laut.de-Kritik
Papa Emeritus' schwarzbunte Live-Messe fürs Wohnzimmer.
Review von Manuel BergerZweimal habe ich Ghost bisher live erlebt. Das erste Mal zu "Opus Eponymous"-Zeiten als Vorgruppe von In Flames sahen sie sich Buhrufen ausgesetzt und Papa Emeritus verfügte nicht einmal annähernd über die Präsenz, die es braucht, um die Bühne des Münchener Zenith würdig zu bespielen. Zu "Meliora"-Zeiten sah das wiederum ganz anders aus: Der, dessen Name nicht genannt werden darf, dirigierte spielerisch eine gut zweitausendköpfige Masse, die einzig gekommen war, um ihm und seinen Ghoulen als Headliner zuzujubeln. Zu welch großartiger Konzertband Ghost mittlerweile herangereift sind, zeigt auch das nach zehn Jahren Bandexistenz eigentlich längst überfällige Livealbum "Ceremony And Devotion".
Den Ansagen nach zu urteilen, die Papa Emeritus einstreut, stammt der Großteil der Songs vom Gig, den Ghost im Sommer 2017 in San Francisco spielten. Mit dem Opener der "Popestar"-EP, zu deren Anlass die Tour stattfand, eröffnen die Schweden ihr Set. Nicht nur wegen der unwiderstehlichen Hook von "Square Hammer" ist man aber sofort im Geschehen. Wesentlichen Anteil daran hat außerdem der publikumsfreundliche Soundmix. Wenn die Band ihre Fans in die Show miteinbezieht, vernimmt auch der Livealbum-Hörer die Antwort sehr deutlich. Produzent Tom Dalgety zeichnete bereits für "Popestar" verantwortlich und arbeitete außerdem für Opeth und Royal Blood. Hier beweist er, dass er auch außerhalb der Studio-Situation gute Arbeit leistet.
Denn was wäre eine Liveplatte anderes als eine Greatest Hits-Compilation, wenn sämtliche "Störgeräusche" ausgemerzt würden? Dalgety schafft einen sehr räumlichen Effekt mit seiner Abmischung. So mogelt sich zwar auch der natürliche Hall des Venues in den Sound, auch das bekommt Dalgety aber recht gut in den Griff. Die Balance zwischen authentischer Atmosphäre und trotzdem klarem, druckvollem Instrumentenklang gelingt hervorragend.
Was die Songauswahl angeht, gibts ebenfalls nichts zu meckern. Alle drei bisher erschienenen Platten kommen zum Zug und zeigen dabei schön, wie Ghost im Lauf der Jahre mehr und mehr Eingängigkeit entwickelt haben. Zwischen hymnischen Tracks à la "He Is" und "Cirice" sorgen fiesere Nummern wie "Con Clavi Con Dio" vom Debüt "Opus Eponymous" für Abwechslung. Wie gut sich die Schaffensperioden Ghosts in stimmige Co-Existenz packen lassen zeigt der fließende Übergang letztgenannten Songs zu "Per Aspera Ad Inferi" ("Infestissumam"). Nicht nur hinter Klang und Auswahl, sondern auch hinter Reihenfolge der Stücke gehört in der Checkliste also ein Haken.
Als kleines Manko erweist sich dagegen manchmal Papa Emeritus' Gesang. In "Pinnacle To The Pit" gerät sein natürlich schon immer leicht ironisch angehauchtes Schnarren zum Quäken. Wenn der Totenpapst in Echtgestalt vor dir im Konzertsaal steht, mag das eher noch zur herrlich überspitzten Show passen, der Direktkontakt fehlt aber eben auf Platte. Leichte Variationen in Duktus und Vortragsweise haben allerdings an anderen Stellen auch Vorteile: "Mummy Dust" zum Beispiel erklingt noch wesentlich aggressiver als in der Albumversion – was vornehmlich am grollenden Fauchen Papas liegt, der hier nur haarscharf am Growl vorbeischrammt.
In der am 1. Dezember 2017 erschienenen Digital-Fassung fehlen übrigens – der "Frisco"-Setlist entsprechend – "Elizabeth" und "Secular Haze". Wer darauf nicht verzichten möchte, sollte warten, bis "Ceremony And Devotion" zwei Monate später auch physisch erscheint. Wir hatten für die Rezension bereits die LP/CD-Version inklusive der beiden Tracks vorliegen. Obwohl die Aufnahmen dazu bei anderen Konzerten stattfanden, fallen sie im Flow des Albums nicht raus – von "Elizabeth" zu "Body And Blood" geleitet Papa mit einer netten Gastronomie-Ansage: "Have you been eating well? Have you been drinking well? This is a song about eating flesh. This is also a song about drinking blood..."
"Ceremony And Devotion" lohnt sich für Fans absolut, bietet es eben Mehrwert zu den Studioalben, statt einfach stur die Songs wiederzukäuen. Das lässt sich wahrlich nicht über jedes Livealbum sagen. Für Neulinge bietet die Platte eine Best-Of-Show und repräsentiert zumindest musikalisch, wofür Ghost stehen. Ein wichtiger Aspekt der Band kommt aber leider zu kurz: Das Visuelle. Warum gerade eine sehr aufs Optische bedachte Truppe, die im Netz auch gerne mit aufwändigen Clips Aufmerksamkeit erregt, beim ersten Livealbum auf eine DVD-Fassung verzichtet, bleibt mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Aber, verehrte Ladies and Genitals, was nicht ist, kann ja noch werden.
5 Kommentare mit 2 Antworten
Ah, die kenn ich doch iwoher. xD Hehe. Cool, dass sie auch Material von Opus Eponymus drauf haben.
peil die band nicht. bin jedesmal auf neue enttäuscht, wenn ich zufällig mal n song von denen höre. erwarte bei der optik schön kalten blackmetal, ns-verweise und heidnische natursounds. so isses halt einfach langweilig.
ist doch viel subversiver, die botschaften in melodische rockmusik a la b.ö.c. zu hüllen.
Kein Wunder, dass sie damals ausgebuht wurden: Das In Flames/Ghost Package macht überhaupt keinen Sinn. Ich liebe beide Bands, wäre aber wohl auch nicht in der Stimmung, um mir innerhalb kürzester Zeit zwei solch unterschiedliche Stile zu geben.
Total überbewertete Band ...
diese band ist völlig überbewertet fast so krass wie nin oder tool! oder auch Faith no more
unterbewertet dagegen sind kid rock, bizkit, korn und natürlich Uncle kracker
Ach du Scheisse... Ghost wäre ja vielleicht noch richtig... aber die Begründung von dir ??
Tool ist überbewertet ?
Junge.... du hast echt keine Ahnung...