laut.de-Kritik
Für lange Bahnfahrten oder triste Sonntagnachmittage.
Review von Amelie KöpplObwohl sich das Plattencover grau und regnerisch gestaltet, beginnt Gemma Hayes ihr inzwischen fünftes Album überaus euphorisch. "Dreamt You Were Fine" lässt sich auf der Euphoriewelle weitertragen, besitzt aber den ein oder anderen Wermutstropfen. "I searched my whole life looking for a truth, you had it right there but it meant nothing to you", säuselt Hayes ins Mikrofon. Immer entrückter wirkt "Iona", immer trauriger geraten auch Texte. Gemma Hayes' Stimme verschwindet hinter düster voranschreitenden Trommeln, verläuft sich in bis zur Unendlichkeit verzerrtem Gitarrenhall. Mal mehr, mal weniger verschlüsselt, erzählt uns die Irin von der Liebe, vom Fallen und vom Wieder-Aufstehen.
Simple Basstupfen auf einem langsam entstehenden Drumteppich tragen bei "Joy" insgeheim den Albumtitel in sich. "Steal me from a brittle soul, you were the only one I told about the bones and longing for the medicine to stay alive." Die am Anfang vermutete Opulenz in "Dark Moon" verschwindet allmählich völlig hinter still gezupften Saiten und geflüsterten Worten.
Das eigentliche Herzstück der Platte, die neue und sich zugleich vertraut anfühlende Seite, beginnt mit "Chasing" und endet mit "Making My Way Back". Gemma Hayes' Stimme wirkt plötzlich klarer, instrumentell wagt sie einen Kopfsprung in ein Becken voller Synthesizer. "Chasing that will carry me away, something that will make me stay."
Der vorletzte Track vor dem Instrumentalfinale strebt wieder in Richtung Stille. Eine Gitarre, eine Stimme, keine Effekte.
"Bones + Longing" taugt für lange Bahnfahrten oder triste Sonntagnachmittage, an denen das Leben in verregneten Schlieren an einem vorbeizieht. Ständig schwirren Zeilen durch die Songs, in denen man sich finden und verlieren kann. Man kann sich aber auch einfach treiben lassen und den grauen Alltag um sich herum vergessen.
2 Kommentare
Über den ersten Song, Laughter, kann man sich streiten. Mir hatte die Version auf der letzten Platte von ihr besser gefallen. Aber danach wird es dann immer besser. Ganz stark sind dann To be your hones, Chasing und Making my way back ... Wer Gemma Hayes noch nicht kennt, der sollte sich unbedingt ihre erste Platte Night on my side von 2002 anhören!
stimmiges album, lädt zum mehrfachen anhören ein. gerne mehr davon.