laut.de-Kritik
Nach dieser Qualität strecken sich die No Angels vergeblich.
Review von Michael SchuhDass Castingband-Phänomene vor allem ein nationales Problem darstellen, ist im Großen und Ganzen gut so. No Angels den Deutschen, Abidin den Türken und Lollipop den Italienern. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Selbst die Teen-Sensations aus dem Mutterland des Pop wollte bislang niemand sonst (außer den Iren) hören. Damit soll jetzt Schluss sein. Um die in ihrer Heimat seit 2002 unablässig mit Platinauszeichnungen zugeschütteten Girls Aloud endlich auch auf dem deutschen Markt zu platzieren, scheuchte man das Quintett nun in einen Werbeclip für den neuen Schokoriegel Kitkat. Have a break, buy Girls Aloud. Oder so.
War das nötig? Nein. "Out Of Control", das fünfte Album der Mädchenbande, bietet eigentlich auf ziemlich treffliche Weise das, was man von einer Castingband-CD erwarten dürfen sollte: Gut gemachte Popmusik mit zuckrigen Harmonien unter Ausschluss peinlicher Klischees. Kurz: Musik für nebenbei, die aber trotzdem nicht nervt.
Mission erfüllt. Zwar erfinden die Songs das Genre nicht neu, schmeicheln aber mindestens so zart dem Gehörgang wie das im TV-Spot beworbene Kitkat Senses dem Gaumen. Ob die ansteckenden Elektrobeats in "Turn To Stone" und "Untouchable", der Refrain des treibenden Discostücks "Miss You Bow Wow" oder der 60s Beat in "Love Is The Key"; selbst wenn man aus allen No Angels-Studioalben eine Best Of zimmern würde, käme man nicht an eine solche Qualität heran.
Die Gründe liegen auf der Hand: Mit dem Xenomania-Produktionsteam um Brian Higgins legten Fachkräfte am Girls Aloud-Songwriting Hand an, die sich sowohl mit Dance-Mäusen wie Kylie, als auch mit Dance-Greisen wie den Pet Shop Boys bestens auskennen.
So schaltete Higgins auch blitzschnell, als Tennant & Lowe ihren Song "Loving Kind" verwerfen wollten und überredete sie, ihn den Girls Aloud anzubieten. Deren Version strahlt nun eine Melancholie aus, die man von den Casting-Damen so sicher auch noch nicht gehört hat.
Dass die prominente Songspende aus der Tracklist nicht klar heraus ragt, ist wohl das größte Lob, das man Girls Aloud machen kann. Selbst wenn ihnen gegen Ende ein bisschen die Luft ausgeht. Und dass Cheryl Coles Ehemann Ashley bei Chelsea kickt, übersehen wir an dieser Stelle auch mal großzügig.
6 Kommentare
Die Pet Shop Boys zu überreden ihren Song "loving kind" an Girls Aloud abzutreten war nicht ganz der Fall. In einem Interview hat Neil Tennant betont das er den Song sehr gerne übergeben hat da er der Meinung war das er gut zu den girls passen würde. Die Boys sind nämlich kleine girls aloud fans und die werden schon wissen warum.
der PSB-groupie hat gesprochen
Genau Aber im Gegensatz zu den Boys bin ich kein Girls Aloud Fan
ihr irritiert mich.
ich bekomme fast den eindruck, das taugt was.
kann das sein?
ich meine ok.....von swing ist man ja schon einiges ausreißen vom schöngeistigen gewohnt.
aber wo drückt denn hier der schuh?
der treffliche connaisseur und genießer des wirklich großen pop (a la go-betweens und co) kommt in den letzten wochen so altersmilde rüber. ich mache mir sorgen.
@dein_boeser_Anwalt («
ich meine ok.....von swing ist man ja schon einiges ausreißen vom schöngeistigen gewohnt. »):
diese Aussreisser müssen aber sein sonst wirds doch langweilig.
Girls Aloud ist wirklich nicht schlecht da gibts echt schlimmeres.
Das mit dem "Altersmild" find jetzt aber doch ziemlich lustig... Herr Schuh auch??
Ich find das Album überraschenderweise (=> ich kannte von den Damen vorher noch nichts) ziemlich gelungen, eher eine 4er- als eine 3er-Wertung. Einfach gut gemachte Pop-Musik. Girls Aloud dürften mit das Beste sein, was in den letzten Jahren bei diesen unsäglichen Girl Group-Castings rausgekommen ist.