laut.de-Kritik
Wenn die S-Bahn zur Dab-Station wird.
Review von Stefan Johannesberg"Ich möchte wieder zurückgehen zu den Underground-Zeiten, um wieder näher an den Fans zu sein." Du auch, Brudi Futuri? Legionen von Künstler blamierten sich schon mit derlei hanebüchenen Ansagen. Heißt doch back to the roots meistens eher: Back to verwirrt, halbgar und altbacken.
Der Opener "Rent Money" legt davon Zeugnis ab - führt einen aber auf eine falsche Fährte. Gnadenlos-ignorant wütet Future über einen mächtigen Glocken-Banger. Gerichtsstress mit Rocko? Scheidungsprobleme? Alles scheißegal, Hauptsache "the money is comin' in".
Den Folge-Tune "Good Dope" nimmt man nicht wirklich wahr, und "Zoom" zwirbelt sich dank wahnwitzig verquer gelopptem Hypnose-Trap von Southside in die Synapsen. Mehr Underground, mehr Fannähe heißt für Hendrix anscheinend: mehr Hunger, mehr Härte. Klassisch. Auch Promophase, Features oder andere Sperenzchen fehlen.
Die Spur erkaltet jedoch sogleich. Als DJ Spinz für "Draco" wild auf seinem Atari klimpert und Future darüber feine, poppige Melodien legt, hängt man auf einmal mit den Händen in der Luft. Eben pumpte noch das Blut, nun dabbt die gesamte Familie samt Oma durch die Küche.
"Super Trapper" bzw. "POA" feiern ebenfalls den fluffigen Sound. Schlagartig setzt sich die Erkenntnis durch: Future meint mit seinem 'Weg zurück' vergangene "You Deserve It"-Zeiten. Und tatsächlich, nach etwas Diggin in the google wird man fündig: "Die Fans wollen den "Pluto"-Style", erzählt Future dem Billboard-Mag.
"Pluto", Futures Debütalbum, holte den Rapper 2012 aus der Mixtape-Szene in den Mainstream. Catchy Überhits wie "You Deserve It", "Turn On The Lights" oder "Permanent Scar" fehlen trotz Popappeal heuer zwar, doch Metro Boomin, der beste Producer dieser Zeit, schießt wieder mal alles runter. Für "Mask Off" sampelt er Tommy Butlers formidable Flöten aus dem "Prison Song" und kombiniert ihn mit tief wummernden Bässen. Wenn dieser Track übers iphone rollt, wird die S-Bahn zur Dab-Station. Nach Trees Soul Trap und Curren$ys Lounge Trap kommt Metro nun mit Trap Bap.
Future erreicht nicht nur mit dem Gespür für perfekte Beats Jay-Z-Level, auch Flows, Lyrics und Hook-Qualitäten erinnern an Jigga. Jener droppte ja ausschließlich Lyrics über Frauen, Geld, Macht und erzählte beizeiten aus seinem Leben – und begeisterte trotzdem Nerds, Gangster und Partygänger gleichermaßen. Future gelingt dies ähnlich gut, so dass sein fünftes Studioalbum auch nach dem dritten Durchlauf keine Abnutzungserscheinungen zeigt. Es ist besser als "EVOL", kommt aber nicht ganz an "Pluto", "Purple Reign" oder "DS2" heran.
12 Kommentare mit 21 Antworten
dappen = dabben bzw. dabbin', wenn ich mich nicht irre. Ansonsten astreine Review, auch wenn ich noch zwischen 4 und 5 Punkten schwanke und mir bezüglich der Einordnung ins Gesamtwerk noch nicht so sicher bin. Bisher würde ich aber sagen "Future" >> "Evol".
"Es ist besser als "EVOL", kommt aber nicht ganz an "Pluto", "Purple Reign" oder "DS2" heran."
That´s it. Höhepunkte:
POA, I´m so Groovy, Mask Off, Rent Money und Draco...
