laut.de-Kritik
Schleichen statt Tanzen mit der weiblichen The Knife-Stimme.
Review von Christoph DornerEigentlich scheint es doch ganz einfach. Karin Dreijer Anderson ist die eine Hälfte der schwedischen Cyborg-Popband The Knife, die spätestens durch José González' Akustikversion ihres Werbehits "Heartbeats" und ihr unterkühlt-technoides Meisterwerk "Silent Shout" zu den verdienten Honoren gekommen sein müsste. Was liegt da näher, als diesen Grammy-prämierten Erfolgsweg als Fever Ray weiterzugehen?
Klar, dieses Soloalbum bricht in seinen elektronischen Grundfesten nicht mit dem Erbe von The Knife. Und doch präsentiert sich Fever Ray auf dem Albumcover und in den Videos zu "If I Had A Heart" und "When I Grow Up" visuell bereits ganz anders als im Gespann mit ihrem Bruder Olof. Es ist eine Optik, die weit in den modifizierten Sound dieses Projekts hineinreicht.
Düster, morbide und gespenstisch erscheint die Welt von Fever Ray. Zugleich aber nicht mehr synthetisch-industriell wie bei The Knife, sondern geprägt von der Physis von Natur und Mensch. Wer das weiß, erwartet keine maschinellen Tanzbeats und nach vorne gemischten Synthesizer-Peitschen mehr, die Knife-Songs wie "Like A Pen" oder "We Share Our Mothers Health" auszeichneten.
Die Single "If I Had A Heart" etwa hält von deren Tempo und Psychedelik nur wenig. Hier dominieren flächige, sanft pochende Synthesizer und verhuschte Samples, über die sich behutsam die vielfach verfremdete Hexen-Stimme von Dreijer Anderson zieht. Die Kindheitserinnerung "When I Grow Up" fügt dieser atmosphärischen Grundausrichtung noch den obligatorischen Drumcomputer, ein fuzziges Gitarrenriff und ein asiatisch anmutendes Synthie-Hackbrett hinzu, dass wie bei The Knife immer wieder auftaucht.
Freilich ist "Fever Ray" insgesamt mehr als schleichendes, kohärentes Gesamtkunstwerk konzipiert - ohne den Zwang, kantige Hitsingles abzuwerfen. Daraus lässt sich aber keineswegs fehlender Popappeal ableiten. Man höre nur "Seven" oder das zarte "Keep The Streets Empty For Me", wo wirklich nicht mehr viel zu Kylie Minogue fehlt. Und das ist überaus positiv gemeint.
27 Kommentare
Warum noch kein Kommentar? Das Album ist in seiner Intensität, atmosphärischen Dichte und Kreativität sicherlich eines der besten in diesem Jahr.
Dazu noch die Videos zu den Tracks.
Visuele Umsetzung der Lieder, welche kaum zu überbieten ist dieses Jahr.
Jedoch ist Fever Ray bzw. The Knife sicherlicher nicht für jedes Gemüt geeignet.
Das ist echt ein audiovisuelles Meisterwerk: http://feverray.com/video/if_i_had_a_heart…
von mir gibts 5 sterne.
Mir gefällt Fever Ray als Soloartist irgendwie besser... Die Atmosphäre, die Lyrics... hm
Unbedingt anhören: Like a pen von der Silent Shout.