laut.de-Kritik

Als würde man Öl auf Wasser kippen.

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Eigentlich ist der Höhepunkt der Nachfrage nach einem Kollaboalbum zwischen Young Thug und Future schon eine ganze Weile überschritten. Denn während etwa um 2015 mit DS2 und "Barter 6" eine neue Euphorie der expressiven Melodik im Trap Einzug hielt, entwickelten sich die beiden bis heute in einigermaßen verschiedene Richtungen.

Future feiert mit "Future" und "HNDRXX" eines seiner kommerziell erfolgreichsten Jahre und lebt davon, in all seiner kompromisslosen Trap-Rawness einen gewissen Soul gefunden zu haben, der mit griffigen Melodien für überraschend Mainstream-taugliche Momente sorgt. Thugger hingegen befindet sich inzwischen im Feld der völligen Exzentrik, man könnte ihn beinahe als einen Avantgardisten bezeichnen, der seinen Stimmeinsatz Tape für Tape noch überzeichneter, noch grenzüberschreitender gestaltet. Die Melodien auf "Beautiful Thugger Girls" und "Jeffery" wohnen in eigenwilligen Territorien, der Sound gestaltet sich sperriger und ausufernder, steigende Reputation bedingt sinkenden kommerziellem Erfolg.

Führt man sich diese latent verschobenen Perspektiven und Richtungen der beiden Rapper vor Augen, überrascht es weniger, dass "Super Slimey", das so lang geforderte Kollabo-Album, ohne überwältigende Ereignisse verstreicht. Über dreizehn Titel liefert das Duo zwar Qualitätsbanger noch und nöcher, erreicht aber an keiner Stelle einen wirklichen Zustand der Homogenität. Auf jedem einzelnen Titel lässt sich schnell festmachen, welcher der beiden Rapper die Zügel in der Hand hat, der andere fügt sich eher als ein Gastauftritt ein.

"All Da Smoke" könnte eins zu eins ein Leftover von Future mit angepasstem Young Thug sein, "Killed Before" klingt hingegen eher wie eine Ergänzung der "Beautiful Thugger Girls", hier darf Future dann nicht einmal mehr selbst rappen. Beide Tracks sind dementsprechend auch ziemlich fantastisch, insbesondere letzterer geht einen beeindruckenden Grat zwischen Gospel-Gottesdienst und Valentino-Laufsteg.

Dabei bleibt es dann aber auch: Die vielen Fans der beiden dürfen sich über neue Blockbuster freuen, die eben auch fast verlässlich abwechselnd nach den bewährten Formeln der Künstler ablaufen und funktionieren. Die Synergie, der Moment, an dem das Ganze größer als die Summe seiner Teile wird, bleibt bis auf Weiteres aus. Fast genau wie damals, als Drake auf ein paar Future-Songs gastierte und zur Belohnung sogar seinen Namen in die Titelcredits fürs Mixtape setzen durfte. "What a Time To Be Alive"-Vibes gehen aber nur soweit, dass Thugger zumindest zur Hälfte sein eigenes Ding machen darf, aber im Grunde ist das auch nicht das Potential, das die Fans sich von einem Zusammenkommen dieser Größenordnung erhofft haben.

Ein bisschen, als würde man Öl auf Wasser kippen, oder Slime auf Öl, oder Lean auf Slime. Ihr wisst schon. Die beiden Flüssigkeiten behalten ihre Eigenschaften, die Grenzen sind klar abgesteckt, nur Neues entsteht nicht. Schade, denn eigentlich sind wir ja für den Geschmack der Suppe in die Küche gekommen, nicht für den der Zutaten.

Zum Trost gibt es eine ganze Riege Hits. Zum Beispiel "Bartek Water" mit Offset, der in dieser Saison der offizielle Verantwortliche für Migos-Featureparts ist (davor war Quavo, demnächst wird wohl Takeoff dran sein). Da rattert nicht nur jeder einzelne Part, Thugger lässt auch mal wieder außerirdische Tiergeräusche vom Stapel. Wem da noch nicht das Herz aufgeht, dem seien die intensiven "Drip On Me" und "Real Love" empfohlen, in dem Future im vollen Hendrix-Modus an den Kern seines Atlanta-Background geht und Jeffery sich alles Unheil von der Seele jault.

Produktionstechnisch machen vor allem Southside (mit neuem Producer-Tag!) und London On Da Track ihr Ding, versorgen ihre jeweiligen Ansprechpartner mit ihrem zugehörigen Sound. Für Thugger gibt es entweder Songwriter-Gitarrenmusik oder desorientierte, aber spannend aufgefächerte Synthesizer, Future bekommt Erdbeben-808 und Seitenstraßen-Heartbreak. Dass "Future" und "Beautiful Thugger Girls" die jeweiligen Referenzprojekte waren, wird aus allen Perspektiven deutlich. Nur, dass Metro Boomin gänzlich ausgespart wurde, stimmt nachdenklich, aber vielleicht war der zu beschäftigt, sein prestigeträchtiges Vertrauen zweitklassigen Wannabes wie Nav auszusprechen.

Die musikalische Revolution, die man sich Mitte 2015 von einer derartigen Kollaboration versprechen konnte, die bleibt also bis auf weiteres aus. Die Zeichen im Trap haben sich aber auch verändert, und das Album kommt zu einem eigenartigen Zeitpunkt im Schaffen beider Artists. "Super Slimey" wird dementsprechend wohl im ein bisschen enttäuschenden Kaliber von "What A Time To Be Alive" zurückbleiben, vielleicht setzt sich der ein oder andere Titel kommerziell durch ("Killed Before" und "Bartek Water" scheinen dafür die Anwärter zu sein), aber im Grunde gibt es hier nur qualitatives Backenfutter für die Fans.

Trackliste

  1. 1. No Cap
  2. 2. Three
  3. 3. All Da Smoke
  4. 4. 200
  5. 5. Cruise Ship
  6. 6. Patek Water
  7. 7. Feed Me Dope
  8. 8. Drip On Me
  9. 9. Real Love
  10. 10. 4 Da Gang
  11. 11. Killed Before
  12. 12. Mink Flow
  13. 13. Group Home

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