laut.de-Kritik
In der Königshalle toxischer Männlichkeit.
Review von Yannik GölzWährend ihn manche immer noch bei den Mumble-Rappern einsortieren, wird an anderer Stelle darüber gestritten, ob Future im modernen Rap über oder unter einem Kendrick Lamar firmiert. Der Stiefvater der modernen Trapmusik hat in den vergangenen zehn Jahren mit geradezu absurder Stetigkeit Alben abgeliefert, darunter ein paar der zweifelsfrei besten der Genre-Geschichte: "DS2", "Monster", "56 Nights", die Menge an Klassikern in Futures Katalog gebietet Ehrfurcht.
Auch wenn er aus seiner dämonischen Hochphase um 2015 herausgewachsen ist, hat er dennoch immer noch einiges zu beweisen. "I Never Liked You" liefert über weitere Strecken zwar das gleiche wie besagter Katalog. Aber die Platte zeigt auch, dass Future immer noch nach belieben Hits schreiben und Trapmusik wie eine aufmarschierende Armee klingen lassen kann.
Allein dieser Einstieg: "712PM" samplet einen verstrahlten Vocaloid-Song mit Hatsune Miku-Vocals und fährt darunter diese eruptiven 808-Mörser auf, die Vergleiche zu Intros wie "Thought It Was A Drought", "Never Gon Lose" oder "Rent Money" rechtfertigen. Wheezy macht den Beat, bevor über weite Strecken ATLJacob und Southside übernehmen. Das Team bleibt auf weite Strecken dasselbe, aber warum nicht mehr liefern, wenn die Formel so einwandfrei funktioniert?
Viele versuchen es zwar, aber es macht eben keiner so wie Future. Fast alle Beats bringen diese epische, größenwahnsinnige Klangtiefe mit, mal mit Chören, mal einfach nur mit eklektischen Sampling-Entscheidungen oder gut arrangierten Keys. Es sind die Beats, die gerne sehr schlecht nachgemacht werden. Aber sie werden nie kitschig, sie klingen nie gewollt. Dafür ist Future selbst verantwortlich. Er schafft es immer noch, so viel Schmerz und so viel Paranoia in seine Stimme zu stecken, dass auch im letzten Drittel mögliche Wegwerf-Songs wie "Holy Ghost" oder "The Way Things Going" noch mit der Intensität eines Offenbarungseids anklingen.
Trotzdem bleiben eine Menge Songs auf Anhieb hängen: "Puffin On Zootiez" ist eine Meisterklasse melodischen Trap-Rappens. Future hatte die Melodien schon immer, aber hier klingt er besonders roh und on point. Die Melancholie der Southside-Produktion klingt wie ein sicherer Hit, den man auch einem Lil Baby oder einem Lil Uzi Vert hätte geben können, die Gitarrensamples klingen aber noch wertiger als auf deren Platten. Auf "Wait For U" rekrutiert er Drake für eine Trap-Ballade über ein perfekt geflipptes Tems-Sample.
Für jemanden, der sich so oft in seiner eigenen Toxizität suhlt und es quasi zum Meme erklärt hat, die Bibel der Misogynie geschrieben zu haben, fällt es Future viel zu einfach, sich binnen eines schmerzverzerrten Verses als das gequälte Opfer seiner Umstände zu verkaufen. "Love You Better" könnte als Fallstudie im Gaslighting durchgehen, einfach, weil es so überzeugend klingt, obwohl es zwischen Songs gepresst ist, in denen sich Future cartoonhaft böse über Frauen äußert. Vielleicht ist es diese antiheldenhafte Überzeichnung, die es fast schon wieder irgendwie okay macht. Allein der Albumtitel und das Cover machen ja relativ klar, dass der völlig überdrehte Machismo irgendwo auch die Pointe ist.
