laut.de-Kritik
Rockige Klänge von den schottischen Pomaden-Depris.
Review von Andreas DittmannMehr als drei Minuten dauert das Intro zum neuen Glasvegas-Album. Sanfte und langgezogene Synthietöne untermalen verschiedene Stimmen und Sprachen, die sich extrem langsam zum ersten richtigen Lied hin steigern. Ein einzelner Akkord zerreißt die aufgestaute Stimmung, das Schlagzeug setzt ein und schon befindet man sich wieder im Jahr 2009.
Wahnsinnig viel hat sich nämlich nicht bei den Schotten getan seit ihrem Debüt. James Allen jammert immer noch mit brüchiger und hoher Stimme in seinem sympathischen Akzent. Einige Melodien erinnern sogar stark an das erste Album.
Auch die hymnenhaften, fast kitschigen Soundmauern, die Glasvegas mit viel Hall aufbaut, sind geblieben. Genauso wie die pathetisch-deprimierte Stimmung. Die vier Schotten machen nicht gerade den Soundtrack zum Kindergeburtstag, eher zum Abschied, zur Trennung, zum Alleinsein und allein fühlen.
Dafür kommen die Drums nicht mehr gar so minimalistisch daher wie auf dem Debüt. Statt simplen Bumm-Tschak-BumBum-Tschak gibt es jetzt etwas größere Beat-Vielfalt. Das liegt wohl an der neuen Schlagzeugerin, die einfach mehr drauf hat, sie macht das Album ein kleines Stück rockiger und schneller.
Bei "The World Is Yours" etwa durchbricht ein Surfer-Rock-Akkord immer wieder die Soundmauer aus Synthies und Tremolo-Gitarre. Die Drums haben, im Vergleich, mehr Anschläge, vor allem auf der Hi-Hat. Damit wird der Sound dichter und grooviger. Allens Stimme schwebt wie früher über dem wuchtigen Shoegaze-Soundkonstrukt.
Durch den vermehrten Einsatz von Piano und Elektrosounds kommt das Album wahnsinnig stadionmäßig rüber. Das merkt man an Songs wie "Euphoria, Take My Hand" oder "Dream Dream Dreaming". Steht dem Quartett recht gut.
Allens wimmernde Stimme kann einem aber irgendwann auf den Sack gehen, die Platte an einem Stück konzentriert anzuhören, fällt schwer. Zumal die Synthiewände im Hintergrund sich fast bei jeden Lied ähneln. Da ist "Lots Sometimes" eine schöne Ausnahme, die sich langsam und stetig in Lautstärke und Geschwindigkeit steigert. In der Mitte bricht das Crescendo schlagartig ab, nur um sich dann wieder bis zum feedbackbegleitenden Finale neu aufzubauen. Trotz einer Länge von über sechs Minuten bleibt der Track spannend und interessant.
Wer das Debüt mochte, wird auch die neue Platte mögen. Die minimalen Veränderungen fallen erst beim dritten oder vierten Durchhören auf. Also alles wie gehabt bei Glasvegas.
1 Kommentar
hoffentlich nicht auch so schmierig-glatt gebügelt wie das debut, die demos waren allesamt viel besser !