laut.de-Kritik

Grandiose Flucht ins eigene Schneckenhaus.

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"My childhood was small, but I’m gonna be big" hieß es noch auf dem Debüt "Dogrel". Seitdem ist viel passiert bei der irischen Band Fontaines D.C.: auf eine weltweite Tour und einen Auftritt beim legendären Glastonbury Festival folgten Lobpreisungen vom BBC Radio und dem NME. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten: Völlig ausgelaugt sagte die Band vergangenen Sommer mehrere Festivals ab, um dem anhaltenden Trubel zu entgehen und in der Heimat an neuem Material zu arbeiten.

Behält man all dies im Hinterkopf, überrascht es wenig, welche Entwicklung der Nachfolger "A Hero’s Death" genommen hat. Vorbei ist die Großspurigkeit, die Frontmann Grian Chatten auf dem Erstling so charmant verkörpert hat. Stattdessen gibt sich die Band introvertiert und verschlossen, der Sound ist düsterer und nachdenklicher. "I don’t belong to anyone, I don’t wanna belong to anyone", wiederholt Chatten im Opener "I Don’t Belong". "A Hero’s Death", das bedeutet das Ende der Fontaines D.C., wie man sie letztes Jahr erleben konnte. Die energetischen Post-Punk-Nummern weichen auf "A Hero’s Death" der Flucht ins eigene Schneckenhaus – und das im besten Sinne.

Anstatt wie zuvor kleine Episoden und Alltagsbeobachtungen zu schildern, setzt Chatten dieses Mal vor allem auf einzelne Zeilen, die mantrahaft wiederholt werden. In Kombination mit den geloopten Melodien ergibt sich so eine unheilvolle Grundatmosphäre. Zeilen wie "Love is the main thing" werden ausgewalzt, bis man ihre Aufrichtigkeit anzuzweifeln beginnt. Chatten hat seit "Dogrel" dazu gelernt und seinen ehemals doch recht repetitiven Gesangsstil um einige Facetten erweitert. Bei "A Lucid Dream" redet er sich zwischen den Zählzeiten in Rage, während sich die Bandkollegen in experimentellen Klängen verlieren. Für "Living in America" lotet er die tiefsten Register seiner Stimme aus.

Generell hat man das Gefühl, dass die Musiker mit "A Hero’s Death" noch mehr zu ihrem eigenen Bandsound gefunden haben. Atmosphärischer klingen die neuen Songs, häufig dienen die E-Gitarren in den Strophen vor allem dazu, noisige Klangflächen zu erzeugen. Als wichtige Einflüsse nennen Chatten und seine Mitstreiter Bands wie Suicide, Leonard Cohen oder Beach House. Die Band wagt sich außerdem an etliche balladenhafte Stücke, die das neue Album durchziehen. "Oh Such A Spring", "Sunny" und "No" erinnern deutlich an die Pogues und lassen "A Hero’s Death" um einiges sanfter enden als den Vorgänger. "A Hero’s Death" ist kein "Dogrel 2" geworden und das ist auch gut so. Fontaines D.C. haben sich weiterentwickelt und nebenbei ein grandioses zweites Album aufgenommen.

Trackliste

  1. 1. I Don't Belong
  2. 2. Love Is The Main Thing
  3. 3. Televised Mind
  4. 4. A Lucid Dream
  5. 5. You Said
  6. 6. Oh Such A Spring
  7. 7. A Hero's Death
  8. 8. Living In America
  9. 9. I Was Not Born
  10. 10. Sunny
  11. 11. No

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