laut.de-Kritik
Verspielte Indie-Melancholie des Naked Lunch-Bassisten.
Review von Martin LeuteSchön, dass der Naked Lunch-Bassist Herwig Zamernik die Zeit und Muse gefunden hat, sein zweites Soloalbum einzuspielen. Als Fuzzman verlässt er den tragisch-melancholischen Pfad seiner angestammten österreichischen Band und widmet sich nach seinem gleichnamig betitelten 2005er-Debüt erneut dem facettenreichen Lo Fi-Indiepop.
Da ist oft vom "österreichischen Beck" die Rede, beim Hören offenbart sich mir zudem die atmosphärische Nähe zu Bands wie den Eels, Sparklehorse und deutschen Kombos wie Slut oder Miles. Ob mit Gitarren, Hammondorgel, elektronischen Klangflächen oder Bläsersätzen und Chören, Fuzzman kleidet seine eingängig-melodischen Songs so vielseitig wie charmant ein.
Die getragene Melodie von "The Wild Gods" bettet sich in warme Orgelklänge, männliche Gesangschoräle und weiche Bläser, "Love & Laugh" wird von der eingängig geschlagenen E-Gitarre, der Akustischen und satten Drums rhythmisiert. Der einnehmende Gesang Zamerniks und sein Hang zu ohrgängigen Refrains bilden dabei die Basis der Lieder und funktionieren in diesem abwechslungsreichen instrumentalen Kontext jederzeit bestens.
Da geht es auch klar, dass schräge und irritierende Songs wie "When Life Becomes A Handgrenade" und "Disco Man" mit düsterem Sprechgesang und verzerrter Rockinstrumentierung die vermeintliche Behaglichkeit gekonnt durchbrechen. Während eine feine Bläsersektion und eine Mandoline das großartige "Based On Nothing" grundieren, überrascht "Fairytale" mit zarten Pianoklängen zu ebensolchen elektronischen Einlagen und "Sailorman" mit der gezupften Akustischen zu sentimentalem Backgroundchor.
Einen weiteren Höhepunkt präsentiert Fuzzman mit "A Break For The Broken Ones", das mit hymnischem Refrain alle Kriterien eines gediegenen Indiepop-Songs erfüllt. Und wenn das Album mit dem kurzen, aber famosen A cappella-Stück "Liabale" ausklingt, das Fuzzman mit dem Kärntner Chor im kärnterischen Dialekt eingesungen hat, lehnt man sich schmunzelnd zurück und hat diesen Mann und seine unprätenziöse Musik endgültig in sein Herz geschlossen.
"Was war war und schon bald ist alles besser", schreibt Zamernek auf seiner Homepage; und er findet mit diesem großartig arrangierten Werk zwischen Weltschmerz und Aufbruch, zwischen Indie-Melancholie und lausbübischer Zuversicht die ideale musikalische Entsprechung dieser Aussage.
1 Kommentar
großartige alben. alle 3. leider, nehme ich an, hat es wenig aufmerksamkeit bekommen bei den deutschen. jednfalls weniger als naked lunch. würde mich über mehrere rezensionen freuen