laut.de-Kritik
Kauft diese Scheibe und spielt sie FUCKING LOUD!
Review von Mathias MöllerEigentlich müsste man über dieses Album nicht viel mehr sagen als das, was Robin Murray beim Clash Magazine geschrieben hat: "just buy a copy, and PLAY IT FUCKING LOUD." Aber eine so kurze Rezension könnte ich nicht abrechnen, und ich brauche das Geld.
Und so schwelge ich halt in der unendlichen Großartigkeit von Future Of The Left. Denn auch das zweite Werk "Travels With Myself And Another" ist ein hervorragendes Zeugnis der neben Shellac wohl modernsten und relevantesten Noiseband.
Der Opener "Arming Eritrea" narrt den Hörer zwanzig Sekunden lang mit trockenem Klicken auf dem Snare-Rand und gedankenverloren schwebender Gitarre, bevor der typische, völlig verfuzzte Bass einsetzt und Falkous mit seiner unverhohlen hysterischen Stimme auf einen unbekannten Opponenten einbrüllt: "Come on, Rick, I'm not a prize!" Der Frontmann hat schon zu Mclusky-Zeiten kein Blatt vor den Mund genommen, allein, mit welchem Rick er hier abrechnet, erschließt sich nicht. Die sägende Gitarre besorgt den Rest. Das Album ist ein Win, schon nach einer Minute.
"Chin Music" treibt Ohren und alle anderen Sinnesorgane vor sich her, während das schwer stampfende "The Hope That House Built" die rasende Hatz, auf die man sich mittlerweile eingestellt hat, jäh unterbricht. Mit Pathos erfüllt fordert das Trio: "Come join, come join our hopeless cause". Die Titelumkehrung dieses Songs deutet es an: Future Of The Left machen sich einen Spaß daraus, Erwartungen auf den Kopf zu stellen, das Ganze natürlich mit einem gehörigen Schuss Ironie. Hoffnung aus House?
So schwingt sich das lärmende Dreigestirn von Highlight zu Highlight. Schraubt sich in höchste Höhen, nur um abrupt abzufallen, groovt sich durch "I Am Civil Service" und wütet durch das "Land Of My Formers" (hier klingt Falkous nur schwer durch den dichten Gitarrenteppich durch). Absoluter Höhepunkt (neben dem Opener) ist das furiose "You Need Satan More Than He Needs You". Die Rhythmussektion erdrückt den Song, den Sänger, die Zuhörer, die Welt, fast. Falkous jappst den Text und kann sich erst gegen Ende befreien: "But does it fuck like a man?"
Fast schon zynisch leichtfüßig tänzelt danach die Gitarre von "That Damned Fly", als wolle sie die Ohren des Rezipienten herausfordern: Na, hörst du mich noch? Das ist es. Future Of The Left tanzen ihren Fans auf den Ohren rum. Bieten Dada in "Stand By Your Manatee" oder "Drink Nike", ganz ähnlich dem "Kept By Bees" vom Debütalbum. Die drei Briten sind nicht ganz dicht, und das ist genau richtig so. Die Welt braucht solche Bands. Die den Wahnsinn kompromisslos zelebrieren und einen dicken Haufen drauf geben, ob es gefällt oder nicht.
Nach dem fulminanten Schlusspunkt, ach was, Schluss-Ausrufezeichen "Lapsed Catholics" bin ich mir sicher: Die Welt braucht Future Of The Left. Du brauchst Future Of The Left. Ohne Future Of The Left werden wir nicht überleben. Deshalb: Kauf dir die Platte und spiel sie FUCKING LOUD!
17 Kommentare
Klingt ja mehr als vielversprechend, zuhause mal anhören ..
jau sieht ja ganz interessant aus, erstma youtube usw. ^^
die vorab songs waren klasse!
mclusky fehlen mir trotzdem
@Screwball (« ansonsten erscheint mir die wertung etwas überzogen. »):
Nein!
Das ist einfach so genial krank. So irre. Kein Song klingt wie der Andere, nicht mal im Ansatz. Das Ganze ist wirklich nicht harmonisch. Aber gerade das macht es so geil. 5/5 sind absolut gerechtfertigt.
Und ich dachte schon, Rock/Punk/Noise habe keine Daseinsberechtigung. Großartige Band! Andrew Falkous hat nach mclusky definitiv nochmal einen draufgesetzt. Man kann sie gar nicht oft genug loben...