laut.de-Kritik
Die Soul-Schmalztöpfe entwickeln groovende Eigendynamik.
Review von Stefan JohannesbergDas Glashaus ist momentan die einzige Erfolgskuh des Rödelheimer 3p-Stalls. Folgerichtig wird das Soul-Trio um Labelboss Moses Pelham, Cassandra Steen und Martin Haas zu Weihnachten noch einmal kräftig gemolken. Stellt sich die Frage, warum nach nur zwei Studioalben unbedingt eine Live-CD/DVD unters Pop-Volk gejubelt werden muss. Sind Glashaus on stage wirklich so hörenswert anders?
Vorweihnachtlich fair und milde gestimmt kann die Antwort nur positiv ausfallen. Litten die ersten beiden Werke "Glashaus I und II" teilweise noch unter druckloser, ja butterweicher Belanglosigkeit, so entwickeln die selben Soul-Schmalztöpfe live eine groovende Eigendynamik mit Jamcharakter. Dafür sorgen besonders Könner an ihren Instrumenten wie DJ Release (Turntables), Linda Carriere (Background), Andreas Neubauer (Drums) oder Raphael Zweifel (Cello).
Frontfrau Cassandra blüht vor Publikum ebenfalls merklich auf und lässt ihre schüchterne Zurückhaltung fallen. Sie haucht die Texte nicht mehr leidend ins Mikrofon, sondern erfüllt den Raum zuweilen mit knisternder Spannung und Tiefe ("Solange", "Was immer es ist"). Den Höhepunkt stellt aber eindeutig der Single-Hit "Wenn das Liebe ist" dar. Nur von Klavier und Cello begleitet, ist die Ballade Gänsehaut pur.
Einzig Moses' Spoken Words und Bibelzitate gehen dank des triefenden Pathos und religiöser Beliebigkeit schnell auf die Nerven ("Intro", "Solange", "Land In Sicht"). Zwar bestätigen Ausnahmen die Regel, wie das schöne "Spuren Im Sand" beweist, doch der 3p-Chef sollte sich trotzdem mehr auf das Rappen beschränken. Denn bei "Land In Sicht" und "Flutlicht" sind seine gewohnt energischen Reime sogar das Salz in der Suppe.
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