den weisen Satz: "Hört man die Platten in chronologisch umgekehrter Reihenfolge, zeigt sich eine bemerkenswerte musikalische Entwicklung." Leider gilt dies analog für die Faune und ganz besonders für diese Zusammenstellung.

Der Murks fängt schon beim Titel an. Jeder Greatest Hits-Sampler möchte verständlicherweise auf eine runde Zahl setzen. Diese "Fünfzehn" jedoch ergibt keinerlei Sinn. Die Bandgründung erfolgte 1999, das erste Album erschien 2002. Was formal schon holprig beginnt, wird inhaltlich nicht besser.

Wer sich an die Ära der Kreativität erinnern möchte, muss weit zurück blicken. Auf den ersten drei, vier Platten definierten Faun statt zu nivellieren: Sie gehörten zu den Urhebern des Paganfolk, einer Spielart, die überlieferte Musikstrukturen mit Elektronik verband und textlich auf historischem Mystizismus fußte.

Doch während die wackeren Musikanten noch dem Pfad künstlerischer Tugend folgten, wartete am Kreuzweg bereits der dunkle Versucher. Jener hieß Universal und blendete die Spielleute mit Verheißungen von Ruhm und Gold. Sie müssten nur ihre Seele und das Herz am Wegesrand zurücklassen.

So verflachten ihre Alben zusehends und schunkelten mit Gästen wie Santiano ("Tanz Mit Mir") auf seichten Wogen des Schlagers.
Auch diese Werkschau wandelt den ehemals guten Tropfen zum Fusel. Voll des Schames verbannen Faun manch frühe Songs samt einer interessanten Wardruna-Kollabo auf die Bonus-CD der limitierten Deluxe-Edition.

Die reguläre Fassung deckt lediglich die Phase nach dem Majordeal ab. Als Feigenblatt gibt es zwar den Faun-Klassiker "Wind & Geige XV", allerdings in einer Neufassung, die dem Original nicht das Wasser reichen kann.

Zwei neue Stücke mischen sich in den Reigen. "Feuer" gibt sich ehrgeizig und spannt eine allegorische Brücke von archaischen Tyrannen zu modernen Diktatoren. So spielen sie mit diesem "Feuer" und wildern durch Schlüsselbegriffe wie "Flammen", "Drachen" oder "Königin" im Lager der Game Of Thrones-Fans. Vielleicht sollten sie lieber bei Ramin Djawadi anfragen, wie man Pathos ohne Kitsch als Weltklasseformat inszeniert.

Während man sich schon damit abfindet, hier nur Nieten aus dem Helm zu ziehen, gibt es mit dem zweiten Neuzugang "An Die Geliebte" zumindest eine halbwegs gelungene Reminiszenz an längst vergangene Zeiten von Sensibilität und Inspiration. Der puristische Teppich und die sanfte Melodieführung mit ebensolchem Gesang offenbaren einen letzten Funken ihres ehemals so authentisch dargebotenen Gefühls. Aber dieses Glimmen macht die vorläufige Endstation des faunschen Märchens nur umso trauriger.

Trackliste

  1. 1. Diese kalte Nacht
  2. 2. Federkleid
  3. 3. Feuer
  4. 4. Buntes Volk
  5. 5. Tanz mit mir
  6. 6. Alba II
  7. 7. Sonnenreigen (Lughnasad)
  8. 8. An Die Geliebte
  9. 9. Rabenballade
  10. 10. Walpurgisnacht
  11. 11. Wind & Geige XV
  12. 12. Hörst Du Die Trommeln
  13. 13. Hymne Der Nacht

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