laut.de-Kritik

Düsterer und unterkomplexer moderner Metal.

Review von

Musik-Lyrics werden immer simpler, selbstbezogener und negativer - Ghøstkid sind ein gutes Beispiel für die Ergebnisse einer kürzlich von sieben Wissenschaftler*innen veröffentlichten Studie. Dass die Texte einer Nu Metal/Metalcore-Band mit Emo-Einschlag nicht vor Optimismus strotzen, ist klar, jedoch verpacken andere verwandte Gruppen wie From Ashes To New auf ihrem letzten Album Themen wie Leid, Wut oder Herzschmerz eleganter und zugänglicher für verschiedene Altersgruppen.

Alter hin oder her, Sebastian "Sushi" Biesler, der vor der Bandgründung schon zehn Jahre als Frontmann von Electric Callboy hinter sich hatte, fand in diesem Projekt seine Selbstverwirklichung. Nach dem selbstbetitelten Debütalbum folgt vier Jahre später "Hollywood Suicide", das sich düsterer als sein Vorgänger gibt.

Das beweisen insbesondere Songs wie "Valerie", das merklich von Marilyn Manson inspiriert ist, in den knapp zweieinhalb Minuten aber nicht fesselt. Ähnlich belanglos präsentiert sich das pop-rockige Schlussstück "Helena Drive". "She needs the drugs to hold on / She's still trying to hold on / She's searching for somebody, trying to find a place to belong", quetscht Biesler hervor. Originalität geht leider anders.

Positiv überrascht mich "S3x", ignoriert man die Lyrics ("I keep having sex with your soul / But nothing's gonna take away the pain" - ähhh okay?). Die Kombination aus der schleppenden Strophe und dem gescreamten Refrain funktioniert. Auf "Heavy Rain" nehmen Ghøstkid sich ein wichtiges Thema vor, es geht um Manipulation in Beziehungen und um den daraus entstehenden Identitätsverlust. "'Heavy Rain' beschreibt das Gefühl, sich unter dem Missbrauch und der Manipulation durch einen geliebten Menschen zu verlieren. Der Song ist für alle da draußen, die ähnliche Gefühle durchmachen mussten", erzählt Biesler über die Single, die gleichzeitig den stärksten Titel des Albums darstellt.

"Hollywood Suicide" und "FSU" geben mit ihren catchy Refrains gutes Konzertmaterial ab, besonders ersteres weckt mit den Screams auf. Die eröffnen auch "Black Cloud", das allerdings nicht so mitreißt. Auch bei "Bløød" will der Funke nicht so recht überspringen. Im Allgemeinen wirkt das Drumming oft sehr simpel und die Parts ohne Cleangesang mitsamt Untermalung sehr ähnlich. Hoffnung verspricht das groovy Riff im Intro von "Dahlia" - bis auf das etwas sehr abrupte Ende wird diese auch nicht enttäuscht.

Schlussendlich fehlt es "Hollywood Suicide" an Komplexität und Wiedererkennungswert. So machen manche Songs kurz Spaß, auf längere Sicht hin verstaubt es jedoch im Plattenschrank oder der Spotify-Bibliothek.

Trackliste

  1. 1. Hollywood Suicide
  2. 2. S3x
  3. 3. Fsu
  4. 4. Heavy Rain
  5. 5. Valerie
  6. 6. Black Cloud
  7. 7. Ugly
  8. 8. Bløød
  9. 9. Murder (feat. Inhuman)
  10. 10. Dahlia
  11. 11. Helena Drive

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1 Kommentar

  • Vor 26 Tagen

    „Alter hin oder her, Sebastian "Sushi" Biel(sic!), der vor der Bandgründung…“

    *Biesler

    Bei mir hätte das Album eher 3-3,5 von 5 Punkten. Finde es in sich ziemlich stimmig und abwechslungsreich. Das Rad muss ja nicht immer neu erfunden werden.