laut.de-Kritik
Da wackelt nicht nur der Tannenbaum.
Review von Kai ButterweckSarah Connor feiert ihre ganz persönliche "Not So Silent Night", ein paar Boyband-Rentner präsentieren "A Very Backstreet Christmas" und die Kelly Family crasht das Weihnachtsessen mit ungewohnter Party-Euphorie ("Christmas Party"): Alle Jahre wieder stehen sogenannte "Weihnachtsalben" mit Beginn des ersten Bodenfrostes hoch im Kurs.
Auch im beschaulichen Erlangen folgt man in diesem Jahr dem Ruf der Weihnachtsboten. Fiddler's Green, die neben den Klamaukrockern von J.B.O. wohl erfolgreichsten Musikbotschafter der Frankenstadt, kommen dieser Tage mit zwölf dezent umarrangierten Weihnachtsklassikern und einer neuen Eigenkomposition um die Ecke.
Statt besinnlicher Glöckchen und eingespieltem Rentierschnaufen stehen punkige Gitarren und hibbelige Pub-Geigen im Vordergrund. So tanzen Nikolaus, Christkind und der Grinch wild und ungehalten Pogo, während die Band Branchenklassiker wie "Merry Christmas Everyone", "Jingle Bells", "White Christmas" und "Rudolph, The Red-Nosed Reindeer" durch den Speedfolk-Reißwolf dreht.
Musikalisch hat das phasenweise schon etwas Originelles. Wenn beispielsweise "Jingle Bells" mit abgedämpften Powerchords durch die Ohren galoppiert oder "Rudolph, The Red-Nosed Reindeer" klingt als hätten die Herren von Metallica ein bisschen zu viel Karibik-Rum im Glühweinglas, dann zaubert das dem Hörer schon das eine oder andere Mal ein zartes Lächeln ins Gesicht.
Was neben gängigem Liedgut aus der Festschatulle auch noch hervorsticht ist die abschließende Eigenkomposition "Seven Holy Nights". Hier präsentieren sich Fiddler's Green auf dem bisherigen Zenit ihres Schaffens. Klassische Irish-Folkrock-Strukturen à la The Pogues treffen auf weihnachtliche Grußbotschaften: da wackelt nicht nur der Tannenbaum!
Wem englischsprachiger Folkrock mit deutschem Akzent nicht grundsätzlich gegen den Strich geht, der wedelt hier durchaus des Öfteren begeistert mit der Rute. Sollen sie ruhig alle wieder ankommen mit ihrem handzahmen Pop-Klingeling. Mit "Seven Holy Nights" auf dem Gabentisch hält man nicht nur im schönen Erlangen solide dagegen. In diesem Sinne: Zipfelmützen auf und hoch die Tassen! Und jetzt alle: "Jingle Bells, jingle bells, jingle all the way ...!"
3 Kommentare mit einer Antwort
Hätte mein Weihnachtsgeld darauf gewettet,dass gerade so eine Band "Fairytale in New York" covert.
Schönstes Weihnachtslied mMn.
Hab die mal zufällig auf nem Stadtfest gesehen, und genau zu dieser besoffen-beliebigen Schunkelcrowd hat die Mucke auch gepasst, ganz furchtbar.
Ungehört 1/5
Richige Cringe-Mukke von und für Almans, die sich irisch fühlen, weil sie gerne in einen Pub gehen.
Treffende Beschreibung.