laut.de-Kritik
Lieblich kauziger Kammerfolk.
Review von Martin LeuteSchon der Name lässt vermuten, dass es sich bei der Musik des amerikanischen Ensembles um feingeistigen Artpop handelt. Dieser Eindruck bestätigt sich nach den ersten Klängen des Openers, der von einem Varieté-Orchester eingeläutet wird, um dann mit dem warmen Bariton des Sängers zur sanft melodramatischen, großartig instrumentierten Kammerfolk-Nummer anzuwachsen.
Schlagzeug, Streicher, Piano, Gitarren und Hörner grundieren auch im weiteren Verlauf die Songs. Der Mann hinter der Combo ist der umtriebige JD Beghtol, der sich mit zahlreichen Musikern im Rücken einem Stilmix verschrieben hat, der Pop, Folk und Klassik zusammenführt und orchestral garniert.
Hier dürfen sich Freunde des barocken Synthie-Poppers Momus genauso angesprochen fühlen wie die des Pathos von The Divine Comedy, dem Folk-Flair von The Miserable Rich und der Verspieltheit der Magnetic Fields mit ihren "69 Love Songs", an denen Beghtol als Gastmusiker beteiligt war. Stephin Merrit bedankt sich seinerseits mit einer Gesangseinlage im Song "Love Finds Andy Warhol".
Während sich die ruhige Melodielinie in "Funeral Games" auf die geschlagenen Ukulele und weichen Akkordeonklängen legt, wird "Précis" von elektronischen Spielereien und gezupfter Gitarre strukturiert, ehe sich ein Cello flächig dazugesellt. Und immer wieder kommen eindringlicher Backgroundchor oder mehrstimmiger Gesang effektiv zur Geltung wie etwa im dramatischen, vom Glockenspiel untermalten "Judas Kiss" oder dem kurzen, zum Spiritual tendierenden reinen Gesangsstück "(Pull My) Daisy Chain".
"Luminary" wird von dunklen Geigen und Pianotupfern ausgemalt, in "Wish It Away" harmonieren Rhythmusgitarre und Streicher. Das lustige "Ballad Of Little Brown Bear" hat mit dunkler Gesangsstimme ebenso den Charakter eines Trinkliedes wie das abschließend gegrölte "Recessional".
"Cut" bietet kurzweilige Unterhaltung mit skurrilen bis schrägen Lyrics, gediegenen und lieblichen Melodien, die eine abgründige Melodik geschickt umgehen. Eine Menge Kauzigkeit, Theatralik und eine exquisite Instrumentierung sorgen für ein besonderes Hörerlebnis in Sachen wohlig stimmender Kammerfolk.
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