Auf jeden Fall eine angenehme Überraschung, dieses Überraschungsalbum.
Kann gut sein, dass sich meine Meinung noch ändert, aber nach dem ersten Tag stimme ich der Review größtenteils zu.
Für mich völlig unerwartet, denn ich verfolge Future nur musikalisch und bin ausdrücklich KEIN Fan der Frühwerke. Ich liebe Future für Stücke wie "Deeper Than The Ocean", "Perkys Calling", "Kno The Meaning"(!) oder einfach das komplette DS2 Album. Allerdings ist "Future" natürlich ein eigenständiges Werk und zumindest ich habe den Eindruck, dass der Künstler von damals inzwischen einfach auf einem ganz anderen Level ist.
Und wenn es darum geht, durch den Hip Hop Olymp zu dabben und alles, was darunter passiert, mit geballter Ignoranz wegzudrücken, kann er mich eben doch wieder abholen.
Ohne es mir gewünscht zu haben, ist das auf jeden Fall eine Art von Musik, die ich gerade gebrauchen kann.
Vorsichtige 4/5.
Derbes Teil. Das als Doppel-CD würde mit Biggie, Pac, Bone und Clan um das beste Rap-Doppelalbum konkurrieren.
Jetzt gehts aber los.. lass das mal 20 Jahre altern, dann stellen wir den Vergleich nochmal an.
In 20 Jahren? Still "Lookin Exotic" (produced by 808 Mafia, Jack One und Backing Vocals von Mayer Hawthorne by the way).
Lauti ist ein klassischer Hater.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Ne, habe an keiner Stelle gehatet, nur gesagt, dass es nicht meins ist und man mit solchen historischen Vergleichen mal besser ein paar Jahre warten sollte.
Es gibt Gerüchte über ein 3tes Album, das am Freitag erscheint. Quellen muss ich noch bissl stöbern, aber das wäre ja schon sehr gut.
#futureseason
Weiß nicht wie ich eine solche Release-Offensive finden soll. Stellt sich da nicht schnell Übersättigung ein?
Nein. Best Rapper alive, period!
Wurden aber schon widersprochen... Abwarten. Review ist seit gestern Abend fertig. Es liegt an Dani und Co. "HNDRXX" ist auf jeden Fall... als...
Future und Dende in einer News, absolut ebenbürtig vong Relevanz her:
http://hiphop.de/video/future-rastet-aus-a…
Inwiefern das irgendwie an seine Frühwerke rankommt werde ich wohl nie nachvollziehen. Pluto ist und bleibt sein bestes Album für mich, dicht gefolgt von 56 Nights. Das hier ist irgendwie elendeig wiedergekaut.
Mask Off, Zoom, POA und Poppin Tags sind allerdings 5/5 Sterne Tracks. Yessir.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie man Pluto auch nur annähernd so gut bewerten kann wie FUTURE. Die Weiterentwicklung und Verfeinerung von Soundbild/-ästhetik ist einfach zu krass mMn.
Kann ich wohl nachvollziehen, aber mir fehlt da irgendwie der rohe Anfangs-Hunger von ihm. Das ist mir langsam einfach zu glattpoliert, ohne wirklich weiter nach vorne zu gehen.
Für die Alben der letzten Wochen mag das ja stimmen, aber für DS2? Das war für mich der musikalische (und lyrische) Befreiungsschlag aus dem glattgebügelten Popstar-Korsett, in das man ihn hatte zwängen wollen.
+1 Affe.
Ich hab nichts gegen DS2. Wirklich nicht. Ich mag grob die Hälfte der Songs da drauf. Kann das mit dem Befreiungsschlag auch nachvollziehen, fand den nur auf 56 Nights besser umgesetzt. Aber das war ja "nur" ein Mixtape.
Es ist halt was es ist. Ich mag ja auch 4 Tracks auf diesem Album. Freut mich auch, das ihr so glücklich mit den neuen Alben seid. Bin ich halt nur nicht. Muss ich ja auch nicht.