laut.de-Kritik

Schmeckt nach Bier und komisch riechenden Zigaretten.

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Gary? Moment mal, da war doch was ... Genau: Gary ist die Band des deutschen Schauspielers Robert Stadlober, die vor acht Jahren ihr Debüt veröffentlichte, mit "Green Trees" einen kleinen Indie-Hit hatte und danach irgendwie ziemlich schnell vom Erdboden verschluckt war.

Genauso plötzlich will die Band jetzt wieder da sein. "One Last Hurrah For The Lost Beards Of Pompeji" heißt das neue Album; das klingt pompös. Hoch gegriffen, als gebe es vor, mehr zu sein, als es eigentlich ist. Dabei kann die neue Gary eine ganze Menge.

Stadlobers Schauspiel-Kollege David Winter, der einst Bass spielte, ist nicht mehr dabei; am Schlagzeug sitzt inzwischen Rasmus Engler, bekannt durch Bierbeben und Herrenmagazin.

Ausgereifter, erwachsener klingt die Band heute - die Einflüsse sind wohl die gleichen wie damals, in der Pubertät: die Lemonheads, Dinosaur Jr., hier und da The Promise Ring.

Richtig schön geschrammelt wird dann auch auf dem Opener "Detroit Destroyed The Trunk Dragon", und kaum hat man sich wieder auf Gary eingelassen, an die Trompete gewöhnt und an der Frauenstimme im Background-Chor erfreut, ist der Song auch schon wieder vorbei – ein kurzer, aber ein gelungener Einstieg.

Ein schöner Gedanke, den Stadlober in der ersten Single, "Leave Me", spinnt: Die Liebste solle ihn doch bitte nicht im Sommer verlassen, sondern gefälligst im Winter – "when I'm down anyway". Trotzdem klingen die Texte auch nach zehnjährigem Bestehen oftmals eher nach den ersten Gehversuchen einer jungen Schulband, und gereimt wird immer noch mit Hilfe des Wörterbuchs: "I break down / Sittin' in the kitchen / Watchin' television / Try to clean the dishes."

Gegen Ende bietet "Dandelion" in dem etwas einheitlichen Brei aus Grunge-Gitarren eine schöne Abwechslung: Wunderbar chatchy, erinnert es an die besten Tage der Strokes, gleichzeitig klingen Gary verspielt wie Vampire Weekend.

"One Last Hurrah For The Lost Beards Of Pompeji" mieft nach der schlechten Luft und den Eierkartons an der Decke im Proberaum. Es schmeckt nach Bier und den komisch riechenden Zigaretten, mit denen man dort einen ganzen Sommer verbrachte, jeden Tag, so lange, bis die Songs saßen, und man beim ersten Auftritt endlich das Mädchen aus der Parallelklasse auf sich aufmerksam machen konnte.

Dass Gary immer noch nach Jugend und dem einen besten Sommer im Leben klingen, bedeutet aber keinesfalls, dass die Band stagniert, sondern lediglich, dass ihr der Charme der Anfangstage nicht verloren gegangen ist.

Trackliste

  1. 1. Destroit Destroyed The Trunk Dragon
  2. 2. Ocean Motion Devotion
  3. 3. Leave Me
  4. 4. John Peel And The Dragon Of Steel
  5. 5. Lead One Dame
  6. 6. Summer Of The Century
  7. 7. Snowy Chalet Whisky Fair
  8. 8. If God Invented The Imbus Popimbus, Then Where Does He Live Now?
  9. 9. Dandelion
  10. 10. Will You
  11. 11. Tchip Tchip Tcherip
  12. 12. My Pace

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