Trotzdem fallen ein paar Songs qualitativ ab. "Keep It Burning" mit Kanye West fühlt sich wie ein Überbleibsel irgendeiner "Donda"-Session an, spielt einen interessanten, epischen Beat auf, aber irgendwie fühlen sich sowohl Future als auch Kanye wie Featuregäste auf einem Song ohne Hauptattraktion an. Gunna und Young Thug kommen auf "For A Nut" für einen sehr viel halbgareren Versuch vorbei, "Pushin P" zu reproduzieren. Der Synthesizer, der ab der Hälfte der Parts reingrätscht, klingt zwar ziemlich tight, leider fällt der memetische Appeal aber eher flach. Das zweite Drake-Feature auf "I'm On One" fällt leider formelhaft aus, und Kodaks Gesang auf "Voodoo" mag zuerst interessant wirken, irritiert nach öfterem Hören aber.
Nein, "I Never Liked You" ist kein "DS2". Aber für einen Rapper, der im Grunde seit zehn Jahren nichts anderes macht, als mit der immer gleichen Formel die Playlist von Atlantas Stripclubs zu spülen, bleibt es überraschend genießbar. Songs wie "712PM", "Puffin On Zootiez", "Wait For U", "Holy Ghost" oder der wundervolle Samplebeat auf dem Closer "Back To The Basics" könnten sich in jeder Auflistung seiner besten Songs finden, und auch die weniger einprägsamen Songs erweisen sich nie weniger als grundsolide.
Und im Grunde gibt es auch hier wieder zwei Lager: Wenn man weiß, wie krass ein Future-Album werden kann, dann fühlt sich "I Never Liked You" okay an. Hat man sich aber noch nie mit dem Kerl beschäftigt, dürfte es einen geradezu umhauen, wie gut sogar sein Autopilot funktioniert.
7 Kommentare mit 20 Antworten
Also, wenn man den Ragi mit nem weitgehend bedeutungslosen Schlagbegriff des Studierendenrats Der Ganz Besonders Besonderen der Uni Marburg dazu bringen will, einen Artikel anzuklicken, dann muß man schon früher aufstehen.
Craze würde sagen, Ragism ist ein Hurensohn.
Wuff!
Habe den Hundekot mal gemeldet
nAzI!
Das war's, die Klöten kommen definitiv ab.
Warum denn sowas melden? Ist heute Prinzessinnentag oder wie? Das Hundi will doch nur spielen.
Androhung von Deportation, Kastration und Tötung
q.e.d. alles Nazis hier!
Wau!
Würde ich nie sagen. Ich würde Ragi ja Vieles nennen, aber keinen Hurensohn.
Ach komm, das hast du doch sicher hier schon mal getan.
Schräger Humor in Deutschland.
"Während ihn manche immer noch bei den Mumble-Rappern einsortieren, wird an anderer Stelle darüber gestritten, ob Future im modernen Rap über oder unter einem Kendrick Lamar firmiert."
Ernsthaft? Gibt ja nicht mal zitierte Lines in der Rezi, um diese äußerst steile These zu untermauern.
Die "andere Stelle" ist halt die Gegenwart.
Richtig. Um die 2 irgendwie zu vergleichen, müsste Future mal ein Rapper sein.
Joe Dub digga was laberst du. In welchem Universum ist Future kein Rapper
https://www.laut.de/Future/Alben/I-Never-L…
kacke bleibt kacke...
auch wenn unser yannik natürlich wieder mal 4 sterne verteilt für diesen bedeutungslosen schund...
ich muss mich korriegeren...
nach genauem hinsehen waren es dann doch nur 3 sterne...
Eh ein Wunder, dass er nicht gleich 5 vergeben haben. Ich vergebe 2. Ist kein Totalversagen.
Die Review liest sich halt bis zum vorletzten Absatz nach fünf.
5 sterne + album of the year
Maul du Boomer
Nekrotische Fäden ausgraben ist ganz schönes ü60-im-Netz-Verhalten
Ich reche es Future ja immer etwas an, dass er diesen Sound als einer der ersten hatte, auch wenn dieser dann mit einer der Gründe ist, warum mit moderner Rap so selten zusagt. So richtig feiere ich den Kerl eigentlich nur, wenn er diesen Autotune Singsang in eine melancholische Richtung lenkt. Hardly oder My Savages sind sensationell. Das Album ist aber eher reines monotones Trap Gebrabbel.
Ich finde der Track mit Gunna & Young Thug ist der Beste…Der Beat ballert fett
goat