laut.de-Kritik
Ambition für zwei Alben.
Review von Christoph DornerDa starrt es einen wieder an, dieses unschuldige Gesicht. Wickie in schwarz-weiß. Für sein drittes Album hat der Patrick Zimmer seiner Strichfigur Finn eine Krönchen aufgesetzt und ein Barockkleid übergezogen und damit das zunächst weiße, dann schwarze Cover seiner ersten beiden Erzeugnisse dezent aufgehübscht. Gleiches könnte man auch über seine Musik sagen.
Denn Zimmer hat sein Hamburger Wohnzimmer für die Aufnahmen erstmals hinter sich gelassen und ist in die sakralen Katakomben von St. Pauli hinabgestiegen, um seinem seit jeher entrückten Pop-Entwurf ein exquisiteres Ambiente zu verleihen. Konsequenterweise hat sich Zimmer auch halbwegs von seinem Lo-Fi-Do-It-Yourself-Ansatz verabschiedet und sich ein Kammerorchester mit Musikern aus dem Dunstkreis von Kante zugelegt.
So ist der neue Klangkosmos Finns nicht mehr mit synthetischen Streicherflächen zusammengekleistert und setzt stattdessen auf das, was der Musiker Authenzität nennt. Allein die dahingezupfte Akustikgitarre und die durch das Gemäuer hallende Falsettstimme Zimmers, welche wiederholt mit seinem tieferen Timbre gedoppelt ist, sind das Grundgerüst der Songs.
Dieser Unplugged-Finn, dessen Songideen im Grunde recht übersichtlich sind, schraubt mehr als ein halbes Dutzend der insgesamt 16 Songs mit flirrenden Streichern und Bläsern, die mal für und dann wieder gegen die Songs arbeiten, in höhere Sphären.
So klingen die sonst eher typischen Finn-Songs "Truncheon Studio", "Boy-Cott" und "In The Wake of ..." gleich um ein vielfaches opulenter. Die Songskizze "Julius Caesar" dagegen plustert sich auf, bis nur noch orchestrale Dissonanzen übrig bleiben. Und "This Is No Lullaby" könnte dank Yorkescher Winselstimme auch Radiohead-B-Seite sein.
Man hört und sieht dem Album mit seiner Einteilung in fünf Akte den arty Anspruch von etwa Sigur Rós an. An diesem baumhohen Unterfangen muss Zimmer schlussendlich scheitern. Denn auch wenn er sich für das Inlet dergestalt hat ablichten lassen und auf der Bühne entsprechend inszeniert: Eine Ikone ist er noch lange nicht.
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