laut.de-Kritik
Die 'Stubenhocker' geben uns das Recht auf Faulheit zurück.
Review vonKaum hat uns der Kanzler persönlich in seiner populistischen Art das Recht auf Faulheit abgesprochen, da kommt aus England eine neue Band namens Fug (was man durchaus mit "Stubenhocker" übersetzen kann) daher und präsentiert uns eine Scheibe, die zum Faulenzen geradezu ermuntert.
Bereits mit den ersten Klängen ihres Debutalbums "Ready For Us" schleichen sich Fug in unsere Gehörgänge. Sirenenartig haucht die Sängerin Jess Williams ihr fragendes "ready to go, ready to stay" aus den Boxen. Und, um ehrlich zu sein, zum Weggehen fühlt man sich überhaupt nicht animiert. Eher mag man die Beine hoch legen und weiter lauschen, was Tom Bailey, Bob Sadler und Matt Klose aus dem englischen Nottingham hier fabriziert haben.
Ein bisschen verwirrend ist sie ja schon, diese merkwürdige Mischung aus langsamen Trip Hop Beats, klassischen Streichern, durchsetzt mit zurückhaltenden Bläsersätzen und einer leicht entrückten Frauenstimme. Andererseits haben uns erst vor kurzem Goldfrapp mit einer ähnlichen Mixtur begeistert. Wie bei diesen liegt auch bei Fug der Ursprung in der Filmmusik. Tom Bailey, der musikalische Kopf der Band, war bisher primär als Komponist von Soundtracks für Cartoons und Filme beschäftigt.
Während sich Goldfrapp vor allem auf die schwülstigen Melodien der 70er Jahre bezogen, sind bei Fug die Vorlieben Baileys für die Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts nicht zu überhören. Vor allem die Streicher scheinen es ihm angetan zu haben. Immer dann, wenn ein Stück ohne Gesang auskommt, übernehmen sie die Melodie. Das gerät mitunter allzu süsslich und pappig und die Beats verpuffen wie Luftblasen in einem kochenden Grießbrei.
Der Hörgenuss wird dadurch jedoch nicht zu sehr beeinträchtigt. Prima Kino für die Ohren, dass vom Road-Movie (Thin Air), über die melodramatische Schmonzette (R.F.O.) bis zum Western (El Diablo), diverse Filmgenres in unseren Köpfen wach ruft.
Das Ganze ist größtenteils so gefällig, dass sogar Friedrich Merz daran Freude haben könnte. Der große Widerwortführer und Exrebell hat ja unlängst das Recht auf Faulheit verteidigt, allerdings nur für jene, die es sich auch leisten können. Zu faul zum denken, muss man da vermuten. Zum Schluss deshalb ein anderer Friedrich. Schlegel meinte: "Faulheit ist der Nachschlag zum Paradies".
Und Fug liefern die Musik dazu.
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