laut.de-Kritik

Die vier Zitronenzüchter urinieren in Bonos Garten.

Review von

Nach Eagle-Eye Cherry strebt jetzt das nächste One Hit Wonder aus den End-Neunzigern nach neuerlicher Aufmerksamkeit. Vor 17 Jahren pflanzten Fools Garden einen Zitronenbaum.

Doch selbst der dickste "Lemon Tree" geht irgendwann zu Grunde, wenn man jahrelang wie wild an ihm rüttelt. Und so blieb über die Jahre nicht viel übrig. Zwar schrieb man sich bis zum Jahre 2007 weiter fleißig die Hände wund, doch an den Erfolg des 95er-Albums "Dish Of The Day", konnte keines der fünf folgende Werke mehr anknüpfen. Nun wollen es die Pforzheimer nochmal wissen und präsentieren mit "Who Is Jo King?" das erste Studioalbum seit sieben Jahren.

Während der Abwesenheit der Band hat sich im Bereich Dreampop eine Menge getan. Ganz oben thronen derzeit die Mannen um Schmuse-Beau Chris Martin. Das scheinen auch Sänger Peter Freudenthaler und seine drei Mitstreiter zur Kenntnis genommen zu haben, denn "Who Is Jo King?" heftet sich in punkto Instrumentierung, Arrangements und Stimmung an vielen Stellen wie eine Klon-Zecke an die Fersen vergangener Coldplay-Werke.

Zwar versteckt man sich beim Opener "Someday" noch hinter experimentellen Elektro-Spielereien, die des Öfteren an anorganisches U2-Material der Vergangenheit erinnert, doch spätestens mit der süffigen Halbballade "How Do You Feel?" klopft das Quartett mit Nachdruck an die Türen des Backstagebereichs der Mainstream-Gladiatoren von der Insel.

Mit Hilfe des Babelsberger Filmorchesters wird mit der ersten Single "Innocence" kurz in Richtung Tanzfläche abgebogen. Jedoch geht das Experiment mit uninspiriertem Bum-Tschak-Beat und innovationslosen Harmonien eher nach hinten los. Weiter geht es mit "Song 4", der sich allerdings aufgrund des völlig überflüssigen Einsteiger-Anhängsels "Don't Speak (The Unbearable Lightness Of Being)", an fünfter Stelle positioniert. Mit langatmigen Vers-Arrangements und Pseudo-Stadion-Attitüde urinieren die vier abermals in Bonos Garten.

"Maybe" schmiegt sich hingegen mit durchgehender Bassdrum und OhhOhh-Chor im Refrain wieder aufdringlich an die Martin-Lenden, ehe das Quartett mit der aufwühlenden Akustikperle "Once" endlich die ersten Eigenständigkeits-Pluspunkte einsammeln kann. Doch die Freude währt nur kurz, denn mit dem instrumentalen Kurzzeitarbeiter "Don't Speak (The Unbearable Lightness Of Being)" und dem unspektakulären Elektro-Rock-Pop-Mix "Shut" präsentieren sich Fools Garden abermals als identitätsloses Airplay-Quartett.

Das zweite Unplugged-Schaffen "Water" setzt nochmal ein melancholisches Ausrufezeichen, bevor sich das letzte Album-Viertel ebenso fade und gehaltlos in den Äther verabschiedet, wie der Großteil des vorangegangenen Comeback-Materials der Baden-Württemberger Zitronenzüchter.

Trackliste

  1. 1. Someday
  2. 2. Don't Speak (The Unbearable Lightness Of Being)
  3. 3. How Do You Feel?
  4. 4. Innocence
  5. 5. Song 4
  6. 6. Maybe
  7. 7. Once
  8. 8. Are You Jo King?
  9. 9. Shut
  10. 10. Water
  11. 11. Reason 3.0
  12. 12. Here Am I
  13. 13. She
  14. 14. Innocence (Radio Edit)

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LAUT.DE-PORTRÄT Fool's Garden

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